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Alt 02.12.2017, 14:55   #7
ingoKober
 
 
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Ort: 64521 Groß-Gerau
Beiträge: 11.177
Klar muss es Regeln geben. Klar reisst der Wolf Nutztiere und klar gibt es unmittelbar Betroffene, die persönliche wie finanzielle Verluste erleiden (letzter bekommen sie aber meist weitgehend vom Staat zurück).
Aber der Wolf war irgednwann mal vor uns da.
Und wie ist es mit dem Naturschutz....sind wir auf einmal nicht mehr dafür, sobald er anfängt, uns irgendetwas zu kosten?
Und Schutz von Beutegreifern über 10kg...überall, nur bloß nicht daheim?
Es steckt leider sehr viel Wahrheit darin, dass wir auf der einen Seite schimpfen, wie die Leute in Afrika und anderswo mit ihrem Wild umgehen und auf der anderen Seite bei jedem Schaden gleich nach Abschuss schreien.
Warum merkt keiner wie schizophren das ist? Ach ja..Afrika ist weit, der deutsche Wald vor der Haustür. Und hier herrscht Ordnung und Disziplin Achs so...klar..na dann!
Wer einmal gesehen hat, was für ein Schaden eine Elefantenherde in einem Maisfeld anrichtet (Maisfeld? War da echt mal ein Maisfeld?) oder ein Schwarm Rosakakadus in einem Hirsefeld, der weiss, wovon ich rede.
Wir sind reich. Vor allem im Vergleich zu anderen von Wildtierschäden betroffenen Ländern. Der Staat kann es sich leisten, Geschädigte zu entschädigen und Landwirte bei Schutzmaßnahmen zu unterstützen.
Diese müssen allerdings schon etwas mehr tun, als zuzusehen und abzuwarten.
Eine Zumutung?
Sind wir wirklich nicht bereit, winzige Schritte zur Rückkehr der heimischen Großfauna zu tolerieren?
Wir schimpfen auf uns selber, weil wir in 30 Jahren 80% unserer Fluginsekten und 13% unserer Vögel vernichtet haben. Aber tun wir wirklich etwas dagegen?
Wir schimpfen auf den Wolf, weil er ein paar Haustiere reißt aber auch auf die Amerikaner, weil sie ihre Wölfe lokal ausrotten.
Wieviel Schaden kann der Wolf denn bei uns anrichten?
In Deutschland werden ca 1,5 Millionen Schafe gehalten.
Wäre ein Verlust von 1% davon ein witschaftlicher Großschaden? Nun, um 1% davon zu reissen, müssten Wölfe hierzulande 15000 Schafe töten. Da hätten sie ganz schön zu tun.
In Deutschland werden über 12 Millionen Rinder gehalten, 40 Millionen Hühner, knapp 30 Millionen Schweine usw usf.
Dagegen stehen 3500 Nutztiere, die in den letzten 17 Jahren INSGESAMT in Deutschland von Wölfen gerissen wurden.
Klar, da sind liebevoll gepäppelte, die einen Namen haben dabei. Jeder Riss tut dem Besitzer weh, der Tod tut dem Tier weh etc pp....
Aber was ist das im Vergleich zu den Millionen Nutztieren die wir in Intensivhaltung lebenslang aufs peinlichste quälen, bis sie auf dem Teller landen ?
Mir fehlt hier immer die Betrachtung der Relationen.
Und die Kinder in Tansania, die täglich fünf Kilometer zur Schule einmal hin und zurück durch die Massaisteppe gehen, was würden die wohl sagen, wenn sie hören, wir hätten Angst, in den Wald zu gehen, weil es da ein Wolfsrudel gäbe. Oder die Dorfjungs, die in Südalaska im Wald spielen?
Und wir selber.?..wir leben seit eh und je Seit an Seit mit viel gefährlicheren und stärkeren Wildtieren als es Wölfe sind. Die wiegen oft das doppelte von einem mitteleuropäischen Wolf, haben ein beeindruckendes Gebiss und kommen sogar in unsere Vorgärten und Städte. Vor 2 Jahren hat eines davon in meiner weiteren Nachbarschaft einen 35 kg schweren Jagdhund in nichtmal zehn Sekunden getötet. Ein paar davon sind vor einiger Zeit hier randalierend durch die Glastür in ein Kino eingebrochen und haben Leute durch die Stadt gejagt. Ein adultes Männchen würde einen großen Wolf in Nullkommanichts in seine Einzelteile zerlegen. Auch in der Landwirtschaft richten sie lokal großen Schaden an.
Und wird hier in der Presse nach der Ausrottung dieser Tiere geschrieen, die viel hundertmal häufiger als Wölfe sind?
Nein, mitnichten. Problemindividuen werden abgeschossen und Ruhe ist.
Keiner geht wegen dieser Tiere nicht in den Wald.
Aber beim Wolf? Da hat man Angst, da will man ihn wieder weg.
Ach ja, ich habe eben vom Wildschweinen geredet.
Und wir haben noch viel gefährlichere Tiere i unseren Wäldern...ich denke zB an Zecken und die Krankheiten, die sie übertragen können.
Und ja, auch bei Wölfen gehören problematische Individuen abgeschossen.
Aber eine generelle Regulierung ist noch lange nicht nötig wir sind weit, sehr weit von einem Überbestand entfernt.

Viele Grüße

Ingo
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Viele Grüße

Ingo
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Kober? Ach der mit den Viechern!
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