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Alt 27.02.2016, 17:11   #15
perser

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Hier also mal etwas aus Afrika, konkret Äthiopien und noch konkreter die Südregion um den Fluss Omo. Diese Ecke ist noch deutlich unbekannter und isolierter als Nordkorea. Dabei kommt man ohne Probleme hin – im Jeep über staubige Pisten. Übernachtet wird meist im Zelt.

Das Untere Omo-Tal ist so etwas wie ein lebendiges Museum der Menschheit. Denn von dort stammen wir genetisch gesehen alle her. Heute leben dort noch rund 200 000 Menschen, die sich auf ein, zwei Dutzend teils völlig unterschiedlich Völker verteilen. Fast alle haben eine eigene Sprache, eigene Riten und Gebräuche, unterschiedliche Körperbemalungen und Schmuck – und sie reagieren meiste auch unterschiedlich auf Fremde. Männer sind zudem fast immer bewaffnet, inzwischen leider auch schon mal mit einer Kalaschnikow.

Ich beginne mal mit einer Handvoll Fotos von Mädchen und Frauen aus einigen der verschiedenen Völker.

Als erstes Mädchen vom Volk der Arbore. Von ihnen gibt es nur noch 3.000 Menschen, verteilt auf vier Dörfer. Geld spielt in ihrem Leben wie bei den meisten Völkern am Omo noch keine wirkliche Rolle. Dennoch hat es sich bei einigen dieser Ethnien – so auch den Abore – eingebürgert, Geld zu verlangen, wenn sie fotografiert werden wollen. Pro Foto wollen sie dann ein 1 bis 2 Birr, dann sind 4 bis 8 Euro-Cent.
Anfangs stutzt man, erstens weil man das allenfalls aus Marrakesch kennt, zweitens weil man nicht weiß, was sie mit dem Geld wollen. Aber man gibt es gern, auch deshalb, weil es sich so gewissermaßen um einen Deal zum gegenseitigen Nutzen („Win-Win“) handelt. Man ist damit kein Bittsteller und muss auch nicht heimlich aus der Hüfte schießen…


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Das sind Mädchen vom Volk der Beshada. Sie nehmen kein Geld. Ich traf sie auf einem quirligen Markt, auf dem sie sich mit den Hamar und Benna mischen.


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Eine Benna-Frau. Auch sie traf ich auf solch einem Markt. Von den Benna gibt es noch rund 35 000 Angehörige. Sie leben halbnomadisch, weshalb sie von den anderen (sesshafteren) Völkern teils herabgewürdigt werden. Sie bauen sich Hütten aus Holzstangen und Grasmatten.


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Etwas verhärmt und schüchtern, aber dennoch ohne Scheu lassen einen die Dassanech in ihre Dörfer. Sie leben direkt am Omo-Ufer. Auch sie wollen kein Geld, freuen sich einfach, wenn sie fotografiert werden.


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Hier zwei Bilder von Guji-Frauen. Sie gehören zu einer Untergruppe der großen Volksgruppe der Oromo, von denen es noch über 25 Millionen gibt, neben Äthiopien auch in Kenia.


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Hamar-Frauen sind – ebenso wie die Männer –sehr schön und rassig, sie erhielten sich aber sehr eigenwillige Traditionen. So lassen sich die Mädchen, wenn sie ins heiratsfähige Alter kommen, von jungen Männern mit Gerten die nackte Haut blutig schlagen. Das ist sehr gewöhnungsbedürftig für unsereinen. Vorher tanzen sie sich hierzu gruppenweise in Trance.


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Die sehr stolzen Kara sind wieder ein Volk, das sich nur gegen einen kleinen Obolus ablichten lässt. Allerdings haben sie auch mit den schönsten Schmuck aller Völker im Omo-Tal. Erwachsene Frauen stechen sich als Zierde zudem Holzstäbchen durch die Unterlippen


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Am bekanntesten sind wohl die Mursi – nämlich wegen der Tellerlippen ihrer verheirateten Frauen. Man erzählt, damit hätten sie einst begonnen, um sich für Sklavenjäger unattraktiv zu machen. Heute steht solch ein (ziemlich schweres) Tontellerchen, für den die Unterlippe erst gelöchert und dann über Jahre langsam gedehnt wird, als Schönheitsideal. Dafür nehmen die Mursi-Frauen dann auch 5 Birr (20 Cent) fürs Foto. Und zwar jede – also 5 Frauen auf einem Foto gleich 1 Euro…


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Die Woylatta sind stärker städtisch geprägt. Hier vier Mädchen in der Stadt Sodo, der Gebietshauptstadt der Region, in der sie am stärksten vertreten sind. Zumeist sind sie übrigens protestantische Christen.


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