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Alt 09.12.2024, 22:14   #9
embe
 
 
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kiwi05:
Das zweite Drittel des Adventskalenders läuft bereits. Zeit also, dass ich zum zweiten Mal in die Bildbesprecherrolle schlüpfe. Draußen ist es grau und nieselig. Da verpasse ich vor dem Rechner garantiert nichts und ich schaue mir stattdessen Bilder an, die für gute Laune sorgen.


Besprechung 09. Dezember 2024 - 1. Teil von kiwi05
NameBildBesprechung
Patty HDer Hafen in Tönning ist der Start in meinen Besprechertag. Ein Wimmelbild aus Nordfriesland. Sauber aufgebaut mit 2/3 Landschaft, 1/3 Himmel, ein Weg, der diagonal ins Bild führt. Die gute Tiefenstaffelung wird durch die nach hinten ins Bild leitenden Elemente rechts und links erreicht. Die kleinen Boote zeigen an, dass hier gerade Ebbe herrscht. Vielleicht war es sogar ein wenig ungemütlich draußen an diesem Märztag und deshalb hat Patricia den etwas (zu ?) warmen Ton für den Weißabgleich gewählt, um gegenzusteuern. Wer weiß?
ReisefotoSo, nach einer Runde Weihnachtsplätzchenausstechen geht es hier lecker weiter. Für mich hätte es den Titel Arizona gestreift gar nicht gebraucht, zu sehr haben sich die Farben von Arizona und Utah vor fast 40 Jahren bei mir eingebrannt. Wenn ich richtig recheriert habe, zeigt dieses Bild den Coal Mine Canyon in einem Hopi Reservat nahe Tuba City. Eine wirklich eindrucksvoller Landstrich, den wir 1986 auf unserer Fahrt vom Grand Canyon zum Monument Valley nur knapp verpasst haben. Mit den damaligen Mitteln zur Reisevorbereitung war mir dieser eindrucksvolle Canyon nicht bekannt, schade. Denn das Spektrum der vorzufindenden Farben hier reicht von leuchtend rot über gelb und aschgrau bis hin zu schwarz. Letzteres ist dem Vorkommen eines Kohleflözes zu verdanken, von dem der Coal Mine Canyon seinen Namen herleitet. Ich schwelge gerade in Erinnerungen….danke dafür Matthias.
brandyhhGraubunt Was habe ich in der Einleitung geschrieben: Bei mir vor der Tür ist es grau. Und hier heißt es AUS GRAU WIRD BUNT. Wenn es doch immer so einfach wäre. Ein gekonnter Schnappschuss, für den sicher eine gute Reaktion oder im Gegenteil etwas Geduld gefragt war, um das i-Tüpfelchen, die bunt beschuhten Füße zur Aussage hinzuzufügen. Zwei Dinge würde ich persönlich an diesem Gute-Laune-Bild ändern: Mit einem 16:9 Beschnitt kann man den schwarzen „Häkelumhang“ eliminieren und den Asphalt würde ich von Braun mehr zu Grau regeln, dann passt die Aussage besser.
nicknameAuf den Spuren Leonardos war Nele und beim Betrachten des Bildes war für mich leicht zu erkennen, dass man sich im Inneren eines „Turmes“ befindet. Was das aber mit den Werken des Universalgenies Leonoardo da Vinci zu tun haben soll, erschloss sich mir nicht. Hatte er schon eine Idee für einen Ventilator? Ich finde seine Erfindungen grandios und beim Stöbern stolperte ich über das Fluggerät „vertikaler Ornithopter“. Damit will mich Nele sicher herausfordern. Dann erst entdecke ich die Anmerkung zum Bild: Château de Chambord. Aha, wir sind somit wohl im Inneren der doppelten Wendeltreppe. Dadurch, dass es „draußen“ im Treppenhaus gerade dunkel ist, bekommt man einen sehr verwirrenden Eindruck vom Ganzen. Auch für die tatsächliche Größe hat man wenig Anhaltspunkte. Wenn ich die Maße der Steine betrachte, ist es da unten sicher ganz schön eng. Man sollte es sich, nicht nur wegen der Treppe, wohl mal in Wirklichkeit anschauen.
