Im Gegensatz zu Frankreich mit seinen inzwischen 52 offiziellen Welterbestätten oder auch Deutschland (46) sind Länder, in denen die heutige kulturelle Entwicklung der Menschheit überhaupt erst ihren Anfang nahm, in den Listen der UNESCO grob unterrepräsentiert. Hierzu gehört auch Pakistan, wo mit der bronzezeitlichen Indus-Kultur bzw. Harappa-Kultur (2800-1800 v. Chr.) die zweitfrüheste städtische Zivilisation blühte (nach Mesopotamien im Irak). Doch dazu komme ich später noch.
Von den sechs pakistanischen Welterbestätten habe ich fünf besucht. Und am beeindruckendsten fand ich dabei Lahore, für mich ohnehin eine der faszinierendsten Megacitys der Welt. Die wunderschöne Kultur- und Universitätsstadt im Nordosten Pakistans, Hauptstadt des Punjab, unmittelbar an der Grenze zu Indien gelegen und mit gut 13 Millionen Bewohnern die zweitgrößte Metropole des Landes, ist mit zwei historischen Sites im Welterbe vertreten: dem Lahore Fort und den Shalimar-Gärten.
Beide Stätten stehen auch für die einzigartige Glanzzeit der Moguln-Herrscher, denen Lahore von 1585 bis 1598 als Hauptstadt ihres Reiches diente. Beide Komplexe - einer durch monumentale Strukturen und der andere durch ausgedehnte Wassergärten - sind herausragende Beispiele für den künstlerischen Ausdruck der Moguln auf ihrem Höhepunkt im 16./ 17. Jahrhundert.
Die Mogul-Zivilisation, eine Verschmelzung arabisch-islamischer, persischer, hinduistischer und mongolischer Quellen (woraus sich auch der Name Mogul ableitet), beherrschte den indischen Subkontinent mehrere Jahrhunderte lang und beeinflusste seine spätere Entwicklung stark.
Leider sind beide Stätten nicht im besten baulichen Zustand, weshalb sie zwischen 2000 und 2012 auf Antrag der pakistanischen Regierung auf der Liste des gefährdeten Welterbes standen. Inzwischen tut sich wieder etwas, wenn auch in kleinen Schritten – sichtbar etwa am Alamigiri-Tor, einem der beiden prächtigen Tore des Lahore Forts.

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Das Lahore Fort, also die Festung, befindet sich innerhalb der ummauerten Altstadt. Sie geht auf den Mogulherrscher Akbar (1542-1605 ) zurück und entstand in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts. Weitere Anbauten geschahen unter seinen Nachfolgern, auch unter den Sikhs und während der britischen Kolonialzeit. Insbesondere der Sohn Akbars, Jahangir, sowie sein Enkel Shah Jahan (der auch das Taj Mahal in Agra bauen ließ) fügten dem Komplex weitere Bauten hinzu, so den reich mit weißem Marmor verzierten Spiegelpalast. Er entstand 1631/32 und wurde später unter dem Sikh-Maharadscha Ranjit Singh erweitert.

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Neben mehreren Palast- und Repräsentationsräumen dominiert die Mothi-Moschee das Ensemble. Nur zwei Tore führen ins Innere der Festung, von denen das Alamgiri-Tor durch Shah Jahans Sohn Aurangzeb errichtet wurde, während das Masti-Tor noch aus der ursprünglichen Bebauung durch Akbar stammt. Das Lahore Fort bildet zusammen mit dem Red Fort in Delhi und dem Fort in Agra ein herausragendes Beispiel der Fortifikationsbaukunst der Moguln.
Da es im Moment nicht allzu viele ausländische Touristen nach Pakistan zieht, trifft man hier vor allem einheimische Besucher, die voller Stolz die Anlagen besichtigen.

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Auch die Shalimar-Gärten ließ 1641/42 Shah Jahan erbauen. Sie sind ein einzigartiges Denkmal des Landschaftsbaus, denn sie vereinen Elemente aus Zentralasien, der Region Kashmir, aus dem westlichen Punjab, Persien und dem Sultanat Delhi. Auf einer nicht ganz rechteckigen Grundform von 658 auf 258 Metern erstrecken sich drei abgetrennte Terrassen, die jeweils unter ein Thema gestellt sind und einen Höhenunterschied von knapp fünf Metern aufweisen. 410 Springbrunnen ergießen sich in weite Marmorbecken und sorgen für einen ständig kühlen Lufthauch in der Hitze Lahores. Lustpavillons und Schlösschen sowie verschiedene exotische Bäume runden das einladende Bild dieser Gartenanlage ab.

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