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Alt 18.03.2009, 22:15   #1
Taniquetil
 
 
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Ultra-Lowcost Blitzauslöser für Minolta 5400HS 5400xi 5200i (Selbstbau Servozelle)

Hier kommt eine Anleitung für den Bau des simpelsten Servo-Blitzauslösers.

Mein Ziel war die kostengünstigste Ansteuerung mehrerer "analoger" Blitze (Minolta 5400HS) durch eine Sony Alpha DSLR.

Mit dieser Anleitung lässt sich auch die wunderbare Blitzanlage für Arme noch günstiger aufbauen.

Die am Markt erhältlichen Servozellen erscheinen mir in Anbetracht der verbauten Bauteile überteuert, vor allem, wenn man (wie ich) viele davon benötigt.

Die folgenden Servozellen sind speziell für den Anschluß an die Minolta Blitze 5400HS, 5400xi und 5200i konzipiert, es sind aber auch Anschlüsse an andere Blitzgeräte denkbar.


Voraussetzungen
-Bastelkenntnisse und Lötkolben erforderlich
-Servozelle *nicht* für höhere Spannungen (ältere Blitze, einige Studioblitzanlagen) geeignet
-keine TTL-Belichtungssteuerung möglich (aber wozu gibt es an der Kamera ein Histogramm? :-)


Vorteile
+kostet fast kein Geld
+Blitzleistung von 1/1, 1/2...1/32 regelbar (Blitz auf normalen Modus stellen, kein WL!)
+kein Adapter am Blitzfuß, sondern Verbindung über externen Anschluß an der Seite des 5400HS. Dadurch kann der praktische Minolta Blitzständer mit Stativgewinde weiterhin verwendet und der Blitz problemlos auf einem Stativ montiert werden
+kein Eingriff ins Innere des Blitzes
+keine Batterie / keine externe Spannungsversorgung erforderlich


Selbstbau Servoblitzauslöser

Grundlegendes: der 5400HS wird ausgelöst (egal ob durch die Kamera oder Blitzauslöser) indem die folgenden beiden Kontakte kurzgeschlossen werden:


-> Bild in der Galerie

Die beiden anderen Kontakte dienen der Datenübertragung und sind hier nicht von Interesse. Die selben vier Kontakte finden sich in einer Buchse an der Seite des Blitzes wieder:


-> Bild in der Galerie

Die Blitzauslösung kann man testen, indem man die beiden Kontakte mit einem (isolierten) Werkzeug kurzschließt. Die Spannungen am Blitzfuss des Minolta 5400HS sind nicht gefährlich, sie betragen nur wenige Volt. Der Blitz nimmt keinen Schaden, wenn man versehentlich die falschen Kontakte kurzschließt (ist mir oft genug passiert). Die Servozelle bezieht den für den Betrieb notwendigen minimalen Strom aus dem Blitz.

An diese Kontakte wird der Servoblitzauslöser angeschlossen. Das Herzstück des Blitzauslösers ist die Fotodiode. Die Funktionsweise ist sehr einfach: trifft Blitzlicht ausreichender Stärke auf die Fotodiode, werden die Kontakte für einen Augenblick kurzgeschlossen = Blitz löst aus.

Notwendige Bauteile


-> Bild in der Galerie

-> Bild in der Galerie

1x Fotodiode (Reichelt-Bestellnummer "BPW 34" 0,50 Euro)
1x Transistor (Reichelt-Bestellnummer "BC 547C" 0,03 Euro)
1x Keramik-Kondensator (Reichelt-Bestellnummer "KERKO 47N" 0,07 Euro)
1x Kohleschichtwiderstand 3,3M Ohm (Reichelt-Bestellnummer "1/4W 3,3M" 0,10 Euro)
1x Kohleschichtwiderstand 1,0M Ohm (Reichelt-Bestellnummer "1/4W 1,0M" 0,10 Euro)
1x Lochrasterplatine (Reichelt-Bestellnummer "H25PR050", reicht für ca.10 Servozellen, also effektiv 0,06 Euro)
1x Stück Klettband oder doppelseitiges Tesafilm (Preis vernachlässigbar)
5cm Schrumpfschlauch, 3-5mm Durchmesser (Preis vernachlässigbar)
1x Filmdose (hat hoffentlich noch jeder in "der Kiste" rumfliegen ;-)
2x kleine Pin-Stecker*
--------------
Gesamtkosten: 86 Cent

*diese Miniaturstecker konnte ich leider in keinem Katalog finden. Ich habe mir damit geholfen, dass ich ein paar Mainboardstecker (Pinstecker) vom PC zerlegt habe. Auf dem Bauteile-Foto sieht man zwei abgeschnittene Miniaturstecker im Originalzustand und zwei weitere schon zerlegt, also nur das Innere. Zur Isolation wird anschließend Schrumpfschlauch drübergezogen und erwärmt.