Vera aus K.Coole Karre benennt Vera ihr Bild. Für mich ist es ein hochästhetisches Detailfoto, aus einer Zeit, als Personen, die ihr Handwerk verstanden, Aluminium in tolle Formen dengeln konnten. Das Licht und die Bearbeitung betonen den gezeigten Werkstoff. Der gewählte Ausschnitt zeigt Elemente aus der Geometrie: Fläche, Viertelkreis, Rechteck in spannend gewählten Proportionen mit einem winzigen Eyecatcher der das Flächige bricht. Wirklich toll gesehen und umgesetzt Vera. Falls du mich allerdings mit deiner Bemerkung unterhalb des Bildes „Nach der Besprechung kann ich hier gerne noch etwas ergänzen, - aber ich möchte dem wahrlich Kundigen da nicht vorgreifen“, herausfordern wolltest: Pech gehabt. Auf meiner Festplatte schlummern ein paar Bilder des Typ 64 Berlin-Rom, der als Ur-Porsche gilt. Ein aerodynamisch optimierter Prototyp, der für die Fernfahrt Berlin-Rom entwickelt und gebaut wurde, aber durch den Ausbruch des 2. Weltkrieges nie zum gedachten Einsatz kam. Er erreichte mit nur 35PS immerhin ca. 160 km/h. Ich habe ihn auf dem Oldtimer-GP 2016 auf dem Nürburgring, fahrbereit mit österreichischer Zulassung, sehen dürfen. Dein Motiv war wohl die Rohkarosse im Porsche-Museum. Ich beneide dich um das, was du daraus gemacht hast.
perserKleiner Meerjunge Wenn Harald nicht, wie im Moment, in der Weltgeschichte herumreist (liebe Grüße nach Indien), ist er seit einer Weile gerne ganz im Norden unserer Republik unterwegs. Beim heutigen Bild aber war er weiter nördlich in unserem kleinen Nachbarstaat Dänemark und zeigt uns aus Helsingør die männliche Entsprechung zur berühmteren Kleinen Meerjungfrau. Er heißt ganz einfach „Han“ was treffend „Er“ bedeutet. Aus Stahl gefertigt und hochglanzpoliert, bezieht die Skulptur die ganze Umgebung mit ein. So erkennt man noch andere Teile des Hafens und auch den Fotografen. Der gewählte quadratische Beschnitt fokussiert auf das Hauptmotiv. Was da im Hintergrund an den Gebäuden für seltsame Umrandungen auftauchen, keine Ahnung.
Dirk SeglDirk präsentiert uns heute einen Vogel, dessen Namen viele wohl als Kindersprache einordnen würden: Schnatterente, aber der hübsche Vogel heißt wirklich so. Der Name kommt wohl von den Geräuschen bei der Nahrungsaufnahme auf an der Wasseroberfläche. Da wir bei dem sauber im Flug eingefangenen Schnattertier einen durchgehend schwarzen Schnabel erkennen, handelt es sich wohl um einen Erpel. Das Bild zeigt eine Flugphase, in der man gut die Details und Farben auf der Oberseite der Flügel erkennen kann. Die gelben Ruderfüße sind noch ein zusätzlicher kleiner Farbklecks am „Heck“. Besonders schön zu erkennen sind die weißgerandeten Federn an Hals und Brust. Ja Dirk, da ist dir mit deinem neuen (Zweit-) Lieblingsobjektiv ein guter Schuss gelungen.
TafelspitzDie Erleuchtung dazu, was ich da sehe, kommt mir, als jemand der noch nie in Venedig war, weil ich hier im Adventskalender von dir schon das ein oder andere schöne Motiv bestaunen durfte. Im Hochformat kommt das alte Gemäuer, unter dessen Absätzen sich schon einiges an Grün zeigt, natürlich perfekt zur Geltung. Der Verlauf vom schon Dunklen unten zwischen den Häusern nach Oben wirkt, als wolle sich der Turm der Chiesa di San Simeone Profeta den letzten Sonnenstrahlen dieses schönen Märztages entgegenrecken.
