Registriert seit: 01.04.2008
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Hallo Jenny,
die Antwort auf Deine Frage ist nicht einfach, und ich habe selbst kaum Erfahrung mit schnell bewegten Motiven, so dass ich nur einige theoretische Erkenntnisse loswerden kann. Die A58 sehe ich als gehobene Einsteigerkamera, aber sie sticht nicht durch außergewöhnlich schnellen AF hervor. Die Fokussiergeschwindigkeit muss man auch immer im Zusammenspiel von Kamera und Objektiv betrachten, und es ist letztlich auch so, dass schneller AF auch schnell Geld kostet, sowohl beim Body als auch beim Objektiv. Schau mal den Sportfotografen über die Schulter, dann bekommst Du schnell den Wunsch auf einen Systemwechsel. Und wenn Du die Preise siehst, dann bist Du genauso schnell wieder davon weg, und begnügst Dich mit dem Wunsch, den Ausschuss etwas zu reduzieren.
Das könnte mit Übung und Verfeinerung der Aufnahmemethoden gelingen, und trotzdem wirst Du mit Deiner Ausrüstung keine Traumquote erzielen können.
Das Fotografieren mit offener Blende hat den Vorteil, dass Du einigermaßen kurze Belichtungszeiten erzielen kannst, um Bewegungen einzufrieren, so dass das Motiv scharf wird. Andrerseits sorgt die Offenblende insbesondere bei langen Brennweiten für eine minimale Schärfentiefe, so dass z.B. ein Pferd, das auf Dich zu kommt, nicht annähernd komplett scharf werden kann. Bei einem Abstand von 15 Metern und bei 200 mm Brennweite bekommst Du nur einen Bereich von 70-80 cm ausreichend scharf. Wenn der AF technisch zu langsam arbeitet, kann es sein, dass der Pferdekopf, auf den Du fokussiert hast, schon aus der Schärfezone raus ist, und Du die Vorderbeine, und mit Pech auch erst die Hinterbeine scharf bekommst. Eine Bewegung, die von links nach rechts verläuft, also einen konstanten Abstand zur Kamera hat, lässt sich sicherer fokussieren. Womöglich sind das die 5% der Bilder, mit denen Du zufrieden bist?
Du wirst sicher einige Kompromisse eingehen müssen. Mach die Blende etwas weiter zu, dann wird die Schärfeebene größer. Wenn Du bei 15 Metern (mit 200 mm) auf f/5,6 einstellst, liegt die Schärfentiefe schon bei 1,50-1,60 m. Damit das Bild richtig belichtet wird, musst Du länger belichten oder höhere ISO einstellen. Länger belichten erzeugt Bewegungsunschärfen, hohe ISO erzeugt Bildrauschen. Beides sind aber keine Schreckgespenster. Bewegungsunschärfe an den richtigen Stellen kann gestalterisch sehr gut wirken, denn es zeigt die Dynamik der Bewegung. Solange ein wichtiger Bereich des Motivs (oft die Augen) scharf sind, darf der Rest ruhig eine Bewegungsunschärfe zeigen. Bei Bewegungen parallel zum Sensor ist das besonders reizvoll, weil Du die Kamera mitziehen kannst. Wenn Du das geschickt machst, behältst Du Kopf und Körper des Pferdes (einigermaßen) scharf, während die Beine fliegen, und der Hintergrund dynamische Streifen zieht. Da wird sicher zunächst mehr Ausschuss dabei sein als bisher, aber mit Übung wirst Du damit tolle Bilder hinbekommen, die Dich den Ausschuss vergessen lassen.
Ein weiterer Kompromiss ist die Beurteilung der Schärfe. Die hat viel damit zu tun, in welcher Größe Du die Bilder zeigen willst. Das heißt, die 100%-Ansicht ist keinesfalls für die Beurteilung geeignet, wenn Du die Bilder später nur im Internet zeigen willst. Dann kann man viel größere Toleranzen ertragen.
Einige Tierfotografen arbeiten so, dass sie den Fokus manuell auf eine Stelle im Gelände setzen, und genau dann auslösen, wenn das Motiv diesen Punkt erreicht hat. Mit dieser Methode machst Du Dich völlig unabhängig vom AF, und genau das bekommst Du mit Deiner Kamera auch hin. Das mag bei Hunden, die eine definierte gerade Bahn laufen, einfacher sein als bei herumtollenden Pferden, aber es wird ganz sicher auch oft funktionieren. Arbeite daran, dass Du schnell manuell fokussieren kannst, und Dich schnell für eine Stelle im Gelände entscheiden kannst, um so mehr Gelegenheiten wirst Du zum Auslösen haben, und um so mehr Treffer werden dabei sein.
Ich bin sicher, dass es hier noch einige Tipps aus der Praxis geben wird, und wünsche Dir, dass die Erfolgsquote deutlich steigen wird!
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Gruß
Gottlieb
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