Der Schaltkreis sieht wie folgt aus:


-> Bild in der Galerie

Der Zusammenbau:


-> Bild in der Galerie


-> Bild in der Galerie


-> Bild in der Galerie


Das fertige System kann in einer leeren Filmdose untergebracht werden.


-> Bild in der Galerie

Befestigung am Blitz ist mit Klett-Band möglich, der Blitzauslöser ist einfach und spurlos abnehmbar.


-> Bild in der Galerie

Der Blitzauslöser wird an den 5400HS angeschlossen, hierbei *muss* die Polarität beachtet werden!

Fertig.


-> Bild in der Galerie

Der "X-Pol" = "rotes Kabel" = "Plus-Pol" = "oben"
Die "Masse" = "schwarzes Kabel" = "Minus-Pol" = "unten"

Test der Anlage z.B. durch einen Kamerablitz.


Zuverlässigkeit - je mehr, desto besser!

Idealerweise sollte der Blitzauslöser direkt angeblitzt werden, damit genug Lichtenergie auf die Fotodiode fällt, damit diese wiederrum den Blitz triggert. Da das nicht immer geht, weil der Kamerainterne Blitz nicht so stark ist, installiere ich auf der Sony Alpha einen weiteren "analogen" Blitz (z.B. 3500xi, 5400HS oder MZ32), der dann immer mit voller Leistung gegen die Decke blitzt. Das funktioniert bei meiner Installation (Decke ist weiss und nur 3 Meter hoch) in 99 von 100 Bildern einwandfrei. Die Fotozelle kann auf den Blitz geklebt und optimal ausgerichtet werden, also auch auf die Decke.

Je mehr externe Blitze beteiligt sind desto besser. Sollte der schwache Kamerablitz nicht alle einzelnen Fotozellen zur Mitarbeit bewegen können, so ist das bei mehreren Blitzen kein Problem. Es reicht, wenn wenigstens einer der Servoblitze anspringt, da dieser einen viel stärkeren Blitz abfeuert, triggert er wiederrum die anderen Blitze. Das ganze funktioniert sogar bei schlechten Lichtverhältnissen (keine direkte Sichtlinie) recht gut nach einem Schneeballsystem. Mit dem Auge sieht man nur einen einzelnen Blitz, für die Kamera sind für den gesamten Vorgang 1/125 Sekunde vollkommen ausreichend.


Hilfestellung:

Sollte der Blitzauslöser gar nicht oder nur sehr schlecht reagieren, z.B. erst beim direkten Anblitzen aus 10cm Entfernung auslösen, so wurde höchstwahrscheinlich an einer Stelle die Polarität vertauscht! Man lernt ja durch Fehler und ausprobieren. ;-)

Vor allem der Transistor und die Fotodiode sind zu überprüfen. Bei der Fotodiode ist das Beinchen, das zum Minus-Pol geht, durch eine kleine Kerbe markiert. Der ganze Blitzauslöser funktioniert nicht, wenn man ihn verkehrtherum an den Blitz anschließt, aber kaputtgehen tut davon auch nichts. Beim Kondensator kennzeichnet das längere bzw. das abgeknickte Beinchen den Minus-Pol. Bei der geringen Kapazität von 47 nF ist es aber nicht schlimm, wenn man ihn verkehrtherum einlötet, er funktioniert trotzdem. Die Polarität an den beiden Widerständen ist egal.


+++ Bitte beachten +++

Es sollte unbedingt beachtet werden, dass diese Anleitung nicht unbedingt für Blitze anderer Hersteller übertragen werden kann. Es gibt Blitze oder Studioblitze mit einer Triggerspannung von bis zu mehreren hundert Volt! Diese Spannungen sind nicht nur für die Schaltung, sondern auch für den Menschen gefährlich! Notfalls vorher nachmessen! Diese Anleitung gilt ausschlichlich für Minolta 5400HS, 5400xi, 5200i, diese arbeiten mit einer niedrigen Triggerspannung unter 6 Volt. Geeignete Schaltungen für höhere Spannungen findet man im Netz. Für eventuell entstehende Schäden jedweder Art übernehme ich keine Haftung!


Für mich ist die Anlage eine gute und preiswerte Lösung, vor allem, weil ich meine alten 5400HS sinnvoll weiterverwenden kann.

Die Nachteile einer solchen Installation sind bereits hier erläuert worden.

Tipp für kurze Nachladezeiten: Blitze mit Sanyo Eneloops bestücken! :-)

Ich würde mich über Rückmeldungen (Verständlichkeit, Verbesserungen, Ideen) freuen!


Viele Grüße,
Taniquetil

Geändert von Taniquetil (19.03.2009 um 22:54 Uhr)
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