WernerK"M" wie: „M“al schaun, was wir da sehen. Das Logo? Hat es was mit Mövenpick-Eis zu tun? Nein, das sieht anders aus. Viel ist zu erkennen auf der Straße vor der bläulichen, spiegelnden Glasfassade mit dem großen „M“. In dem Gewusel auf und neben der Straße kann ich ein Taxi ausmachen. Wie es sich gehört mit Reklameaufschrift: FreeNow, eine Hamburger Mobility App. Na also. Mit der Erkenntnis, dass das „M“ in Hamburg zu finden ist, dauert es bis zum Treffer „Tower am Michel“ nicht mehr lange. Eine Büro- und Gewerbeimmobilie unweit des mir mehr bekannten Michel (St. Michaelis) mit Turm (132m). Das Bild wirkt durch die 3 Ebenen, die es zeigt: Die Fassade, die Spiegelung des Trubels auf der Straße und die Einblicke hinter einzelne Fenster im Haus. Wieviel man an dem Bild noch ausrichten kann, damit es schön gleichmäßig erscheint, kann ich von hier nicht beurteilen. Da ist das "M" wohl der limitierende Faktor.
embepoolside #3, welch vielversprechender Bildtitel. Und als Ergänzung: Was man im Urlaub so für Fotos macht am Pool. Spannend. Aber ich weiß ja, daß das Bild von Michael ist. Da muss man immer etwas Anderes erwarten, als das, was man erwartet. Und genau so ist es. Was sehe ich: Azurblauen Himmel mit schönsten Schäfchenwolken, genau 50% des Bildes einnehmend. Passt perfekt zum Bildtitel. Dann ein knappes Drittel verputzte Mauer in Bahamabeige. Den restlichen Abschluss zum unteren Bildrand füllt ein kräftiges Braun. Der 70er Jahre Badezimmerfarbrausch ist komplett. Als Brecher in der horizontalen Staffelung der Bildbereiche führt ein filigranes Geländer, ebenfalls in anmutigen Braun, in den Bereich, der dem Bild den Namen gab. Den Pool, den man nicht sieht. Gut gemacht, Michael.

Zweiter Teil 09.12. von nickname

Wenn man’s sich gemütlich macht – die treue „Hundewärmflasche“ an der Seite - immer wieder das toll gestaltete Street-Art-Türchen mit der stilisierten Figur öffnen darf, eure wunderbaren, extra für den Adventskalender ausgesuchten Bilder entdeckt, dann ist wieder Besprechertime. Heute für Peter, Michael und mich. Ich darf heute die zweite Runde übernehmen, los geht’s:

Besprechung 09. Dezember 2024
NameBildBesprechung
aidualk Freundliche Urlausstimmung, frische, kräftige Farben. Wir befinden uns auf einem gekiesten Weg, der eine leicht bewaldete, sonnige Wiese teilt, im unscharfen Hintergrund sehen wir eine Bank, eine Kuhrückseite und etwas Bebauung. Davor spielt eine lustige Szene: Ein rotbuntes Hausrind, beäugt neugierig einen gleichfarbigen, sehr kleinen Artgenossen: Die Farbe passt zwar, aber irgendwas ... stimmt hier nicht. Der ist ja viel zu mickrig geraten, hat keine ordentliche Ohrmarke, dafür ein modisches türkises Halsband und komische Spitzohren. Außerdem sieht er nicht sehr freundlich aus und das Wichtigste fehlt: Wo ist das Euter? Nenene, das wird nix mit uns. Während die hübsche Kuh, an Herrchen und Frauchen des Hundis vorbei, vorwitzig den Kontakt sucht, ist sich der Shiba Inu gar nicht sicher, was da auf ihn zukommt, deutlich abzulesen an der Körpersprache. Die Kleine ist alles andere als entspannt: Gespitzte, nach vorne gerichtete Ohren, aufgestellte Rute und angespannte Körperhaltung. Dazu der geöffnete Fang mit nach hinten gezogenen Lefzen, die Zähne sichtbar. Die an sich lustige Szene birgt auch Konfliktpotential, man hat schon von Rind-Hund-Mensch-Unfällen auf Weiden gehört, aber gottseidank geht so etwas meist gut. Das Geschehen ist proportional perfekt eingefangen, Blende 4 und exakte Fokussierung bringen die Szene wunderbar auf die Naturbühne. Klasse gesehen und betitelt!
