[Daydreamer]

Hallo und guten Morgen an alle Alpha-Tiere, Sportscanonen, Olympioniken, KoMiker und Nutzer anderer Marken zu denen mir kein Wortspiel eingefallen ist

Ich hatte am Sonnabend die für mich bisher einmalige Möglichkeit, bei einem größeren Musikfestival, der MTV Campus Invasion, als Fotograf Akkreditiert zu sein. Hier nun der versprochene Erfahrungsbericht nach 6 Stunden in der bunten Welt der Unterhaltung.

Es ist 15 Uhr - Treffpunkt mit der Chefredakteurin in der Nähe des Presseschalters. 15:30 kommt sie endlich, meine Nerven liegen blank und die Schulter schmerzt langsam von der randvoll mit Ausrüstung und geborgter Zweitkamera gefüllten Fototasche. Nachdem wir unsere Pressemappen und die Presseausweise (auf MTV-Deutsch "Media") abgeholt haben - am schicken MTV-Lanyard, ein schönes Andenken - und ich mir noch einen großen Baumwollaufkleber mit der Aufschrift "Photo" auf die Hemdtasche geklebt habe werden wir von einer Mitarbeiterin zum Presseraum gelotst.

Eine abenteuerliche Tour die im Laufe des Tages noch einige Male anstand: Quer übers Festivalgelände, einem großen Parkplatz in der Innenstadt, durch ein Einkaufszentrum -vorbei an Aldi, Bäcker und Zeitungsladen, in ein Bürohochhaus, wo sich der Fernsehsender in der 8. Etage einquartiert hat. Im Presseraum gibt es Snacks, eine Kühltruhe mit Getränken, Tische und Steckdosen - hätte ich den Laptop doch mitgenommen. Naja egal - erst mal in der Pressemappe stöbern. Mir fällt auf, dass einige Stichpunkte mit Trivialem rund um das Festival in Sätze verpackt genau eine Pressemeldung der Lokalprese von gestern ergeben - merkwürdig. Danach etwas Ernüchterung: Anders als ursprünglich angekündigt dürfen wir Fotografen nicht die ersten 3 Songs fotografieren, sondern nur die ersten 2. Dafür hat in letzter Minute die Band "Grand Avenue" noch zugesagt, sodass das etwas ausgeglichen wurde. Vom Presseraum aus konnte man auch ganz gut das Gelände überblicken, leider durch recht dreckige Fenster, weshalb die Fotos von da oben eher ernüchternd ausfielen.

Der Ablauf für die Fotografen war immer der selbe: 10 Minuten vor Beginn des Auftritts einer Band Versammlung im Presseraum, an insgesamt 3 Security-Leuten mit der einzigen Aufgabe, eine Chipkarte vor die Tür zu halten damit sie aufgeht, vorbei auf den "Catwalk" vorm Aldi und dann wieder aufs Festivalgelände, wo wir in den Fotograben gelotst wurden. Hier war es eng, die Zeit war knapp, aber von Horrorstories über Ellbogeneinsatz etc. blieb ich zum Glück verschont.

Man rempelte sich zwar manchmal an, aber im Allgemeinen wurde Rücksicht auf Neben- und Hintermänner genommen (selbst in einer Szene wo der Sänger der Kaiser Chiefs auf einmal von der Bühne sprang, sich auf die Absperrung des Fotograbens stellte und die Fans anfeuerte, was die Sicherheitsleute sichtlich schockierte) . Danach ging es in Begleitung wieder zurück in den Presseraum wo man sich über die ganzen Kameraleute die auf der Bühne das Bild störten aufregte .

Begleitung wurde überhaupt groß geschrieben auf dieser Veranstaltung: Freies Bewegen auf dem Gelände war ausdrücklich untersagt. Zwar konnte man sich in kleinen Gruppen mit Babysitter vom Veranstalter unter die Leute mischen, aber nur in den Umbaupausen - fotos von feiernden Fans waren also nur aus dem Fotograben möglich und da mehr schlecht als recht. Allerdings waren wirklich alle Leute da super Nett und hilfsbereit, sodass die Enttäuschung nicht sonderlich hoch ausfiel - schließlich sah ich es als Privileg und riesigen Glücksfall an, überhaupt dabei sein zu dürfen. Während der Konzerte wurden wir natürlich nicht eingesperrt, aber die Ausrüstung hatte im Presseraum zu verbleiben. So gestaltete sich der Tag im Wesentlichen mit rumlaufen und zwischendurch fotografieren - es wurde gefeiert (Madsen rocken, Kaiser Chiefs erst recht!) und geflucht (Weitwinkel!!! Mehr Weitwinkel!!!), und das nicht nur von mir.

Ich wäre ja gerne noch auf die Aftershow-Party gegangen, aber ohne Begleitung war mir das zu doof. So habe ich eben bis morgens um drei an meinen Bildern gewerkelt, bei vielen bin ich mir immer noch nicht über Beschnitt etc. im klaren.

Was bleibt ist ein unvergesslicher Tag, der meine Leidenschaft für die Fotografie mal wieder in den siebten Himmel gehoben hat.