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Alt 05.01.2022, 22:29   #24
Man
 
 
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Zitat:
Zitat von bjoern_krueger Beitrag anzeigen
...Das Prinzip ist ja einfach: Blende auf, Zeit je nach Gegebenheit so kurz wie nötig und so lang wie möglich, und ISO rauf, damit auch Umgebungslicht einfließt, und man nicht die totgeblitzten Gespensterbilder bekommt....
Das ist meiner Meinung nach nicht ganz korrekt (egal mit welchem Kameratyp fotografiert wird).
1) Blende auf = meine Meinung: kann man machen - hierüber wird auch beim Arbeiten mit Blitzlicht die Schärfentiefe gesteuert. Kommt halt darauf an, was man scharf haben möchte und was nicht.
2) Zeit je nach Gegebenheit so kurz wie nötig und so lang wie möglich = meine Meinung: wenn das Motiv überwiegend vom Blitz- statt Umgebungslicht belichtet wird, muss man sich nicht um eine möglichst kurze Belichtungszeit bemühen. Das Motiv wird, selbst wenn es in Bewegung ist, vom Blitzlicht mit rd. 1/50.000stel (bei sehr geringer Blitzleistung) bis 1/1.000stel Sekunde (wenn der Blitz voll gefordert wird) belichtet und damit in der Bewegung eingefroren. Je mehr ein Motivteil vom Umgebungslicht belichtet wird und je näher es an der Kamera ist, desto mehr wird es Bewegungsunschärfe geben.
Beispiel: Motiv (Mensch tanzt) im Vordergrund wird angeblitzt, am Hintergrund kommt kaum noch Blitzlicht an = Motiv ist scharf und hat keine Bewegungsunschärfe (es kann aber zu einer Art verwischtem Schatten kommen, wenn sich das Motiv bewegt und nennenswert vom Umgebungslicht beleuchtet wird), der Hintergrund hat je nach Belichtungszeit/Brennweite Bewegungsunschärfe. Die Bewegungsunschärfe des Hintergrundes kann man, wie üblich, über Verwendung von Stativ oder Steady Shot vermeiden/verringern.
3) ISO rauf, damit auch Umgebungslicht einfließt = meine Meinung: kann man machen, muss man aber nicht. Alternativ kann man die Belichtungszeit verlängern. Eine Langzeitsynchronisierung macht genau das (Belichtungszeit verlängern).
4) und man nicht die totgeblitzten Gespensterbilder bekommt = meine Meinung: nein, das hat mit der ISO erstmal nichts zu tun. Genauso könnt man behaupten, dass eine hohe ISO zu überbelichteten Bildern führt. Um totgeblitze Bilder (z. B. bei Portraits vor dunklem Hintergrund) zu vermeiden, muss man sich um ein angemessenes Verhältnis Blitzlicht zu Umgebungslicht bemühen und, wenn man den Hintergrund nicht taghell haben möchte, die Belichtung nach unten korrigieren. Auch Einstellen einer Belichtungsmessmethode, die auf punktuelle Überbelichtungen reagiert (z. B. Matrix) ist hilfreich.

Meine Vorgehensweise (wenn es hier noch einen interessieren sollte, Text ist ja auch so schon lang genug) mit A99 und A7III mit Sony HVL 60 oder Godox TT685S:
Wenn der Blitz auf der Kamera montiert ist, nutze ich möglichst eine Kombination von direktem und indirektem Blitzlicht. Dafür wird ein Blitzdiffuser (ein popeliger Garry-Fong-Nachbau) verwendet, der das Licht nach oben und gleichmäßig rundum streut.
Verhältnissteuerung Blitzlicht/Umgebungslicht wird auf um die -1 gestellt.
Der Blitz wird als Aufhellblitz betrieben (stellt man im Blitzmenü der Kamera ein).
Ich blitze fast immer TTL (ich bin halt faul).
SteadyShot ist eingeschaltet (für die überwiegend vom Umgebungslicht beleuchteten Bildteile, z. B. den Hintergrund).
Belichtungszeit meist klassisch = 1 / Brennweite Sek (z. B. 1/20stel Sek bei 20mm Brennweite).
Blende meist um die F4,0 bis F/11 - je nachdem, was ich noch in der Schärfenebene haben und wo ich bei der ISO-Höhe Schluss machen möchte.
ISO manuell (beim Blitzen - ohne Blitz arbeite ich meist mit ISO-Automatik) - zusammen mit Blende und Verschlusszeit belichte ich meist auf 0 oder knapp darunter.
Kameramodus meistens in M. Modus A würde auch funktionieren, aber dann müsste ich bei kurzen Brennweiten für mich zu kurze Belichtungszeiten (ich habe den Eindruck, dass dieKamera da erst mit 1/60stel anfängt - selbst bei 12mm Brennweite)
akzeptieren und eine ggf. gewollte Unterbelichtung (wer will den eine geblitzte Nachtaufnahme taghell wiedergegeben haben?) am Belichtungsdrehrad einstellen, statt die Auswirkung in der Belichtungswaage bei Verstellen von Blende/Zeit/ISO zu sehen.
Das funktioniert ganz brauchbar, wenn man tagsüber blitzt.
In der Dämmerung oder nachts ist ein (fast) tagheller Hintergrund häufig nicht gewünscht - dann sollte man die Belichtung insgesamt etwas nach unten korrigieren.
Vorsichtshalber noch ein Hinweis: indoor funktioniert indirektes Blitzen mit dem Blitzaufsatz meist gut (wenn keine sehr farbigen Decken/Wände im Spiel sind - bunt ist da weniger kritisch wie einfarbig), outdor macht das keinen Sinn (was soll die nach oben gestrahlte Blitzleistung reflektieren?) und man wird direkt blitzen (ggf. mit Bouncer/Minisoftbox/vor den Blitz gehaltenes dünnes Papiertaschentuch oder über Bande 45° und herausgezogene Blitzkarte/aufgesteckten hellen Karton oder Bounce Wall, um das Licht nicht streng punktförmig abzugeben) müssen.
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Ich persönlich bevorzuge das Leben (trotzdem).
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