Ja, in den allermeisten Fällen bringt das moderate Nachschärfen der Mikrokontraste von RAWs in Lightroom eine signifikante Verbesserung. Und das gilt auch für Bilder, bei denen sehr wohl der Fokus 100 %-ig sitzt. Damit hat das Schärfen in der Nachbearbeitung auch garnichts nichts zu tun. Ein fehlfokussiertes Bild kann man im Nachhinein nie mit den Schärfereglern zufriendenstellend "reparieren". Insofern kannst du Ditmars Tipp ("Fotografier doch stattdessen einfach scharf") schlichtweg ignorieren.
Die Schärferegler in Lightroom justieren also lediglich die Feinkontraste der Luminanz im Pixelbereich. Stärkere lokale Kontraste lassen uns das Bild schärfer erscheinen.
Mit dem Betrag stellst du ein, wie groß der Unterschied zwischen Hell und Dunkel sein soll; also quasi wie stark überhaupt geschärft werden soll.
Mit dem Radius stellst du ein, ob in einem Umkreis/Bereich von 0,5 bis max. 3 Pixel an den Kontrastkanten geschärft werden soll. Ein zu großer Wert sorgt hier für unschöne Artefakte, sprich helle Umrandungen.
Mit dem Detailregler bestimmst du, wie stark im Bild vorhandene Strukturen (z.B. das Geäst von Bäumen etc.) geschärft werden sollen.
Um es nicht zu übertreiben empfiehlt es sich, immer in der 100%-Ansicht zu schärfen. Die meisten RAWs aus meiner A7III vertragen einen Betrag von 80-100 fast ausnahmslos gut. Du musst das einfach ausprobieren. Achtung: Höhere Beträge verstärken auch den Kontrast des vorhandenen Rauschens, dieses wird also stärker sichtbar.
Für den Radius ist mein Ausgangspunkt bei Landschaftsbildern meist der Wert 1. Sind viele feine Strukturen vorhanden auch schon einmal 0,5. Achtung: Zu große Werte erzeugen hier unschöne Artefakte.
Der Detailwert hängt stark davon ab, welchen Eindruck man erzielen möchte. Sollen alle vorhandenen Strukturen geschärft werden oder vielleicht nur gröber strukturierte Teilbereiche? Es kommt also darauf an.
Einen guten und knackigen Überblick zum Schärfen in Lightroom von Maike Jarsetz findest du z.B. hier:
https://www.youtube.com/watch?v=PG6dJYMeQEw