Geometrisch sind Shift-Objektiv und nachträgliche Entzerrung äquivalent, d.h. die Bildwirkung wird exakt die gleiche sein.
Optisch hast du den Unterschied, daß beim Shiften die Lage der Schärfeebene gleich bleibt, während du im anderen Fall bei der Aufnahme die Kamera schwenken musst. Dadurch kann die nahe oder ferne Kante des fotografierten Objekts schon außerhalb des Schärfentiefebereichs liegen, das kriegst du dann in der Nachbearbeitung natürlich nicht mehr korrigiert.
Qualitativ ist das eine ähnliche Frage wie "Telekonverter oder Bildausschnitt". Um eine Aufnahme im 15°-Winkel zu entzerren, musst du die ferne Kante um 3,5% dehnen, bei 45° sind es 41% und bei 60° schon 100%. Wenn die Kombination aus Anfangsauflösung, Objektivqualität und benötigter Ausgabegröße das zulässt, spricht nichts dagegen. Ich persönlich hab aber beim nachträglichen Entzerren oft das Problem, daß ich in den Ecken was dranflicken muss, weil der ursprüngliche Bildausschnitt zu eng war und ich sonst auf der gegenüberliegenden Seite Teile des Motivs abschneiden würde. Mit einem Shift-Objektiv sieht man schon bei der Aufnahme, ob der Ausschnitt stimmt.
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Any feature is a bug unless it can be turned off. (Heuer's Law, 1990)
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