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Alt 05.01.2024, 18:04   #10
Man
 
 
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Erstmal herzlich willkommen hier im Forum.

Für alle die es eilig haben (oder eine kurze Aufmerksamkeitsspanne haben) meine Empfehlungen:
Ins Hobby Fotografieren eintauchen. Geht am besten über Praxis und Face to Face, z. B. über einen(preiswerten) Fotokurs bei der Volkshochschule. Klar kann man auch über das Internet (Youtube bietet sich da an) alle Informationen erhalten, die man benötigt – allerdings findet man selten genau das, nach dem man sucht und die Kommunikation ist einseitig = man konsumiert nur und kann keine Rückfragen stellen.
Erst wenn man (zumindest grob) weiß, was man tut, weiß man, was man dafür braucht.
Bei teurem Equipment (Kamera, Objektive) bietet es sich an, das erstmal für sich selber zu testen, bevor man viele hundert/tausend Euro darin versenkt.

Jetzt der langatmige Teil: wie komme ich zu meinen Empfehlungen und weshalb sehen die Smartphonebilder so gut aus gegenüber den Bildern aus der „echten“ Kamera?

Mit dem Hobby Fotografieren ist es wie z. B. mit dem Hobby Kochen (um nicht wieder einen Autovergleich zu bemühen): einfach, schnell, ohne großen Aufwand über ein Fertiggericht (Smartphone) oder eher intensiv und kleinteilig über 5-Gängemenü (Kamera mit Wechselobjektiven) mit frischen Zutaten. Ergebnis ist in beiden Fällen etwas zu essen – und je nach „können“ des Kochs schmeckt das Fertiggericht vielleicht sogar noch besser.
Ob ein Bild gut oder schlecht ist, entscheidet jeder für sich selbst. Wenn ich mir ein Bild ansehe, dann fällt mir erstmal das Motiv auf: gefällt mir das abgebildete Motiv, finde ich es angenehm, wenn ich es mir ansehe, kann man eine Aussage dahinter vermuten, passt die gewählte Perspektive zur Bildaussage, wirkt das Bild auf mich harmonisch usw.
Außerdem sehe ich auf die technische Ausführung (da kann man auch etwas hochtrabender Bildqualität zu sagen): ist im Bild das scharf abgebildet, was ich dort scharf sehen möchte, passt die Lichtstimmung/Belichtung zum Bild usw.
SP (Smartphone) und dK (digitale Kamera) arbeiten nach denselben Prinzipien: das zum Zeitpunkt der Aufnahme vorhandene Licht (eigentlich sogar überwiegend nur das reflektierte Licht) wird erfasst (Sensor), elektronisch verarbeitet (in SP/dK, ggf. in der Bildbearbeitung) und als digitale Datei gespeichert.
Es gibt viele unterschiedliche Dateitypen – ich betrachte hier nur 2:
RAW (bei Sony heißt die Dateiendung .ARW) beinhaltet die (analog) vom Sensor kommenden Daten in digitaler Form. Von der Umwandlung analog in digital abgesehen hat hier in der Regel noch keine Bearbeitung stattgefunden. Hier sind noch alle Daten enthalten = ist wie kochen mit frischen Zutaten.
JPG (Dateiendung .jpg oder.JPG oder .JPEG) ist ein genormter Standard für Bilddateien. Er wurde vor Jahrzehnten dazu „erfunden“, um Bilder auf möglichst vielen Endgeräten ohne spezielle Zusatzprogramme ausgeben zu können (SP, Tablet, TV, Monitor usw.) und die Bilddateien klein zu halten. Letzteres wird durch Begrenzung der „Feinheit“ der Bildpunktdarstellung (8 Bit) und (verlustbehaftete) Komprimierung erreicht.

