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Alt 29.01.2022, 17:20   #65
Robert Auer

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Ich möchte nochmal im Zuge einer Zusammenfassung über meine bisherigen Herangehensweisen bei der Adaption von Sony KB-Kameras als Rückteile an meine 4x5“ Sinar-Kameras informieren. Für welches Modell ich eine F/F2 oder P/X/P2 verwendet habe, ergab sich eher zufällig aus der Reihenfolge meines Tuns und meiner jeweiligen Materialverfügbarkeit. Meine Prämisse bezüglich F oder P: wenn das Gewicht nicht die Rolle spielt, dann immer eine P/X/P2 wegen des höheren Komforts.
Modell 1:
Bei meiner Sinar X/P, die ich ausschließlich im Studio (entweder mit längeren Brennweiten oder für Nahaufnahmen) nutze, hatte ich zunächst einfach nur das analoge Rückteil durch eine Platine mit aufgesetzten Anschlussbajonett für meine DSLMs ersetzt. Dabei hatte ich – um den störenden Griffwulst der KB-Kameras zu überbrücken - zunächst (umgedreht verwendet) eine versenkte Linhof Technika-Platine eingesetzt. Dies, damit das Anbringen des Kamera-Bodys so nahe wie möglich und ohne eine Drehbewegung zum Einrasten des Bajonetts erfolgen kann. Die Kamera wird zuerst auf der kleinen (99x96mm) Platine arretiert und dann diese Kombination in die Adapterplatine eingesetzt.
Man kann natürlich ohne eigene Bastelei, eine solche (auf längere Brennweiten oder den Nahbereich beschränkte) Lösung auch fertig zukaufen, z.B. hier: Just Together - DSLR to View Camera (just-together.de)
Da auch meine Lösung mit der Technika-Platine den Einsatz von WW-Objektiven wie das Super-Angulon 5.6/47mm durch Kollisionen mit dem hinten auskragenden Objektivteil zu sehr begrenzte, habe ich diese Lösung sehr bald gegen die in den anliegenden Bildern gezeigte Bauweise ersetzt. Diese Änderung erforderte allerdings wegen der (zumindest bei Sony-Kameras) nahe am Bajonett liegenden Bajonettentriegelungstaste den Einbau einer Entriegelungshilfe – einen drehbaren Auslösering. Der größere Trichter ermöglicht jedoch auch mehr Bewegungsfreiheit für WW-Objektive (also für GF-Objektive mit kurzem Auflagemaß und weit auskragendem hinteren Linsenelement).

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Modell 2:
Bei meiner Sinar F2 wollte ich meinen Fokus auf mehr Weitwinkelfähigkeit durch eine Minimierung des Auflagemaßes legen. Dies gelang durch eine „Versenkung“ des Griffwulstes meiner Sony A7III/A7RIV Kameras in die bildseitig eingesetzte Platine (siehe meinen nächsten Beitrag). So kann ich auch das Schneider-Kreuznach Super-Angulon 5.6/47mm auf Unendlich fokussieren und dabei noch gut Tilten und Shiften. Ich habe es mit dieser Adaptionsvariante geschafft, den Sensor meiner Digitalkameras genau in die Bildebene der analogen Mattscheibe anzuordnen. Dies wird bei Sinar (wegen der nur 140x140mm Platinengröße) allerdings mit einer seitlichen Verschiebung aus der Bildachse des Objektivs um 18mm erkauft. Dies kann man jedoch bei der Grundeinstellung der Kamera (an der Bild- oder Objektivstandarte) berücksichtigen sind. Da hier Sinar in diese Richtung 70mm Shift zulässt, kein wirkliches Problem.
Anmerkung:
Den ersten Versuch mit in die rückseitige Platine versenkten DSLM-Kameras habe ich noch mit einer Arca Swiss B 4x5“ Platine aus Metall unternommen. Nachdem sich das System bewährte, habe ich die Platinen auch für Sinar mit OpenSCAD konstruiert und über die PROTIQ 3D-Druckplattform in Anthrazit eingefärbtem Polyamid drucken lassen. Je größer die Platinenbreite einer GF-Kamera, umso geringer ist eine seitliche Verschiebung aus der Grundachse erforderlich.

