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Alt 20.10.2015, 21:52   #8
Sir Donnerbold Duck

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Wir sitzen gut 45 min lang in der Sonne und genießen das Panorama. Der Physiker in mir freut sich, als ich eine verschlossene Packung wandertauglicher Hartwurst aus dem Rucksack ziehe und erfreut bestaune, wie sich der Beutel in der Höhenluft prall aufgeplustert hat.

Auch die schönste Pause muss einmal beendet werden und so setzen wir die Rucksäcke auf und stapfen wacker los - gute 4 Stunden veranschlagen wir noch bis zur Hütte. Von nun an geht der Weg immer auf dem Kamm lang und der Wassertalkogel ist der erste und höchste von insgesamt 5 3000ern, die wir überschreiten. Der nächste Gipfel, der Gschrappkogel, ist schon zu sehen und in uns macht sich fassungslose Freude und grenzenloses Glück breit, als wir den Weg dorthin sehen... Ja, den Weg!! Ein echter Weg! Sollte es tatsächlich wahr sein?

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Ist es natürlich nicht! Nach wenigen Metern finden wir uns wieder einmal im weglosen Gelände wieder und klettern der Kammlinie mehr oder weniger folgend von Markierung zu Markierung über Blockwerk und durch Felsen. So geht das die folgenden zwei Stunden weiter und irgendwann wollen wir nur noch, dass es vorbei ist. Es geht körperlich und mental an die Kondition, denn in dem teilweise recht ausgesetzten Gelände sind absolute Trittsicherheit und Konzentration gefragt.

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Immer wieder tun sich Tiefblicke ins Pollestal oder ins Pitztal auf und es ist immer wieder ein seltsames Gefühl, wenn ich in den ausgesetzteren Passagen zwischen meinen Füßen die fast anderthalb Kilometer unter uns liegende Talstation in Mittelberg sehe.

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Irgendwann ist die Plackerei überstanden und rückblickend sehen wir die eben überquerten Gipfel. In der Bildmitte sieht man die Steinpyramiden auf dem Wassertalkogel.

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Ein letztes Gipfelchen noch...

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Das Gelände wird danach angenehmer und wir schätzen noch eine gute Stunde bis zur Hütte, als wir kurz vor dem südlichen Pollesjoch endlich einen Wegweiser sehen. Dummerweise zweigt er nach rechts steil in die Tiefe ab, es sind 1,5 h bis zur Hütte und in der Ferne sehen wir den fiesen Gegenanstieg. Und dummerweise ist das unser Weg. Immerhin endlich ein Weg... Mittlerweile ziemlich fertig und halbverdurstet (kein Wasser mehr...) stürzen wir uns in die Tiefe und quälen uns an den Seilen den Gegenanstieg hoch, froh darum, die matten Beine durch Armeinsatz zu entlasten. Oben angekommen treffen wir auf den Weg vom Pitztaler Jöchl zur Braunschweiger Hütte und realisieren: wir haben den Mainzer Höhenweg hinter uns.

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Im Hintergrund zu sehen ist das letzte Wegstück in die Tiefe, darüber reihen sich die Gipfel des Geigenkamms auf.

Das letzte Stück zur Hütte - im nächsten Bild rechts über dem Mittelbergferner - ist Genuss pur vor grandioser Kulisse:

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Nach 10,5 h (inkl. Pause) sind wir an der Hütte und müssen erstmal essen und trinken. Irgendwann ertappe ich mich dabei, wie ich blöde in mein Bier grinse: seit zwei Jahren geisterte die Tour durch unsere Köpfe und heute haben wir sie im zweiten Anlauf (letztes Jahr war Dauerregen) endlich geschafft...

Dass die Tour auch mich geschafft hat, merke ich, als ich kurz danach den letzten Höhenmeter ins obere Etagenbett klettere - tut das weh!
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Geändert von Sir Donnerbold Duck (21.10.2015 um 07:22 Uhr) Grund: Fehlerkorrektur, vergessenes Bild eingefügt
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