Weshalb liefert das SP auf Anhieb „bessere“ (zumindest ansehnlicherer) Bilder?
SP und dK haben 2 wesentliche (technische) Unterschiede:
SP hat einen gegenüber dK vergleichsweise winzigen Sensor. Das führt einerseits dazu, dass die Bilder vom SP von vorne bis hinten scharf sind (sofern die Lichtverhältnisse das zulassen und die Aufnahme nicht verwackelt ist) und dass zumindest theoretisch das SP bei Aufnahmen mit wenig Licht deutlich anfälliger für Bildstörungen ist. Zum einen rauschen = das Bild wirkt „grieselig“, wie bei einem Schneegestöber (Helligkeitsrauschen) oder als ob jemand Konfetti (Farbrauschen) darüber geworfen hätte, zum anderen sind die einzelnen Bildpunkte auf dem Sensor so winzig, das eine Art Übersprechen stattfindet = bei z. B. einem 128 MP SP-Sensor erscheinen die einzelnen Bildpunkte, wenn man sich das auf einem Monitor in 100% Auflösung ansieht, nicht mehr wirklich scharf.
Würde man die unbearbeiteten RAW-Dateien von einem SP einer dK gegenüberstellen, wäre das SP „unterirdisch“ schlecht.
Wir schauen uns aber keine unbearbeiteten RAW-Dateien an, sondern fertig bearbeitete Bilder, die nenne ich nachfolgend einfach mal .jpg.
Das .jpg ist eine bearbeitete RAW-Datei (egal ob diese vom SP oder dK kommt) und wie gut oder schlecht das Bild aussieht, hängt sehr stark von der vorausgehenden Bildbearbeitung statt.
Hier hat das SP, wenn es nur um anschauen der Bilder z. B. auf einem SP geht, Vorteile, da die Bildbearbeitung beim SP sehr drastisch vorgeht. Wenn das Ergebnis (Bild) stimmt, na und? Wen Kümmert’s?
Das Ergebnis stimmt nur dann, wenn man es eher auf einem kleinen Monitor ansieht Auf einem SP sieht das Bild klasse aus, scharf, brillant, kontrastreich – auf einem großen Monitor oder Fernseher dann eher nicht mehr. Selbst in einem Fotobuch z. B. Din A4 sieht das Bild dann nicht mehr ganz so klasse aus, wie auf dem SP-Monitor. Da schlägt dann die Stunde der dK, wenn man willens und fähig ist, damit zu arbeiten.
Eigentlich einfach und in sich logisch – aber es gibt unzählig viele Sachen zu beachten. Mit der zeit funktioniert der größte Teil davon ganz automatisch, man macht sich darüber kaum noch Gedanken, gibt der dK z. B. eine bestimmte Belichtungszeit, Blende, ISO, Brennweite vor und weiß auch ohne durch den Sucher zu sehen ungefähr, wie letztlich das Bild aussehen wird. Und für vieles gibt es (von mir auch gern genutzte) elektronische Helferlein, die einem einige Teilaufgaben abnehmen, z. B. Autofokus (den man richtig einstellen muss, damit er auch zuverlässig auf das scharf stellt was man haben möchte) oder eine Belichtungsmessung anhand derer die Kamera zur eigenen Auswahl passende Werte der korrespondierenden Werte einstellt. Das SP nimmt einem das auch alles ab – da kann man aber meist keine oder nur wenige Vorgaben machen. Beim SP bekommt man das Fertigessen, bei der dK „kocht“ man mit frischen Zutaten.
Da SP-Bild wirkt gegenüber dK-Bild deswegen (auf einem SP-Monitor) besser, weil es heftigst (automatisch) nachbearbeitet wurde und das Bild auf das Ausgabemedium (SP-Monitor) abgestimmt wurde. Eine dK bearbeitet das Bild, wenn man direkt eine .jpg-Datei aus der Kamera haben möchte, natürlich auch nach. Es wird aber mehr wert darauf gelegt, dass das Bild nicht zu stark bearbeitet wird, um es nachträglich noch gut anpassen zu können und um nicht nur auf einem SP-Monitor gut auszusehen. Natürlich kann man der dK auch „sagen“, dass sie kunterbunte bonbonfarbene Bildchen mit hoher Schärfe (überal) und hohem Kontrast haben möchte, auch bei Ausgabe als .jpg – das sieht aber nicht bei jedem Motiv gut aus. Und wegen der vielen Einstellmöglichkeiten kann man bei einer dK nicht nur vieles korrekt, sondern einiges auch falsch bis unpassend einstellen – diese „Fehlermöglichkeit“ hat man beim SP nicht.
Ist wie beim Lernen vom Fahrrad oder Auto fahren: zuerst wird man davon erschlagen, was man alles möglichst gleichmäßig tun soll (Gleichgewicht halten, lenken, Straße beobachten, auf Verkehrsschilder achten, die Ampel im Blick behalten, vor dem Zebrastreifen halten, Gas geben, bremsen, kuppeln, defensiv fahren, mit dem Verkehr rollen usw.), später ist das Routine und man könnte noch nicht einmal sagen, dass man das alles überhaupt macht.
Also erstmal (wie beim Fahrrad-/Auto-fahren) lernen, am besten mit anderen zusammen (beim Auto z B. mit einem Fahrlehrer) und erst danach Equipment (Objektiv oder Fahrrad/Auto) kaufen, welches zu einem passt.
Neben VHS oder diversen „Fotogurus“ ist auch der Stammtisch eine Anlaufstelle. Die Leute dort wissen, was sie tun und man kann fragen. Wenn es um Equipment gehen sollte (Objektive) gibt es dort bestimmt jemanden, der genau dieses Objektiv hat und nicht nur etwas dazu erzählen kann, sondern es auch mal „zum begrabbeln“ mitbringt. Auch Verabredungen zum gemeinsamen Fotografieren sollen schon vorgekommen sein.

