Vierter Tag: Die Königsetappe
Heute lacht die laut Führer die schwierigste Etappe, die mit der Schlüsselstelle des Weges, der 2.871 m hohen Galtenscharte. 9 h Gehzeit, 15,3 km und 1260 Höhenmeter liegen vor uns. Enstprechend früh brechen wir an der Eisseehütte auf und wandern mehr oder weniger auf einer Höhe aus dem Timmeltal hinaus. Der Blick zurück zeigt uns die eben verlassene Hütte, über der sich langsam das 3559 m Rainerhorn zeigt, je weiter wir aus dem Tal hinaus gehen.

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Das Timmeltal ist ein Seitental des Virgentales und so führt uns der Weg hoch über dem Virgental Richtung Osten. In der Morgensonne ist das Wandern auf dem aussichtsreichen Weg ein Genuß!

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Tief unter uns liegt Prägraten, das vom Lasörling überragt wird.

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Der Weg zieht ohne große Steigungen am Hang entlang und wir fragen uns so langsam, wo denn all die Höhenmeter stecken sollen.

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Doch kurze Zeit später bekommen wir die Antwort, denn als der Anstieg zur Mittagsrast auf der Bonn-Matreier Hütte in Sichtweite kommt, geht der Weg erstmal steil in die Tiefe.

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Dummerweise müssen wir all das wieder in die Höhe und so wird der Anstieg zur Hütte dann doch anstrengender als gedacht.
Auf der Bonn-Matreier Hütte stärken wir uns erstmal ausgiebig. Das Essen ist saumäßig lecker und in Anbetracht der vor uns liegenden Scharte wandert als Nachtisch noch ein Apfelstrudel in unsere Mägen, was sich als gar nicht dumm erweist. Wir werden die Kalorien restlos verbrennen...

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Wohlgenährt erheben wir uns und wandern los. Schlimm kann es ja nicht sein, denken wir uns, denn von der Hütte auf 2750 m bis zur Scharte auf 2882 m sind es ja nicht viele Höhenmeter. Dazwischen liegt noch die Kälberscharte mit 2791 m, aber dazwischen geht es nicht weit runter. Nach kurzer Zeit kommt auch schon die Galtenscharte in Sicht, die man hier in der Bildmitte erahnen kann:

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Auf dem Weg dorthin kommen uns ein paar etwas erschöpft dreinblickende Leute entgegen und wir erkundigen uns nach dem Wegzustand. Als Antwort bekommen wir die Auskunft, dass es bis zur Scharte nicht weit und schwierig sei. Danach kämen allerdings 400 Höhenmeter Abstieg, die "knusprig" seien. Der Ausdruck ungeschönten Leidens, der meinem Gegenüber dabei über das Gesicht huscht, lässt mich unlustiges ahnen... Schließlich erreichen wir tatsächlich problemlos die Scharte und rasten etwas.

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Wir sitzen auf einer Felsklinge, die vor uns jäh steil ins Tal abbricht. Mehr oder weniger senkrecht unter uns erkennen wir im Tal eine Brücke, über die wir müssen. Bis dahin wird es noch eine Weile dauern, denn der Abstieg führt in dieser äußerst steilen Wand durch heikles und anangenehm zu gehendes Gelände: im oberen Teil ist der Weg sehr ausgesetzt und mehr eine schmale, zum Tal hin geneigte Trittspur in losem Sand und Geröll und so warnt auch gleich zu Beginn Schild vor Steinschlag und mahnt, den Weg zügig und ohne Aufenthalt zurückzulegen.

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Dankbar um die Seilsicherung tappern wir los, konzentrieren uns auf unsere Schritte und lauschen gleichzeitig auf Steinschlag. Auf dem Untergrund will jeder Schritt mit BEdacht gesetzt sein, denn auf dem feinen losen Material lässt es sich trefflich ausrutschen. Kein Wohlfühlgelände.

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Immerhin ist die Aussicht spektakulär und so bleibe ich dann doch hin und wieder für eine Aufnahme stehen. Die links im Bild steil ins Tal stürzende Wand gibt einen Eindruck von der Steilheit des Geländes:

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Nach einer guten Stunde haben wir den Abstieg wohlbehalten hinter uns und freuen uns nun auf den Endspurt zur Badener Hütte, der in munterem Auf und Ab am Berghang ins Frossnitztal hineinzieht.

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Mein Gefühl sagt mir, dass wir noch nicht alle Höhenmeter haben und ich fürchte das dicke Ende, das natürlich noch kommt. Der Weg zieht sich endlos, doch irgendwann biegen wir um eine Ecke und sehen die Hütte. Sie thront hoch oben über uns auf einer Gletschermoräne... Der Apfelstrudel ist schon längst verbrannt und so quälen wir uns auf Reserve die letzten 300 Höhenmeter hinauf. Der Weg ist natürlich von der Hütte aus gut einsehbar und so bemühen wir uns um eine beschwingte Gangart. Die bitter nötigen Verschnaufpausen tarne ich als Fotostop und fotografiere den kurz zuvor überquerten Gletscherfluss, der schöne Sinuskurven den Talgrund zaubert.

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Schließlich erreichen wir die Hütte und gönnen uns erstmal ein wohlverdientes Bier. Die Badener Hütte liegt in toller Aussichtslage und als dann noch ein Regenguss einen tollen Regenbogen zaubert, krabbele ich dann doch noch mal mit schmerzenden Beinen auf die Terrasse hinaus und tobe mich fotografierend aus:

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In Botanik nehmen wir anschließend noch den Enzian durch. Die Hüttenwirtin berichtet mit Schauern von Schotten, die sich letztes Jahr Zucker in den Enzian geschüttet hätten. Verstehe ich nicht, nach dem heutigen Tag schmeckt mir sogar der Enzian süß wie Lebenselixier. Wenig später tobt dann ein Gewitter über der Hütte, aber das hält mich nach dem langen Weg nicht vom Schlaf ab.