Vergleich Sony Alpha 900 vs. Fachkamera
Ich höre einige bereits sagen: Was machst du da? Wie kannst du eine DSLR mit 5 Bilder pro Sekunde mit einer Großbildkamera vergleichen. Da sind sich ja die berühmten Äpfel und Birnen noch ähnlicher.

Aber nachdem ich schon einige Vergleiche der 900 mit KB Film gesehen habe und meiner Meinung nach alle mehr oder weniger deutlich an die 900 als „Sieger“ gingen, obwohl es viele gibt die der Meinung sind, es könnte doch der Film.... und wenn ein besserer Scanner und ein neuer Ektar ....usw. - Bei mir ist es so, dass ich mit der a700 bereits Ausbelichtungen in 50x70 cm erhalte, die ich in dieser Qualität mit KB-Film so nicht mehr hinbekomme. Mir als Landschafts- und Outdoorfan kommt es nicht auf die Geschwindigkeit an. Ob ich nun 5 Bilder pro Sekunde aufnehmen kann oder nur eines pro Minute ist da nicht wirklich von Belang. Mich interessiert das Ergebnis an der Wand. Und das muss groß und von hoher Qualität sein damit es richtig beeindruckend wirkt. Und dafür kann man nie genug MP haben. Von daher denke ich, die 900 könnte sich mal gegen andere Kaliber im Vergleich stellen. Hier also meiner mit meinen bevorzugten Begleitern für draussen und auf Reise: Horseman VH Laufbodenkamera im Format 6x9 und Linhof Technorama 6x12 PC II.
Dieser Test ist auf keinen Fall in irgendeiner Form wissenschaftlich haltbar oder gar als absolut zu betrachten. Im Gegenteil: Das ist einzig und allein mein eigener, persönlicher work-flow, der hier im Ergebnis verglichen wird. Man könnte natürlich noch einige Verbesserungen erzielen, z.B. könnte ich statt eines 160er Portraitfilmes einen Sensia oder Velvia nehmen, aber zum einen liebe ich den Kodak 160VC wegen seiner hohen Farbtontreue, Differenzierung und Dynamikumfang und zum anderen reicht mir seine Vergrößerungsfähigkeit und Detailauflösung vollkommen aus, da meine Bilder etwa zwischen 100 und 150 cm werden. Auch ist er perfekt zum analogen vergrößern geeignet. Ich könnte jetzt einen nassen Trommelscan machen lassen, um das maximum aus dem Negativ herauszuholen, aber das liegt auf Dauer nicht in meinem Budget und mir reicht die Qualität des Nikon bzw. Hasselblad Scanners. Ebenso passen die verglichenen Bildwinkel nur ungefähr zusammen. Beim den Filmkameras ist er größer, so dass er entsprechend beschnitten werden musste. Ich kann halt nur das vergleichen, was ich besitze. Auch wurden die scans etwas kleiner gerechnet um in den 100% Ansichten in etwa auf den Ausschnitt der 900 zu kommen.
Leider kann man hier nur sehr klein gerechnete jpg. Bilder einstellen, auf denen natürlich bei weitem nicht so viele Details wie im Original zu erkennen sind, aber ich hoffe, es ist dennoch einigermaßen vergleichbar.
Wer sich mit all diesen Einschränkungen nicht anfreunden kann, den bitte ich hier mit lesen aufzuhören. Allen anderen, die das akzeptieren können, wünsche ich viel Spaß.
Hier ein Bild der Horseman und der Technorama, die 900 kennt hier wohl jeder.
Die Sony wurde natürlich auf dem gleichen Stativ benutzt, auf dem auch die beiden Großen standen, mit Spiegelvorauslösung und Fernauslöser. Die raw Dateien habe ich im IDC entwickelt und dann mit PS im Format tiff übernommen. Die Aufnahmen habe ich mit verschiedenen Blenden gemacht und mir die jeweils beste zum Vergleich herausgesucht.
Die Negative wurden in einem Fachlabor entwickelt und anschliessend gescannt. Die 9 cm der Horseman auf einem Nikon coolscan 9000ED mit 4000 dpi. Die 12 cm der Technorama auf einem Hasselblad Flextight X5 mit 3200 dpi. Das ist jeweils das maximum der beiden Scanner. Anschliessend wurden sie in PS im Format tiff nur minimal in Helligkeit und ggf. Kontrast bearbeitet, ganz leicht geschärft und erst zum Schluß in jpg transformiert, zum hier einstellen, Ausbelichten bzw. Drucken.
