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Alt 24.08.2022, 21:39   #4
Porty
 
 
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Zitat von KSO Beitrag anzeigen
Eine Frage, ist eigentlich bei so einem Blackout eine Kettenreaktion, wie in dem bekannten Roman zu diesem Thema, möglich? Könnte also auch die Schweiz betroffen sein?
Oder war das da nur übertriebene Fiktion.
Wir haben ein europäisches Verbundnetz. Wenn es da richtig rumpelt, gehen in ganz Europa die Lichter aus. Es gibt eine Reihe Schutzmechanismen, die bei Frequnzabfall (zu wenig Strom) oder Überschreitung (zu viel Strom) automatisch di Kraftwerke vom Netz trennen. Durch die zunehmende Einspeisung der Erneuerbaren Energien, die alle asynchron arbeiten und nur über Frequensumrichter (Inverter) einspeisen und keine eigenen Schwungmassen mitbringen sinkt die Zeitkonstante im Stromnetz immer weiter und es bleiben bei größeren Störungen nur wenige Sekunden um reagieren zu können. Passiert das nicht, ist die Lawine nicht mehr zu stoppen.
Wenn man den Experten in den Netzsteuerzentralen glauben mag, kann es einige Tage dauern, bis wieder alles läuft.
Das Problem ist, dass weder Windkraft noch PV selbst startfähig sind sondern ein funktionierende Stromversorgung benötigen, auf die sich die Inverter aufsynchronisieren können.
Schwarzstartfähig sind eigentlich nur einige wenige Wasserkraftwerke, die mit einer kleinen Eigenbedarfsturbine ausgerüstet sind. Davon ausgehend muss man dan das Netz wieder aufbauen. Kraftwerk starten, Last gezielt zuschalten, damit das System im Regelbereich bleibt, nächstes Kraftwerk aufsynchronisieren- Last gezielt aufschalten usw. Da liegt auch ein Problem der vielen PV- Dachanlagen, die sich bei bestimmten Frequenzen Aus- bzw. Einschalten. Deswegen kann man in Gegenden mit viel PV nur sehr gezielt ein Dorf oder Stadtteil nach dem Anderen wieder zuschalten. Das dauert eben.

Was passiert, wenn bei minus 10 Grad 3 Tage der Strom weg ist, mag sich jeder selbst ausrechnen. Als so was ähnliches 1979 in der DDR passiert ist, sind in den Städten in den Wohnblocks massenweise die Rohre für Wasser und Heizung eingefrohren und geplatzt. Der Schaden damals ging in die Milliarden und einige Historiker sind der Meinung, dass sich die DDR davon nie wieder erholt hat. Aber selbst damals liefen noch einige Kraftwerke, wie das KKW Geifswald, von dem aus man das Netz relativ zügig wieder aufbauen konnte. Ein totaler Blackout ist Neuland und es gibt keine Erfahrungen.
Vorletzten Winder ist Europa noch mal kapp vorbei geschrammt.
https://www.focus.de/finanzen/energi..._12864728.html
__________________
Grüße
Michael


Fotografie ist das Festhalten des flüchtigen Augenblicks.....

Geändert von Porty (24.08.2022 um 22:09 Uhr)
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