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Alt 23.09.2022, 23:14   #15
DerGoettinger
 
 
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Es klingt negativer als ich es meine wenn ich sage, dass es ein guter erster Versuch ist. Ernsthaft: es ist in den Bildern schon viel Gutes drin. Lass Dich von meinen Herumgekrittel nicht abschrecken


Bild in der Galerie
Für mich von der Beleuchtung und dem Posing der Models eigentlich das beste Bild. Aber irgendwie bin ich mit dem Zuschnitt nicht wirklich glücklich. Dass das Gesicht der Frau horizontal gesehen so in der Mitte ist, nimmt dem Bild irgendwie ein bisschen die Spannung. Und auch mit der angeschnittenen Hand werde ich irgendwie so nicht warm. Ich frage mich, ob Du nicht noch ein bisschen mehr nach rechts hättest schwenken können, so dass die Hand noch mehr in die linke Ecke kommt. Es wäre noch ausreichend Stoff sichtbar, so dass man das Sakko (und denn Mann) hätte identifizieren können. Gleichzeitig hätte der möglicherweise der leere Raum rechts dem Bild tatsächlich mehr Spannung gegeben. Der Mann blickt ja nach links, und auch in den Blick der Frau kann man eine gewisse Einsamkeit und Verlorenheit hineininterpretieren. Sie sieht zumindest nicht glücklich aus. Und dazu hätte "Leere" in Form von leerem Raum sicher gut gepasst. Oder vielleicht ein bisschen aufziehen, so dass die Hand ganz mit drauf ist (den linken Rand aber so lassen).


Bild in der Galerie
Hier finde ich den Mann etwas "unmotiviert" ausgeleuchtet. Die Frau ist ganz in Ordnung (vielleicht könnte man den hinteren Wangenbereich noch ein wenig mehr Schatten geben in der Nachbearbeitung), aber die Ausleuchtung des Mannes ist sehr unglücklich. Ausgerechnet der unspannendste Teil des Gesichtes, nämlich die hintere Wangenpartie unterhalb der Schläfe ist am hellsten. Daraus ergeben sich für mich mehrere Probleme:
  • Da das eigentliche Gesicht im Dunkeln liegt, sind die Emotionen, die das Gesicht widerspiegelt, für mich ebenfalls nicht sichtbar.
  • Da die hintere Wangenpartie heller ist als das vordere Gesicht, ist es doch wieder ein "Lichtpunkt", zu dem ich hinsehen muss. Das wiederum lenkt mich von der Frau ab.
Die Frage ist, ob man - möglicherweise mit einem Bouncer - etwas Licht ins Gesicht hätten bringen können, um es etwas aufzuhellen. Oder in der Nachbearbeitung die hellen Stellen im Gesicht des Mannes abdunkeln. Das könnte möglicherweise spannend sein, weil die Lücke zwischen den Gesichtern genau in der Mitte des Bildes ist, so dass man eine eindeutige hell-dunkel-Teilung hätte.


Bild in der Galerie
Insgesamt nicht schlecht. Aber auch hier ist mir das Gesicht des Mannes zu dunkel. Und: Hals- und Kinnbereich des Mannes sind noch dunkler. Deswegen funktionieren meines Erachtens auch die SW-Umwandlungen nicht. Und dann natürlich die Glaubensfrage: wäre es nicht besser, beide Models auf gleicher Höhe zu haben? Noch eine kleine Petitesse: die Frau neigt ihren Kopf von der Kamera wer, der Mann zur Kamera hin. Mir wäre es beim Fotografieren wahrscheinlich auch nicht aufgefallen. Jetzt beim Betrachten aber schon.