Dann doch noch was von mir zu den Objektiven:
Dein 18-55 Kit und 18-250 “Suppenzoom“ sind vielleicht nicht unbedingt die absolute Qualitätsspitze im Objektivbau – aber man kann auch damit durchaus ansehnliche Bilder machen.
Das 18-135 soll ein tolles Immerdrauf (ein Freund von mir hat es an einer seiner A77II zumindest im Urlaub ständig montiert) sein – bei gutem Licht klasse (wie Kit und Suppenzoom vermutlich auch), bei wenig Licht (indoor, Kirche, Abends) zumindest im Telebereich nicht mehr.
50 F/1,8 für A-Mount habe ich nicht – ich habe in Mount das vermutlich vergleichbare 50 F/1,7. Das ist schon eine tolle Sache, an APS-C aber eher etwas für Portrait (ist an VF bezüglich Bildwinkel vergleichbar mit 85mm). In Innenräumen fehlt es an Weitwinkel (es sei denn, du möchtest tatsächlich nur Portraits fotografieren und nicht den Innenraum selber oder die Person/en als Ganzes), für Vogelfotografie fehlt es an Tele.
Das kannst du mit deinem Kitobjektiv ja leicht feststellen: stell es auf 50 mm ein und fotografiere damit. Mal von der Bildqualität (verwackelt, verrauscht, unscharf usw.) abgesehen: Ist da tatsächlich das auf dem Bild, was du gerne fotografieren möchtest?
Für Innenräume und „Reportage“ bist du bei APS-C mit einem 20mm oder 24mm Objektiv besser bedient. Lichtstarke Objektive in guter Qualität kosten da aber auch im A-Mount noch ordentlich Geld (z. B. Zeis) – aber vielleicht wirst du gebraucht bei Minolta oder Sigma fündig. Zum Ausprobieren tut es auch ein „uraltes“ Sigma 24 mm F/2,8 für vielleicht (geschätzt) 20 Euro.
Vögel und A-Mount – schwierig wegen dem (vergleichsweise gemächlichen) AF. Brennweite kann man da kaum genug haben = schwer und lichtschwach. Das Sony 70-400 gilt als top, ich hatte das Tamron 150-600 und war damit zufrieden. Vögel im Flug sind problematisch (der AF-C ist bei den DSLTs nicht wirklich gut), eher statische Motive wie Vögel an der Vogeltränke oder am Boden sind gut machbar. Stativ ist sinnvoll.
Natur ist alles Mögliche – geht vom Landschaftsbild über Tierpark bis zum Makro. Landschaft allgemein sollte mit deinem 18-55, F/8 und Stativ schon sehr gut machbar sein. Tierpark verlangt gerne nach etwas mehr Brennweite – Tamron 70-300 USD wäre hier ein Kandidat (ist dann eher etwas für freihand, das Objektiv hat keine Stativschelle). 70-200 F/2,8 ist schon nett, aber eher ein Spezialist für Peoplefotografie. Immerhin etwas leichter als das 70-400 oder 150-600, zum einfach immer dabei haben aber dann doch zu unhandlich und schwer. Ich habe es trotzdem wegen hoher Lichtstärke und guter Bildqualität gerne benutzt (aber nicht für Landschaft).
Bei Makro hast du in A-Mount ausnahmsweise mal eine große (und qualitativ hochwertige) Auswahl: geht von 50mm über den Standard um die 100 mm bis zu 180mm. Für APS-C finde ich 50 mm (z. B. Minolta) oder 60mm (Tamron) ganz praktisch – wenn es sich Motive handelt, denen man sich nicht zu nah nähern kann (flüchtende Insekten) oder möchte (Giftschlangen) sollte man eher zu den Telebrennweiten greifen.

Jetzt ist (endlich) Schluss, also lesen beenden und mit fotografieren (wieder) anfangen.
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Das Leben ist hart, ungerecht.......und endet mit dem Tode.
Ich persönlich bevorzuge das Leben (trotzdem).
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