jhagman Oh wie cool, da stehen sie aufgereiht, die Boliden, bereit zur nächtlichen Ausfahrt. An Rück-und Bremsleuchten und schemenhaften Karrosseriekonturen kann man sie erkennen. Die ganze Szenerie spiegelt sich auf der glatten Fahrbahn und sieht sehr spacig aus. Dann kommen aber die senkrechten LED-Reihen, ebenfalls malerisch gespiegelt ins Spiel: Auto-Scootertreffen in S. Das Profil eines kleinen Mädchen links, mit Begleitung, bestätigt den Schauplatz, ein Volksfest. Cannstatter Wasen? Das Datum könnte hinkommen. Die waagerechte Drittelung, Leuchtstangen, Scooter, Spiegelung wird fast nur durch starkes Licht gebildet und erzeugt eine beeindruckende Wirkung. Da fühle ich mich in die Kindheit zurückgesetzt und möchte hineinspringen, losfahren und ordentlich die Konkurrenten rammen. Was war das, in Vorwärts- und Rückwärtsfahrt, für ein Spaß! Habe ich nicht damals meine 20 DM Kommuniongeld komplett in Autoscootervergnügen umgesetzt und Zuhause mehr als eine Strafpredigt dafür erhalten? Egal. Dein Bild lädt wieder dazu ein, im Kreis zu fahren und zu jauchzen.
CB450 Wo geht’s denn hier zum Schwimmbad? Ach da runter. Was zunächst als abstrakes Gemälde in ausgewogener Farbver- und Flächenaufteilung daherkommt, entpuppt sich, wenn man die feinen Farbverläufe genauer studiert, als Ausschnitt eines Treppenhauses. Aufgrund der kühlen Farbigkeit in Schwarz, Weiß, Türkis und Blau könnte man es in einer Badeanstalt verorten. Hier hilft aber der Bildtitel Volkstheater, und wenn man dich mit Bayern in Zusammenhang bringt, findet man den Weg zum Münchner Kulturort. Bilder vom Treppenhaus gibt es viele, aber du variierst und zeigst durch Beschnitt eine starke Reduktion bis hin zum Ungegenständlichen. Farbverläufe, fast Minimal Art, die das helle Zentrum links streng, rechts sanft einrahmen. Das Ganze ist, bis auf eine kleine, weiße Stelle rechts unterhalb der Mitte, sauber geputzt. Dass man rechts oben im Türkis noch eine Revisionsklappe erahnen kann, passt zur Bildidee: Architektur oder Malerei? Manche Fotografen suchen Motive, dich finden diese. Ich liebe die Abstraktion, toll gemacht! PS: Ohne die kleine blaue Fläche oben wäre es vielleicht schön, aber lediglich im Sinne von dekorativ. Alles richtig gemacht!
RZP Langfühler-Breitrüssler, Anthribus albinus. In deinen, jedes Mal perfekt fotografierten Makros, kommen die Protagonisten manchmal bedrohlich groß daher. Der bildfüllende braun-weiße Riese klettert über einen gelben Felsen. Informiert man sich etwas genauer – ich finde diesen Mikrokosmos superspannend – lernt man, dass diese Käferchen nur zwischen 6 mm und 12 mm lang werden. Und harmlos sind sind darüber hinaus auch, fressen sie nur Baumpilze, entwickeln sich in Totholz und sind dadurch keine Baumvernichter, sondern nützliche kleine Lebewesen im Ökosystem Wald. Der Kleine sitzt, wunderbar scharf durchgezeichnet, artig auf dem Hahnenfuß (?) und kontrastiert lebendig mit der gelben Blume und dem verschwommenen grünen Hintergrund. Routine oder Meisterschaft? Hier kann man sagen: Klasse, beides! Du hast uns schon so viele unterschiedliche Insekten und Spinnentiere gezeigt. Aber da sie auch die artenreichsten Klassen der Tiere auf unserem Planeten sind, werden dir bestimmt nicht die Möglichkeiten ausgehen, uns immer wieder zu überraschen.
Der Jeck us Kölle Klick, eine Neun. Nein, gewendelte Architektur. Heute ist der Tag der doppelten Wahrnehmung. Was sich von weitem als Ziffer tarnt, ist von nahem ein toll abgelichtetes Treppenhaus 3 Wo findet man das denn? Mindestens 8 Stockwerke ranken sich, aus einem Unterschwung kommend, gefällig in die Höhe und verdichten sich im oberen Bildteil zu einer perfekt ausgerichteten Spirale. Das Gesamtbild erinnert etwas an Jugendstil, wobei ich glaube, dass die Originalarchitektur dem nicht entspricht (s. Material der Stufen) und eher modern ist. Ein stimmiges Foto in dezenten Grautönen, diese in sich relativ hell gehalten, mit dunklen Linien, die den Treppenverlauf konturieren. Ein ästhetisches Vergnügen! Wunderbar ist es, dass du hier nicht nur deine kreativ-witzigen Ideen zeigst, sondern mit vielen anderen Bildern deine Schaffensbandbreite zeigst.