Bild in der Galerie
Die Idee an sich gefällt mir sehr, aber möglicherweise hätte eine andere Treppe der Bildidee besser getan. Auch wenn es nicht viel ist, was drumrum zu sehen ist, so lenkt es mich doch ab. Das Holz vorn rechts sticht mir ins Auge, der nicht ausgerichtete Zaun auf der Mauer lenkt mich ab, und auch der Kontrast zwischen der hellen Betonmauer und der dunklen Hecke davor ist mir zu präsent. Der Hintergrund ist auch nicht weit genug weg, um ihn in der Unschärfe verschwinden zu lassen. Und dadurch funktionieren für mich dann auch einige eigentlich sehr gute Motivideen nicht. Zum Beispiel der Regenschirm: Obwohl er blau ist, verschwindet er fast aus den Augen, weil die Hecke ähnlich dunkel ist. Das bisschen weiße Hose rettet es für mich nicht. Eigentlich gefällt mir auch, dass die beiden Models nicht so dicht beieinander stehen. Aber der Eindruck der Weite, der sich daraus hätte ergeben können, verliert sich eben dadurch, dass der Hintergrund doch wieder so "eng" dahinter ist. Eine Treppe, deren Ende man nicht sieht bzw. bei dem sich ein wirklich unscharfer Hintergrund ergibt, wäre aus meiner Sicht besser. Und gut wäre es dann noch, wenn der Hintergrund von der Helligkeit homogener wäre. Dann würde man auch den dunklen Schirm gut sehen.
Beim weiblichen Model fehlt mir irgendwie etwas Spannung in der Körperhaltung, obwohl der weite Schritt über mehrere Stufen hinweg eigentlich gar nicht so schlecht ist. Vielleicht ist die Haltung der Arme. Die Hand des hinteren Arms hält den Mantel, ist für mich also ein "aktiver Arm". Aber außer ein wenig Fingerkuppen sieht man davon nichts. Der rechte Arm hingegen - ausgerechnet der, den man in Gänze sieht - hängt ein wenig unmotiviert herab. Und: unten ist das weibliche Model zu spack am Bildrand. Da wäre etwas mehr Raum hilfreich gewesen.


Bild in der Galerie
Auch ein gutes Bild. Ich bin noch uneins mit mir, ob es mich stört, dass das Bild nicht ausgerichtet ist, oder nicht. Auch könnte man mal probieren, ob das Bild nicht mehr wirkt, wenn man von den hellen Flecken im Hintergrund etwas wegnimmt. Unmittelbar oberhalb der Schulter ist eine helle Linie, die mich zumindest stört.


Bild in der Galerie
Hier wäre mir der Hintergrund zu hell. Das Bild lebt eigentlich vom Kontrast zwischen dem Licht von oben und der Dunkelheit der Umgebung. Aber das verliert sich dadurch, dass der Hintergrund eben nicht dunkel ist. Vielleicht hätte man hier auch noch ein bisschen mehr mit den Armen und/oder Händen machen müssen. Auf dem Bild mit dem männlichen Model konzentriert sich alles auf das Gesicht. Arme sind gar nicht sichtbar. Hier aber schon. Aber irgendwie sind sie für mich dann doch nicht Teil der Komposition. Vielleicht hättet Ihr einmal ausprobieren können, dass sie ihren rechten Arm nicht nach unten gegen die Wand lehnt, sondern dass sie ihn hoch nimmt. Das Gesicht ist ja schon recht weit von der Wand weg, so dass der Arm sicher keinen Schatten auf ihr Gesicht geworfen hätte. Und mich irritiert ihr Blick. Wohin schaut sie? Der Mann schaut ins Licht und damit aus dem Bild 'raus. Bei der Frau hab ich den Eindruck, sie schaut auf einen Ziegelstein vor ihr. Nur: warum? Ich könnte mir vorstellen, dass allein schon der direkte Blick in die Kamera hier spannender gewesen wäre.

So, ich hoffe, Da hast nicht den Einsruck, ich würde kein gutes Haar an den Bildern lassen. Ich finde die Bildideen, die Du hattest, eigentlich alle sehr gut. Ich spüre diese Diskrepanz zwischen Nähe und Leere im ersten Bild, ich mag diese Rücken-an-Rücken-Bilder, und ich mag auch die grundsätzliche Komposition des Treppenbilds. Und ich gebe zu, ich wäre vielleicht nicht auf die Idee gekommen, dieses (Straßen)-Licht von oben an der Ziegelmauer als spannende Beleuchtung zu erkennen. Insofern: trotz aller Krittelei von mir ist schon viel Gutes in den Bildern!
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"Die ersten 10.000 Bilder sind die schlechtesten" - wahlweise Henri-Cartier Bresson, Jackson Pollock oder Helmut Newton zugeschrieben

Geändert von DerGoettinger (24.09.2022 um 16:40 Uhr)
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