Guten Abend verehrte Kollegen!
Jo, daily soap Runde zwei!
Gut, dass ich nicht die erst gelplante Nudeversion von mir selbst eingestellt habe.
Erst mal herzlichen Dank für Lob und Kritik an ausdrücklich ALLE.
Dieses Bild stammt aus einem Shooting von knapp 700 Bildern in heimischer Studioatmosphäre, vor Stadtlandschaften und in einem Bahnhof.
An der Stelle gebe ich zu, sehr BEWUSST ein möglicherweise provokatives Bild mit polarisierender Wirkung ausgewählt zu haben. Was mag sich dafür wohl besser eigenen als eine HAND im Gesicht.
Ok, die Stempelflecken würde ich gerne im Rahmen einer großzügigen Interpretation als Sommersprossen auslegen, Asche über mein Haupt.
Zum Einsatz kam bei dieser Aufnahme der Windmaker 2000, oder besser gesagt, der gewöhnliche Haarföhn meiner Frau. Die Einbindung der Hand erfolgt auf Wunsch meines Models, und verursachte pflichtgemäß Schweißperlen auf der Stirn, einen erhöhten Blutdruck und nervöses Lidzucken. War am Ende noch mit einem Raufen der Haare zu rechnen, beidseitig erhobenen Armen und gar flauschigen Achselhöhlen?
Ich bin der Meinung, ein guter Fotograf geht neben seiner Eigeninterpretation auch auf Kundenwünsche ein, und versucht daraus das Beste zu machen. Eine Hand, die in ein Porträt eingebunden wird, legt man so weit nach hinten wie nur möglich, am vorteilhaftesten nahe des Halses Richtung Ohr, dezent gefächert und mit dem kleinen Finger nach außen. Unter dem Kinn würde die Hand hervorstehen und größer wirken, empfinde ich eher als unvorteilhaft.
Ich habe mich viel mit Posing beschäftigt, Körperhaltungen, geometrischer Formgestaltung mit Gliedmaßen und Fallstricken wie perspektivischen Verkürzungen, Armpressen und Sonstigem. Absolut rätselhaft ist mir aber dieses in Stein gemeißelte Gesetz, keine Hände in ein Porträt einzubinden. Ich sehe es ständig, selbst in einem Pirellikalender kommt es als gewolltes Stilmittel gelegentlich vor.
Ich kann nur jedem Porträtfotografen raten, sich seine Kreativität nicht von sturen Vorgaben einschränken zu lassen. Sonst haben wir vor allem nur eins: Langweilige Bilder von der Stange.
Wichtig aber ist doch vor allem, das der Kunde damit glücklich ist.
Von 700 Bildern, davon 90% ohne Hände am Gesicht, gab es für mein Model einen Favoriten.
Welcher wohl?


LG Stefan