Zuckerbaer69 Gleich geht’s los. Momentan sitzen sie noch da, die drei Hasenlümmel, sind dabei, noch etwas auszuhecken, um kurz danach loszuhoppeln um jede Menge Haken zu schlagen. Hasen-Gang! Locker sitzen sie im Dreieck und haben alle Himmelsrichtungen wachsam im Blick. Links der Souveräne, rechts der Misstrauische und in der Mitte der Aufgeregte. Ein tolles Motiv hast du da gefunden. Mit der langen 840mm-Tüte und Blende 9 hast du die Schärfeebene exakt gesetzt. Wenn ja, wie stark hast du später gecroppt? Oder ist dies, aufgrund der langen Brennweite der Originalausschnitt? Auf jeden Fall ist es ein starkes Wildlifebild. PS: Ich könnte mir vorstellen, den oberen Teil etwas aufzuhellen. Das Bild könnte dadurch noch etwas Leichtigkeit gewinnen, damit die drei Langohren nach ihrem Meeting noch schneller losdüsen können.
Tom D Wir sehen die Heckansicht eines Porsche 908-2 Spyder (glaube ich zumindest), von Porsche Salzburg in Rot-Grün-Weiß lackiert, 3,0 l Hubraum, 350 PS. Toller Po! Als Autofan hast du mich sofort gepackt. Auf dem Salzburgring hat er 1969 eine sehr schnelle, gute Figur gemacht, jetzt steht er im Porsche-Museum und wird bewundert. Die meisten Fotos von Fahrzeugen zeigen die Front oder öfter noch eine Schrägansicht von vorne. Du konzentrierst dich hier auf das Heck. Durch den Bildausschnitt wird der vordere Teil des Rennwagens ausgeblendet, wir sehen seine flachen Wagenproportionen, die grünen Spoilerlippen, die breiten Rennreifen (wie breit sind die denn?), das großdimensionierte Auspuffsystem und einen Teil der geschweißten Aluminiumkonstruktion. Rennkultur vom Feinsten. Durch die relativ hohe ISO 6400 beginnt es deutlich zu grisseln, macht aber nix. Danke, dass du uns das starke Stück Automobilgeschichte hier zeigst.
cf1024 Unbedarfte mögen in diesem Kunstwerk Spielklötzchen, Unmengen von Rechnern im Datacenter, oder einen Ausblick über eine futuristische, gleichmachende Stadt entdecken, aber auch hier signalisieren uns hilfreich der Bildtitel Balkonien und das geübte SUF-Auge die Auflösung des Rätsels: Der Blick geht entlang einer Hausfassade, und zwar direkt von unten nach oben. Sehr gut gemacht: Zentralperspektivisch fluchtend, symmetrisch angelegt, die schmalen, hellen, gekanteten Blechstreifen in stärkstem Kontrast zu den schwarzen Balkonunterseiten. Perspektive und das Tontrennungsverfahren sind hier exquisit angewendet. Harmonisch und spannend zugleich: Die starke Räumlichkeit schlägt den Betrachter unweigerlich in den Bann und das Spiel mit dem Motiv beginnt immer wieder neu, weil man immer wieder neue Assoziationen hat: Kofferband auf einem Riesenairport?
kiwi05 Viele Menschen, und auch viele Fotografen würden an diesem Motiv achtlos vorbeigehen. Alte Häuser, von denen der Putz bröckelt, die Farbe abblättert, die Fensterläden morsch zu zerfallen beginnen, stehen nicht gerade im Focus der allgemeinen Ästhetik. Aber es gibt vieles auf der Welt mit morbidem Charme, so auch dieses Haus. Man muss es nur sehen. Es ist kein Lost Place, bestimmt bewohnt, halt nur ein bisschen bröselig, mit freundlich warmer Farbigkeit, angenehmer Symmetrie und fast ein wenig Palazzo-Assoziation. Dein Bild heißt Shabby Chic, ein treffender Titel. Der mediterrane Charakter verweist in ein Land südlich oder westlich von hier. Ich entscheide mich mal für Frankreich. Auch weil ich weiß, dass du bekennender F-Fan bist. Die 24 mm-Aufnahme hast du sauber gerade gerückt (oder aus höherer Perpektive fotografiert?) und die zerfallenden Strukturen, Aufputzleitungen und den Stromkasten für uns da gelassen. Genau so passt es wunderbar.