Es treten an:
Sony Alpha 900 mit Sigma 2,8/24 mm super wideII (bei Bl 8) gegen Linhof Technorama mit Schneider-Kreuznach Super Angulon 5,6/58mm XL (bei Bl 16). - Das Sigma ist zur Zeit mein stärkstes Weitwinkel für das System.
Sony Alpha 900 mit Minolta 1,7/50 mm (bei Bl 5,6) gegen Linhof Technorama mit Schneider-Kreuznach Apo Symmar 5,6/135mm (bei Bl 11).
Sony Alpha 900 mit Minolta 2,0/100 mm (bei Bl 8) gegen Horseman VH mit Rodenstock Apo Sironar N 5,6/180 mm (bei Bl 11). Hier konnte ich mir natürlich nicht nehmen lassen, mit der Horseman die Möglichkeit zum shiften auszunutzen. Die Sony habe ich wegen der besseren Bildqualität gerade gelassen, auch wenn die Turmspitze dadurch fehlt.
Gerne hätte ich noch das exzellente 2,8/200 HS verglichen, nur habe ich schlicht kein Großformatobjektiv, das im Bildwinkel einigermaßen dem nahekommt. Faktisch kann ich allerdings keinen Unterschied in der Bildqualität zwischen dem 2,0/100 und dem 2,8/200 erkennen, so dass ein Test mit vergleichbaren Ergebnissen enden sollte.
Mein Fazit: Bei gleicher Ansichtsgröße hält die Alpha 900 mehr als gut mit was die Detaildarstellung angeht. Allerdings geht das nur mit wirklich guten Festbrennweiten. Das 50er und das 100er sind hier schon hervorragend geeignet. Im Weitwinkelbereich fehlt es dann doch deutlich. Gegen ein Schneider Super Angulon hat natürlich jede Spiegelreflex allein schon wegen ihrer künstlichen Brennweitenverlängerung Schwierigkeiten, aber dennoch würde ich mir von Sony eine neue Weitwinkel Festbrennweite wünschen, am liebsten ein Zeiss Distagon (siehe entsprechenden Thread).
Der Dynamikumfang der 900 ist sogar noch etwas besser als bei dem weichen Portraitfilm. Auch wirken die Bilder am Monitor„reiner“. Wer Negative so nicht kennt, erschrickt erstmal wegen des vermeinltich gewaltigen Kornrauschens. Dies fällt bei Ausbelichtungen oder Vergrößerungen allerdings nicht auf (auch ein Grund, warum mir die ewigen Diskussionen übers Rauschen gewaltig auf den Keks gehen). Die analogen Bilder haben mehr Reserven was die Vergrößerungsfähigkeit angeht. Wo die 900 schon bei 100% Ansicht ist sind die analogen erst bei ca. 50%. Hier geht der 900 dann irgendwann schlicht das Volumen aus. Bei den Ausbelichtungen bis 50x70 cm braucht sie sich auch absolut nicht zu verstecken. Bei den Bildern mit 120 cm Breite allerdings kommt sie dann einfach nicht mehr mit. Das deutliche Mehr an Informationen und Pixeln bei den Filmen kommt dann massiv zum tragen. Einzeln für sich betrachtet sind die 50x70 cm Bilder der 900 eine Wucht. Im direkten Vergleich allerderdings fällt auf, dass die analogen etwas ausmacht, was auf dem Monitor so nicht darstellbar ist und wofür es in Photoshop auch keinen Regler gibt. Ich möchte es als „Präsenz“ bezeichnen. Eine Art „mehr an Natürlichkeit“. Hier ist das sauber vergrößerte Negativbild sogar dem gescannten Analogbild noch überlegen. Wer einmal die Gelegenheit hat, eine im Großformat fotografierte Ausstellung zu besuchen, sollte dies auf jeden Fall machen, unabhängig davon, ob ihn das Thema interessiert. Allein die Qualität ist faszinierend.
Ich persönlich werde in Zukunft wohl öfter mal die ein oder andere Große zu Hause lassen und nur die 900 als SLR mit auf Reisen haben. Früher waren die (D)SLR nur Ergänzung, mit der 900 fängt es an, langsam wirklich interessant zu werden. Warten wir auf den Nachfolger mit 50 MP
aidualk