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Alt 01.04.2007, 17:45   #1
HolgerB
 
 
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Beiträge: 1.642
Vergleich: Minolta 1.4/35 vs. KoMi 2.8/28-75

Hallo allemiteinander!

Das Minolta 1.4/35 soll ja angeblich eines der am häufigsten gesuchten Objektive für unser System sein. Gut, das liest man in fast jeder Bucht-Auktion, genauso wie den Hinweis, bei einer Optik handele es sich um das Beste, was jemals von und für Minolta gebaut wurde, daher sollte man auf solche Aussagen vielleicht nicht zu viel geben. Wie auch immer: ich hatte vor einiger Zeit das Glück, eines recht günstig zu finden, doch so richtig bin ich noch nicht zum Ausprobieren gekommen. Wohlan, dachte ich mir, wollen wir es doch mal mit meinem geliebten Standard-Zoom, dem KoMi 2.8/28-75 vergleichen. Obschon mir ein Bisschen mulmig dabei war. Was, wenn das Zoom gar nicht schlechter ist als das 35er?

Als Testbild diente ein Blick vom Balkon (leider etwas schief). Die Bewohner gegenüber mögen mir bitte verzeihen, dass ihre Fassade als Motiv dienen musste, aber man kann ja nichts erkennen!

Hier eine Übersicht:


Ich wählte, wie man sehen kann, drei Bereiche für 100%-Crops. Die Aufnahmen entstanden alle mit AF auf Bildmitte, Blende 1.4 (nur 35er ), 2.8 und 5.6 (beide). Ich fotografierte RAW+JPEG und konvertierte die RAW-Dateien mit RSE mit allen Reglern auf 0 (bis auf die Farbbalance, die ich auf den von der Kamera vorgeschlagenen Wert beließ), also auch ohne jede Nachschärfung.

Die Größe der JPEG-Dateien gibt ja in begrenztem Maße die Gesamtdetailmenge wieder. Daher möchte ich sie auch anführen:

Minolta 1.4/35
f/1.4: 2913 kb
f/2.8: 3389 kb
f/5.6: 3541 kb

KoMi 2.8/28-75
f/2.8: 2988 kb
f/5.6: 3378 kb

Also, los gehts!

Detailwiedergabe in der Bildmitte:


Detailwiedergabe am Bildrand:


Chromatische Aberrationen:


Meine persönliche Auswertung des Tests:
Zunächst einmal war ich erleichtert, dass ich mir das 1.4/35 nicht umsonst gekauft habe. Die Detailwiedergabe in der Bildmitte ist beim 35er ab Blende 2.8 schon beeindruckend und dem Zoom weit voraus. Kunststück - es ist da ja bereits kräftig abgeblendet. Bei f/5.6 sehe ich keine großen Unterschiede mehr.
Am Bildrand stellt sich mir das Bild ähnlich dar, doch das Zoom schlägt sich hier im Vergleich zum 35er besser als in der Bildmitte. Auch hier sehe ich bei f/5.6 keine relevanten Unterschiede.
Die Anfälligkeit für Chromatische Aberrationen finde ich bei einer Optik immer recht störend. Den völlig überstrahlten Bereich in der Bildecke habe ich mir daher genauer angesehen. Während das 35er bei Offenblende (OK, f/1.4 an einem sonnigen Tag ist schon irgendwie brutal...) stark ausfrisst und rosa Farbsäume zeigt, sind diese bei f/2.8 nur noch schwach und bei f/5.6 praktisch ganz verschwunden. Das Zoom muss sich hier geschlagen geben: auch bei f/5.6 bleibt ein deutlicher grüner Rand.

Mein Fazit: das 35er ist sicherlich ein tolles Objektiv, dessen optische Leistung mich überzeugt. Die eigentliche Stärke ist natürlich die Lichtstärke, die einem Aufnahmen à la "Hey, Deine Kamera ist kaputt - sie blitzt ja nicht!" ermöglicht (den Ausspruch hatten wir, glaube ich, hier vor ein paar Tagen schon). Die Offenblendenleistung ist sicherlich für viele Lowlight-Zwecke schon ausreichend, ein oder zwei Stufen abgeblendet gewinnt das Objektiv nochmals deutlich an Leistung. Auf der anderen Seite ist die Leistung des 2.8/28-75 wieder mal überraschend; einigermaßen abgeblendet liefert es außerordentlich brauchbare Resultate. Wie auch immer: ich bin froh, beide zu haben!

So, ich hoffe, dieser Test kann vielleicht dem einen oder anderen bei der Frage, ob ein 35er ins Haus kommen soll, ein Wenig helfen. Falls nicht - tja, dann war es trotzdem eine unterhaltsame Sonntagnachmittagbeschäftigung!

Schöne Grüße,
Holger
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