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Modell 3
Bei meiner P2 wollte ich nun alles Wichtige beachten, d.h. die Achsen sollten zentriert und die Sensoren auf der Bildebene liegen. Dies alles auch, um den hohen Komfort der asymmetrischen Schwenkachsen der Sinar P Serien für die Arbeit nach Scheimpflug zu erhalten. Dazu habe ich von meiner P2 den Rahmen der Bildstandarte ausgebaut und durch einen Kamera-Support ersetzt. Den Balgen habe ich durch einen (wohl aus Asien importierten) Balgen mit Sinar und E-Mount-Anschluss ersetzt. Diesen Balgen konnte ich mit Anschlüssen für Sony, Canon und Nikon gebraucht erwerben, habe ihn allerdings auch schon im engl. Internet gesehen. Sinn des Verzichtes auf den Bildstandartenrahmen ist die bestmögliche Freiheit von Kamera-Body und den eingesetzten Objektiven. Die Befestigung der KB-Bajonette im Balgen musste ich allerdings überarbeiten. Einerseits um diese stabiler zu gestalten und andererseits um ein Verkratzen der in den Balgen hineinragenden Hinterlinsen von WW-Objektiven zu verhindern.
Kenner werden bemerken, dass zur weiteren Optimierung auch vorne bei der Objektivstandarte der Objektiv-Nodalpunkt direkt über der Nullpunkt-Markierung des Gelenkbocks angeordnet sein sollte. Ich vernachlässige diesen Punkt etwas, indem ich zu Gunsten einer optimalen Weitwinkeltauglichkeit meiner Kameras unter 90mm Brennweite mit versenkten (tlws. doppelt versenkten) Objektivplatinen arbeite. Die sich aus dieser Nodalpunkt-Verschiebung theoretisch ergebenden Nachteile habe ich in meiner Praxis noch nicht als nachteilig wahrgenommen.
Für mich ist das die perfekteste Adaption aus allen Lösungen (Modell 1-5)!
Anmerkung:
Dass ich auf den Sinar-Support (Kameraträger Nr 519.21) auch noch einen Panoramakopf geschraubt habe, hat nichts zu bedeuten. Mit dieser Lösung konnte ich am preiswertesten (für 20,- €/St.) die notwendige Höhenlage der Sensor-Mitte erreichen und gleichzeitig auch noch über einen Arca Swiss Fuß die Kamera genau mit Lage des Sensors in der Bildebene befestigen. Bei der Einjustierung auf die Bildebene hilft, dass sowohl die Gelenkböcke der P/X/P2 über eine Nullpunktmarkierung und die Sony-Kameras auf der gleichen Seite über eine Markierung der Sensorebene verfügen.

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Modell 4
Basis ist hier meine Sinar F, die ich aus Teilen aus meiner Krabbelkiste zusammengebaut habe. Bei dieser Variante wollte ich zudem mal ausprobieren, ob und wie man die Erfordernis eines Spezialbalgens (= zur„Direktmontage“ der KB-Kamera am Balgen) umgehen kann und mit preisgünstigen Bordmitteln (Teile aus dem gewöhnlichen Sinar-Standard) trotzdem die Freiheitsgrade der „Bildstandarte“ erhöhen kann. Die Idee, den Rahmen von der Bildstandarte zu lösen und die KB-Kamera direkt auf dem Gelenkbock zu installieren, war die Lösung dafür. Auch hier habe ich aus praktischen und ökonomischen Gründen mit einem Panoramakopf (analog Modell 3) gearbeitet. Das Ganze ist nicht besonders schön, aber sehr gut brauchbar.

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Modell 5
An der Fertigstellung dieser Variante arbeite ich noch, daher kommen die Bilder dazu später. Basis ist auch hier meine Sinar F, die ich bereits für Modell 4 verwendet habe. Geändert wird jedoch der Sinar WW-Balgen II. An dessen Stelle tritt ein konischer Sinar P3 Balgen (100/140mm), an dem auf der 100er Seite die Sony KB-Kamera direkt am Balgen angeschlossen wird. Dies erfolgt in bewährter Weise über eine (umgedreht verwendete) versenkte Linhof Technika-Platine mit einem Sony E-Mount Bajonett. Wobei hier die Verwendung von Standartenrahmen und 140er Platine entfällt aber die Lösung einer auf dem Gelenkbock befestigten KB-Kamera bleibt.
Es wird also so ein Zwischending zwischen Modell 3 und 4. Wie beim Modell 4 entfällt die Erfordernis eines Spezialbalgens (= zur„Direktmontage“ der KB-Kamera am Balgen) und mit preisgünstigen Bordmitteln (Teile aus dem gewöhnlichen Sinar-Standard) werden die Freiheitsgrade der „Bildstandarte“ erhöht.
Da mir der konische P3 Balgen für das Shiften ziemlich unbeweglich erscheint, könnte es alternativ auch eine Sinar C/C2 werden, zumal ich noch einen bislang ungenutzte 4x5“ P2 Gelenkbock rumliegen habe.
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robert uer

Grüße aus Schwerin, der romantischen Sieben-Seen-Stadt in Ostsee-Nähe
(=> nur ~30km zur German Riviera )
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