Scharti Das knallt!! Wenn eine Stadt großzügig Flächen offiziell für Graffitis zur Verfügung stellt, kommt oft Vorzeigbares dabei heraus. Eine gute und nachahmenswerte Idee. Hier in Hannover findet man Ihmegraffiti, und das anscheinend im größeren Stil. „Die dunklen Gassen des Ihme-Zentrums sind durch diverse Graffiti aufgewertet worden“ (visit-hannover.com). Diese Technik ist ja mittlerweile in mancherlei Ausprägung, nicht zuletzt durch Keith Haring (super Künstler) und Banksy (ok, der ist genial) in der Kunstwelt als Kunstform anerkannt. Auf deinem Bild erkennt man die Handschrift mehrerer Sprayer, die Motive gehen ineinander über. Aber es eint sich zum viel- und starkfarbigen Kunstwerk, in das sich die morbide Treppe nahtlos einfügt. Alles ist verschieden, alles passt. Der Aspekt, wenn ein Bild das Kunstwerk eines anderen zeigt, dieses Foto dann rein dokumentarischen und keinen künstlerischen Charakter hat, fällt für mich hier genau deshalb weg. Auch weil du einen Ausschnitt gewählt hat, uns in eine alternative Welt mitnimmst und uns die Besonderheit des Ortes zeigst. Gute Idee!

Und auch heute hat es mir ausgesprochen große Freude gemacht, mir Gedanken über eure ausgesuchten Bilder zu machen. Im Adventskalender überzeugt die Vielfältigkeit der Ergebnisse, manches ist alt bewährt, manches kommt überraschend. Immer wieder wunderbar! Auch dieses Jahr danke allen für’s Mitmachen und freue mich auf die restliche Adventszeit mit euch!
Nele


Uuuuuund zum Dritten! Der dritte Besprechungsteil geht an den Herrn mit dem em und dem be dahinten...
Besprechung 09. Dezember 2024 - 3. Teil von embe
  Besprechung
haribeeAgavenwald...heißt Dein Bild und da zeigst Du, sehr elegant im Gegenlicht im nach rechts abfallenden Gelände, eine Reihe von Agaven-Blütenständen in unterschiedlichen ‚Reifegraden‘. In der Bildmitte kann man auch die spitzen und sukkulenten Blattrosetten am Boden erkennen, die für Agaven typisch sind. Eigentlich eine Neuweltpflanze aus den Amerikas, sind sie in den passenden Klimaten inzwischen weltweit heimisch, und ich denke, jeder von uns hat schon eine blühende Agave mit dem wirklich imposanten Blütenstand (ich glaube bis zu 10 Meter hoch!) in natura gesehen, wenn vielleicht auch nicht so schön und dicht wie hier. Dein Bild wirkt auf mich harmonisch und ruhig, und durch die Ausarbeitung als Scherenschnitt erinnert es mich an den Hintergrund einer Schattentheater-Vorstellung. Darauf trinke ich heute Abend nach dem Einstellen einen Tequila. ¡Salud!
DanaIrland 2024 ...und wenn ich Deine Bilder und Berichte von Eurem Winter-Aufenthalt über den Jahreswechsel in Irland richtig mitbekommen habe, war es sehr windig, kalt, sehr naß und offensichtlich wunderschön – wie Dein heutiges Bild zeigt! Von der Komposition her unten die dunkle See mit Schaumkronen, darüber die im Regen gerade erkennbaren Hügel auf der anderen Seite des Wassers und der mit dunklen Wolken verhangene Himmel. Links mit etwas Struktur in den Wolken über dem Hügel als Gegengewicht zum in der rechten Bildhälfte herniederrauschenden Regenvorhang, der, von der Sonne beleuchtet auch noch Physik in einer ihrer schönsten Formen zeigt, nämlich einen Regenbogen. Klasse festgehalten.
bruno5Marathon… und zwar der X-Bionic Lake Garda 42 von 2024 – sieht man gleich (im Bilddateinamen) und dass die Zeit von 2:48:53 kein Spaziergang war, sieht man Herrn Hultqvist auch deutlich an! Sehr gut gelungene Sportlerstudie als Brustporträt. Bei 400 mm Brennweite am Kleinbildsensor offenblendig mit sehr schön sanfter Hintergrundunschärfe.
