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Alt 05.11.2008, 12:40   #8
Anaxaboras
Chefkoch, verstorben

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Tag 6 Das Duell

Gestern Abend beim Münchner Stammtisch kam es endlich zu dem von mir schon lange gewünschten „Schlagabtausch“: Die Auflösungskönigin 900 traf auf Nikons Rauschwunder D700.



Unser gemütlich beleuchtetes Stammtischlokal bietet beste Voraussetzungen, um die beiden Vollformat-Kameras bei ISO 1600 gegeneinander antreten zu lassen. Leider hat mir die ISO-Automatik der Nikon einen Streich gespielt: Obwohl ich ISO 1600 vorgegeben habe, hat die D700 munter Werte zwischen ISO 2800 und ISO 6400 gewählt. Das ist Praxis pur .

Zuerst hat die 900 mit CZ24-70/2.8 @3.2 „gefeuert“:


-> Bild in der Galerie
A900 - ISO 1600 - Übersicht

Das rote Quadrat kennzeichnet diesen 100%-Ausschnitt aus der Aufnahme:

-> Bild in der Galerie
A900 - ISO 1600 – 100%-Crop

Der nächste Schuss ging dann an die D700:

-> Bild in der Galerie
D700 – ISO 2800 – Übersicht

Und wieder der gekennzeichnete Ausschnitt daraus:

-> Bild in der Galerie
D700 – ISO 2800 – 100%-Crop

Alle Aufnahmen wurden in RAW aufgezeichnet (bei der 900er stand „High-ISO RM“ auf „aus“) und dann in Lightroom „entwickelt“. Dabei habe ich im Wesentlich nur die Farbtemperatur auf 3000° K eingestellt und unter „Details“ etwas entrauscht (Farbrauschen auf „10“, Luminanzrauschen „20“) sowie leicht geschärft.

Da die Nikon eigenmächtig auf ISO 2800 hochgegangen ist, ist sie bei diesem Vergleich klar im Nachteil. Um so beachtlicher, dass ihr die 900 in Sachen „Rauschen“ dennoch nicht das Wasser reichen kann. Gerade die dunklen, unscharfen Flächen im Hintergrund gibt die D700 deutlich glatter wieder. Dafür reproduziert die 900 Details (z. B. die Haare) sichtbar besser – trotz ihres vergleichsweise stärkeren Rauschens.

In meinen Augen sind 100%-Crops aber nur etwas für Pixelpeeper. Letztendlich zählt das präsentierte Foto. Auf eine Kantenlänge von 1.024 Pixel runtergerechnet, spielt das Thema „Rauschen“ bei beiden Duellanten keine Rolle (siehe Übersichtsbilder).

Wie sieht es aber aus, wenn die Fotos in der Größe A4 gedruckt werden? Um eine Antwort auf diese Frage zu finden, habe ich die Bilddateien beider Kameras auf 29,7 cm für die längere Kante heruntergerechnet und eine Druckauflösung von 300 ppi vorgegeben. Die Bilder der 900 schnurren dabei auf knapp 60% der ursprünglichen Größe zusammen, die Dateien der D700 haben dann noch gut 80% der Originalgröße.


-> Bild in der Galerie
A900 – ISO 1600 – Druckauflösung


-> Bild in der Galerie
D700 – ISO 2800 – Druckauflösung

Noch immer ist die D700 beim Rauschen im Vorteil, doch die große Alpha holt auf. In Sachen „Auflösung“ lässt die 900er jetzt die Nikon noch deutlicher hinter sich als beim Vergleich der 100%-Crops.

OK, wenn die Nikon wie gewünscht bei ISO 1600 geblieben wäre, sähe ihr Ergebnis vielleicht besser aus. Vielleicht aber auch nicht. Denn die D700 hat kein SteadyShot (SS). So reichten der 900er ca. 1/15s Belichtungszeit, während die Nikon auf ungefähr 1/60s runter ging (die genauen Daten habe ich gerade nicht parat). Gut, für Nikons gibt es stabilisierte Objektive. Aber ich glaube, das verwendete 24-70 gehört nicht der VR-Riege an.

Eine Idee davon, wie ein „echter“ ISO-1600-Vergleich hätte ausfallen können, geben vielleicht diese beiden Vergleichsbilder (wieder runtergerechnet auf A4-Druckgröße bei 300 ppi):


-> Bild in der Galerie
A900 – ISO 1600 – Druckauflösung 2


-> Bild in der Galerie
D700 – ISO 1600 – Druckauflösung

Wie schon zuvor läuft es wieder auf die Frage raus: „Rauscharmut oder Auflösung?“. Das Beispiel der 900 zeigt hier für mich, dass die große Alpha bei ISO 1600 die detailreicheren Bilder produziert. Die Nikon konterte mit der „glatteren“ Wiedergabe.

Mein ganz persönliches Fazit aus diesem kleinen Duell: Die 900 lässt sich allen Unkenrufen zum Trotz prima für die Available-Light-Fotografie einsetzen – solange ISO 1600 reichen. Sind höhere Empfindlichkeiten gefordert, trumpft die D700 auf. Ihr Reich ist das Dunkle, die Nacht.

Ich persönlich finde mich praktisch nie in Situationen wieder, in denen ich mit ISO 1600 nicht klarkommen würde – zumal an der Sony automatisch alle Linsen stabilisiert sind. Und wenn doch, gibt es altbewährte Hilfsmittel: Stativ, Blitz etc. Das auch bei runterskalierten Dateien stärkere Rauschen der 900er stört mich weniger als die fehlenden Details bei der D700. Hinzu kommt: Bei gedruckten Fotos spielt das Rauschen nochmals eine geringere Rolle als auf einem superscharfen TFT-Monitor.

Interessieren würde mich jetzt noch, wie sich die neue Canon D5MKII bei diesem Vergleich geschlagen hätte.

Martin
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