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Alt 02.05.2017, 14:49   #20
fritzenm
 
 
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Beiträge: 1.555
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Zitat von famichael Beitrag anzeigen
Hallo,

sich von einem Bildbearbeitungsprogramm Fotos und die entsprechenden Histogramme ein und des selben Fotos anzeigen zu lassen, das einmal in RAW und einmal in JPG gespeichert worden ist, sollte nicht als Ausgangspunkt für einen Vergleich verwendet werden, u.a. aus folgenden Gründen:

1) Besonders wichtig: KEINE RAW-Datei kann visualisiert werden, sondern lediglich immer nur eine Interpretation der Daten. Deshalb kann das, was angezeigt wird, stark vom benutzten Progamm abhängen und von "seiner" Interpretation der Daten.

2) Die Szene ist ziemlich kontrastreich und sowohl der kamerainterne JPG-Prozessor, wie auch eine Auto-Korrektur in einem externen Konverter tendieren zunächst einmal dazu, die Kontraste auszugleichen. Das Resultat ist auch ersichtlich aus dem Vergleich der beiden Histogramme, wo das JPG eine deutlich bessere Verteilung um die Mitte aufweist. Allerdings ist eine mehr oder weniger symmetrische Verteilung des Histogramms um die Mitte nur dann "normal" (oder würde ein ansprechendes Ergebnis liefern), wenn die Beleuchtungssituation "normal" oder ausgewogen wäre. Dagegen bedeutet eine solche "automatische Normalisierung", dass u.U. Schatten zu sehr angehoben werden, ebenso wie helle Szenen (Schneelandschaften) zu dunkel "korrigiert" würden.

3) Wenn du direkt JPG fotografieren willst, müsstest du in der vorliegenden Situation deine Belichtung so korrigieren, damit das Histogramm so aussieht, wie es jetzt für das RAW ist: du hast erhebliche Dunkel-Anteile im Bild, also sollte im linken Bereich des Histogramms auch ein deutlicher Peak auftreten. Dagegen sind die hellen Anteile flächenmässig nicht besonders ausgeprägt - auch dies sollte sich so im Histogramm darstellen. Durch Einwahl eines geeigneten DRO-Wertes liesse sich ein gewisser Ausgleich schaffen, damit die Schatten leicht aufgehellt werden, während die hellen Partien minimal abgesenkt werden.

4) Für die Aufnahme in RAW wäre ein Histogramm wünschenswert, wie es das für das JPG zeigt, also verschoben nach rechts, mit den hellsten Partien am rechten Rand. Jedoch würde eine solche Aufnahme dann in der RAW-Konvertierung "dosiert normalisiert", d.h. über entsprechende (leichte) negative Belichtungskorrekturen abgesenkt, ggf. mit leichter Schattenanhebung und Lichterabsenkung. Das Histogramm des fertig bearbeiteten Bildes würde dann in etwa wieder dem Ausgabe-Histogramm des JPG entsprechen. Der entscheidende Unterschied ist der, dass in der direkten JPG-Ausgabe das Resultat praktisch "fest verbacken" ist, während du an deiner RAW-Bearbeitung anpassen und justieren kannst, soviel es dir Spass macht und bis du genau das gewünschte Ergebnis hast. Dies kann man so weit treiben, muss es aber nicht.

5) JPG+RAW zu fotografieren mag zwar als "Rettungsanker" erscheinen. Jedoch sollte beachtet werden, dass im Grunde die Zielsetzungen an die Aufnahme für beide Formate differieren: eben JPG direkt für das fertige Foto, während RAW eher einem "Datensammeln" in einen ersten Arbeitsschritt entspicht, während das Foto erst in einem zweiten Schritt aus diesen Daten erzeugt wird. Wenn also JPG+RAW gemäss Anforderungen für JPG aufgenommen wird, dann ist das RAW-Datensammeln suboptimal, während im umgekehrten Fall die JPGs kaum direkt verwendet werden könnten - also auf solche JPGs auch getrost verzichtet werden könnte.
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