HoStTimewarp – The Käfer! … Yihaw! Sehr starkes Bild vom Brezelfenster-Volkswagen! Mit dem Zoomeffekt, der den Hintergrund schön zentriert und vignettiert warped, der Silber-Rost Bicolor-Lackierung und der offen stehenden Tür und Haube – Klasse! Vielleicht nochmal an den Rändern vorne links und an der Tür über den helleren Grasflächen nacharbeiten, da scheinen vom Überblenden der Aufnahmen unsaubere Maskenkanten aufzutreten. Und was hält denn da die Kofferraumklappe offen? Ein Flasche Schwipp-Schwapp?
CatfriendPIHippo von vorn...und auch hier gilt, wie bei einem Eisberg, der größte Teil ist unter Wasser… Nur die wichtigen Teile sind über der Oberfläche: Augen, Ohren und Nasenlöcher. Die Luft um das Nilpferd ist mit Wassertropfen durchsetzt, ob vom heftigen Ausatmen oder vom mit den Ohren wackeln bleibt der Phantasie des Betrachters überlassen. Sehr schönes Hippo-Porträt aus den Wassern Afrikas.
CrimsonOben ein schmaler Streifen Himmel, darunter ein ganz schmaler Streifen Ufer und ein mit der Ufervegetation verschmelzendes Frachtschiff im Scherenschnitt. Und davor eine kilometerweite (ok nicht ganz) aber jedenfalls eine weite Wasserfläche auf der die weißen Lichtreflexe der Sonne im Gegenlicht als Bokehbälle tanzen und sich dabei fast auf die Füßchen treten. OK, ein bisschen Wasser sieht man auch noch dazwischen, aber es könnte auch ein Eisbrecher im Treibeis sein, so dicht sitzen die Reflexe im Bild auf der Wasseroberfläche. Etwas für Glitzerliebhaber und dazu sehr schön, wie ich finde! Der dezente weiße Rahmen passt auch.
WindbreakerWiedehopf 4 … Normale Menschen wären ja vermutlich froh, überhaupt mal einen Wiedehopf zu sehen, geschweige denn, sofern es sich um Fotografinnen handeln sollte, zu fotografieren. Du musst inzwischen wohl die Bilder durchnummerieren um den Überblick zu behalten. Ich finde es klasse, wie Du Dich die letzten Jahre in das Finden, Beobachten und Fotografieren recht seltener Vogelarten eingearbeitet hast. Und freue mich, so oft die tollen Ergebnisse sehen zu können. Und von deinen Kenntnissen dieses Jahr auch schon selbst profitiert zu haben… Jedenfalls ist Dir hier eine hervorragende Aufnahme vom Wiedehopf gelungen. Auf dem Boden im Habitat stehend und leicht nach links gedreht, von der Sonne von schräg hinten beschienen und vor dem schattigen grasgrünen Hintergrund sehr schön freigestellt. Scharf und detailreich das Gefieder, das Auge mit Lichtreflex und den Blick ganz direkt zur Kamera gerichtet. Toll!
jqschStabkirche Wang.. und zwar benannt nicht nach dem in China häufigsten Familiennamen Wang, sondern nach Vang in Norwegen, von wo der preußische König Friedrich Wilhelm IV. diese Kirche nach Schlesien ins Riesengebirge unterhalb der Schneekoppe hat schaffen lassen, als sie wegen eines Kirchenneubaus in Vang abgerissen werden sollte. Du zeigst uns die Kirche von Friedhof aus mit Blick auf den Chor und den dahinterstehenden Glockenturm aus Stein. Die Wege zwischen den Gräbern führen geschwungen zur Kirche hin und im Hintergrund verschwimmen die Bäume hinter der Kirche im leichten Nebel. Sehr stimmungsvolle und gekonnt aufgebaute Aufnahme.
