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Alt 26.05.2019, 01:34   #24
Tobbser

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1. Mai, der Tag an dem alles kam! Besuch aus der Vergangenheit.

Der, die, das kam!
Auf zwei hatten wir sehnlich gewartet, auf die dritte im Bunde hätten wir verzichten können. Aber alles kam am 1. Mai, dem Tag der Arbeit.

Er, der kam, war Urs Fischer alias der Eidgenoss.

Es, das kam, war unser Gepäck mit allen Instrumenten und Trachten.

Sie, die kam, war die Pest mit einer Quarantäne für Ulgii.

Aber der Reihe nach.

Urs hatte am 27. April noch ein Konzert, sollte am 28. nach UB fliegen und am 30. April weiter nach Ulgii. Eine Woche vor Abflug informierte mich aber HunnuAir, das letzterer Flug gestrichen sei, aufgrund von Wartungsarbeiten am Flugzeug und Urs am 1. Mai nachkommen würde. Die bedeutete zwei Schulkonzerte ohne Urs, siehe Beitrag 2 und einmal zusätzliche Übernachtungskosten, welche aber HunnuAir nach einem Telefonat mit dem Office in UB übernehmen wollte. Urs hatte damit einen freien Tag am äußersten Stadtrand von UB, bevor es für ihn losgehen sollte.

Unser Gepäck war anfangs unauffindbar, aber die Mitarbeiter von HunnuAir sagten bei unserer Ankunft am 26. April, dass es mit dem Flug am 30. April spätestens nach Ulgii kommen sollte. Ich wies sie darauf hin, dass es diesen Flug laut ihrer Mail nicht mehr gab, was verwirrte Blicke und ein paar Telefongespräche auslöste und siehe da, vier Tage vorher erfuhren auch die Mitarbeiter am Flughafen, dass dieser Flug auf den 1. Mai verlegt wurde.
Schuld war ja eigentlich der verspätete Aeroflotflug von Zürich nach Moskau, die behaupteten natürlich das MIAT für den Anschlussflug zuständig sei und damit fürs Gepäck, wovon Miat nichts wissen wollte. Am Ende transportierte HunnuAir unser Gepäck für lau, immerhin sechs Koffer und ein Stroller zusammen 150kg Gepäck, bei erlaubten 15kg pro Person, d.h. 60kg, eine Kostenersparnis von 90 USD. Felix den wir -mit Gepäck- in Moskau getroffen hatte, musste auch nichts bezahlen.

Taritara die Pest ist da.
Alle standen wir am Morgen des 1. Mais zeitig auf, um Urs und unserem Gepäck einen gebührenden Empfang am Flughafen zu bereiten. Sein Flug sollte 8:40 Uhr landen und um 10:30 Uhr hatten wir den ersten Auftritt geplant. Doch sobald wir im Auto saßen, kam die Nachricht von Paul Herger, dass seine Schüler wieder nach Hause geschickt wurden und die Schule geschlossen ist. Auf dem Weg zum Flughafen begann sich das Ausmaß der Geschichte zu zeigen.
Zwei Tote durch Pestinfektion durch den Verzehr von rohem Murmeltierfleisch. Eine Quarantäne auf unbestimmte Zeit ist über Ulgii verhängt worden, wir sollten uns mit Essen und Trinken eindecken, sowie Atemschutzmasken in der Apotheke einkaufen. Wie lange die Quarantäne aufrecht erhalten werde und wie lange die Geschäft offen bleiben würden, könne man nicht sagen. Beim letzten Mal waren es 21 Tage.
Schnell wurde altes Schulwissen ab- und Wikipedia über yersinia pestis befragt. Eigentlich gab es nur zwei Möglichkeiten, entweder ist sie per Tröpfcheninfektion übertragbar oder per Blut/Floh/Verzehr. Ersteres wäre eine Katrastrophe und letzteres ein vermeidbares Übel mit unangenehmen Auswirkungen durch die Nebenerscheinungen, wie die Quarantäne.
Wir konnten erst einmal eh nichts machen und beschlossen Urs einen herzlichen Empfang in der dem scheinbaren Untergang geweihten Stadt zu bereiten.

Die Ankunft verzögerte sich etwas, da alles Gepäck desinfiziert wurde, was Urs auf der anderen Seite der Milchglasscheibe schon einmal irritierte. Als er dann endlich aus dem Ankunftsräumchen heraus durfte, gab es ein großes Hallo und Geschleppe mit dem Gepäck. Wir klärten Urs kurz über die Lage auf und er dachteerst, wir erlauben uns einen schlechten Scherz. Mit zwei vollbeladen Autos ging es in die Stadt zum Hotel, um das weitere Vorgehen zu besprechen.

Es gibt von diesem Tag bis auf ein paar Handybilder keine Aufzeichnungen, aber eines davon wurde das Lieblingsbild der Schweizer Presselandschaft:


Bild in der Galerie

Aufgenommen von einem unbekannten Passanten mit dem Telefon meiner Frau.

V.l.n.r. Sonja, ich mit Finn vor der Brust und Taio im Wagen, beide im Schlaf, Felix, Walti und Urs. Die Kinder ohne Maske, ein Schelm der Böses dabei denkt. Nein, zu diesem Zeitpunkt erfuhren wir, dass die ersten Testergebnisse die Beulenpest als Ursache erkannt hatten und damit eine Übertragung per Tröpcheninfektion ausgeschlossen ist.
Es fiel ein nicht allzu kleiner Stein vom Herzen des Familienvaters.

Da nun alle Schulen auf unbestimmte Zeit geschlossen blieben, disponierten wir mit Hilfe Kuhlchats um. Wir beschlossen mehrere arme Familien zu besuchen, um Ihnen mit einem Ständchen die Spenden aus der Schweiz zu überreichen. Der Besuch eines Waisenhauses wurde ins Programm aufgenommen und ein spontanes offenes (Übungs-)Konzert auf dem großen Platz von Ulgii angedacht. Dies alles natürlich nur, wenn sich die Nachrichten von den Testergebnissen von offizieller Stelle bestätigen lassen sollten. Und das taten sie auch, es wurde sogar angekündigt, sich am nächsten Tag für oder gegen eine Aufrechterhaltung der Quarantäne entscheiden zu wollen.
Ein Hoffnungsschimmer am Horizont, we (still) love Ulgii.


Bild in der Galerie

PS: Heute ein noch schlechteres Verhältnis von Bildern zu Text.

Ich hoffe, es wird nicht zu viel Morgen geht es auch erst einmal für zwei Wochen in die Ferien und ich weiß noch nicht, ob ich erst nachher wieder weitermachen kann.
Ich bedanke mich also an dieser Stelle schon einmal für die bisherige Aufmerksamkeit.
Bis glii, wie der Schweizer sagt.
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