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Alt 09.02.2009, 23:19   #16
konzertpix.de
 
 
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Zum Thema Schärfentiefe im Sucherbild passt nicht mit der im fotografierten Bild überein:

Wer von uns sieht durch den Sucher schon ein genau gleich großes Abbild dessen, was er ohne Sucher wahrnehmen würde ? Niemand - der Sucher zeigt immer ein skaliertes Abbild der Realität. Je nach Brennweite wird dies kleiner als die Realität sein - oder auch mal größer (man denke z.B. an den Blick durch ein Teleobjektiv).

Hat sich eigentlich jemand unter euch schon mal darüber Gedanken gemacht, daß das Auflösungsvermögen unserer Augen begrenzt ist ? Wenn wir eine kleinere Abbildung anschauen und eine größere desselben Motivs, ist doch nur zu klar, daß das größere mehr Details zeigen wird. Ein Straßenschild weit weg von uns zeigt uns schon anhand der erkennbaren Form an, was da vermutlich auf uns zukommen wird. Näher dran werden wir dann auch die Geschwindigkeitsbegrenzung darin lesen können. Umgekehrt wird genau der Schuh daraus, der hier gesucht ist.

Schaut man durch den Sucher hindurch, können somit größere Bereiche scharf wirken als in der Realität. Oder habt ihr noch nie bemerkt, daß ein Bild 1:1 am Monitor angeschaut unscharf wirkt, wenn man es dann aber auf 800x533 Pixel herunterskaliert, es plötzlich knackscharf aussieht ? Oder daß ihr, wenn ihr einen Meterstab vor euch auf den Boden legt, die Einteilung je nach Sehstärke bis hinunter auf die Millimeterskala erkennen könnt, weiter weg gelegt aber nur noch die cm-Teilung zu erkennen ist ?

Selbstverständlich sind die Millimeterstriche nach wie vor vorhanden, nur löst das Auge diese nicht mehr auf, weil sie sich auf einer viel kleineren Fläche zusammendrängen - es wird stattdessen nur noch eine dunklere Färbung zwischen den cm-Strichen geben. Stattdessen erscheinen die cm-Striche wesentlich filigraner. Logisch, auch sie werden kleiner abgebildet.

So, und übertragen auf das Problem hier gilt einfach folgendes: die verkleinerte Abbildung des Meterstabes durch den Sucher ergibt einfach gesagt "weniger Informationen für das Auge" (am Rechner würde man Pixel hierzu sagen) als die 1:1-Darstellung am Monitor. Wenn diese dann heruntergerechnet wird, damit die Darstellungsgröße sich entspricht, dann ergeben sich dank ausgefeilter Interpolationsalgorithmen einfach ein detailreicherer Eindruck, wir erkennen im fotografierten Bild also schon viel früher "mehr Unschärfe" als im Originalbild durch den kleinen Sucher. Und in der 1:1-Betrachtung wundern wir uns, warum die ersten Striche der Skala schon unscharf sind - im Sucher waren doch sogar die ersten drei Striche scharf gewesen...

Und das ist die beobachtete Nicht-Korrelation zwischen der Schärfentiefe im Sucherbild und im Bild am Rechner.

LG, Rainer
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LG, Rainer
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