Sir Donnerbold DuckBlaumeise mit Futter… hat ein Körnchen im Schnabel, für die Kinder einen Gruß (träller…). Der Bildaufbau ist sehr gut wie ich finde mit dem Ansitz-Ast vom linken unteren Drittel zum rechten oberen Drittel und den Vogel quasi im rechten Winkel dazu nach links oben ‚arrangiert‘. Kopf, Brust, Krallen und Ansitz-Ast knackig scharf, die Fiederchen detailreich und das Auge mit sogar zwei Reflexionen. Das Bokeh im Hintergrund sehr schön zart und sanft grün. Klasse Aufnahme! Einzig links oben im helleren Bokeh klebt so ein kleines Fusselchen, ich glaube das würde ich (für mich) noch wegstempeln.
Jumbolino67Buntes… jaja, Stille Wasser, sind nicht tief in diesem Fall, spiegeln aber ganz wunderbar die Lichter der Wilden Maus, eines Jahrmarkts-Fahrgeschäft auf der Herbstkirmes in Köln-Deutz. Das sieht sehr gut aus, wie auch der nasse Asphalt die Farben zart spiegelt und dann die Wasserfläche der Pfütze gestochen scharf und bunt die Lichter der Großstadtkirmes ins Objektiv wirft. Diagonal ziehen die Lichter als Band von links oben nach rechts unten, eingerahmt von der Kurve des Pfützenrands unten und vom Bogen der Lichter eines anderen Fahrgeschäfts oben. Gut aufgebaut und aufgenommen. .
10Heike10Buschbock… da ich mich ja schon mit der heimischen Fauna nicht soo gut auskenne, ist es doch erfreulich, dass als Buschbock gleich ein ganzer Artenkomplex Darstellung findet. Dein Bild zeigt ein Weibchen (mit ohne Gehörn) im Busch, ok Gebüsch, mit ein paar Sonnenflecken-Einsprengseln an Kopf und Hals. Die großen dunklen Augen und auch die Wimpern und Barthaare sind scharf abgebildet. Schönes Bild vom Bock(w) in seinem (also ihrem) Lebensraum. Da hat sich doch der Weg zum Römerbad damals gelohnt.
Stechus KaktusEin Riesenrad..auf einem Fest im Herbst ist das Hauptmotiv, und das sieht hammermäßig gut aus, wie sich das da wie ein riesiger Sandwurm aus Lichtern über die Landschaft wälzt. Klasse Bildidee. Unglücklicherweise (finde ich) bringt die gewollte ICM-Kamerabewegung (die war doch so gewollt, oder…?) mit dem Schlenker am Anfang oder Ende für mich zumindest oberhalb des Riesenrads zu viel Unruhe ins Bild und diese Lichter-Schlenker kann man da leider nicht, wie beim Riesenrad wohl gemacht, einfach durch Beschnitt entfernen. Ohne diese vier besonders hellen Licht-Schlenker oberhalb – top!
erikDas fossile Zeitalter I... ach Herrjeh! Heisst das, es kommt noch ein weiteres fossiles Zeitalter auf uns zu? Nein, nur Spaß, das heisst ja wohl nur, Du hast noch mehr Bilder mit dem Titel gemacht. Im Gegenlicht unter der gerade aufgegangenen Sonne morgens halb neun in Deutschland (behaupte ich jetzt einfach mal) steht die Silhouette der Kirche, die Du im Dorf lässt. Der Großteil des Bildes wird von im Gegenlicht leuchtenden Abgasrauch und Wasserdampf der Hausheizungen eingenommen. Aber das von Dir beschworene Bild des Fossilen Zeitalters mit dem massivem Verbrennen fossiler Stoffe nur um uns warm zu machen trägt quasi schon die Lösung für das Ende dieser Ära in sich: ein Baukran steht für Umbau und Modernisierung und die Hochspannungsleitung im Hintergrund bringt erneuerbare Energie ins Dorf um bald die Gas-, und Öl-, und Kohle-Feuerungen durch Wärmepumpen zu ersetzen. Oder so. Sehr schön aufgebautes und stimmungsvolles Bild eines Wintermorgens. Und mit Symbolik aufladen kann man es auch noch…

Es wurde Abend und es wurde Nacht und der neunte Tag ward besprochen.
Vielen Dank für Eure tollen Bilder und dass ich meinen Teil davon besprechen durfte.
__________________
Viele Grüße,
Michael

Do what you can, with what you've got, where you are.
Bill Widener, of Widener Valley, Virginia, as quoted by Theodore Roosevelt in 'An Autobiography'
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