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Alt 22.09.2014, 23:29   #1
Anaxaboras
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Zeiss Otus 85/1.4: Mein erster Eindruck

Auf der Photokina hatte ich eine knappe halbe Stunde Zeit, das neue Zeiss Outs 85/1.4 an einer Nikon D800 auszuprobieren. Da sich das Objektiv gut auch an die A7-Familie (bzw. alle E-Mount-Kameras) adaptieren lässt, hier einmal ein paar Eindrücke von mir.

Zeiss hatte eigens für die kleine Pressvorführung ein Model gebucht und zudem etwas Dauerlicht installiert. Das war's aber auch schon, passende Hintergründe etc. gab's nicht. Ich habe dann das Model einmal so postiert, dass die Hallenlampen im Hintergrund waren. Diese Untersicht ist sicherlich nicht von Vorteil für das Portrait, sagt aber einiges über die Leistungsfähigkeit des Objektivs aus:

Bild in der Galerie
Beispielbild mit Zeiss Otus 85/1.4 bei F/1.8

Die Otus-Reihe hat Zeiss nach eigenen Angaben entwickelt, um Fotografen mit einer hochauflösenden Kleinbildkamera eine Alternative zum Mittelformat zu bieten. Insofern relativiert es sich etwas, dass die Otus-Objektive keinen Autofokus bieten, der ist beim Mittelformat immer noch eher eine Ausnahme.

Für mich war es eine echte Herausforderung, manuell zu fokussieren – F/1.4 habe ich gleich gar nicht probiert. Wenn man sich die Zeit nimmt (und das Model entsprechend geduldig ist), geht es aber. Die Nikon-Version des Otus ist elektronisch voll-kompatibel und überträgt neben dem gewählten Blendenwert auch ein AF-Confirm-Signal. Dennoch waren rund 40 % meiner Aufnahmen nicht korrekt fokussiert - nunja, mit etwas Übung lässt sich das sicherlich steigern.

Die optische Leistung ist m. E. wirklich über jeden Zweifel erhaben. Laterale chromatische Aberrationen sind dem Objektiv völlig fremd, longitudinale chromatische Aberrationen ("Bokeh-CAs") sind in meinem Beispielfoto allerdings schwach sichtbar. Nicht vermeiden lässt sich zudem, dass in Natura runde Lichtquellen hinter der Fokusebene eher oval abgebildet werden, je weiter sie vom Bildzentrum entfernt sind. Der Technische Produktmanager von Zeiss hat mir zu diesem "Cateye-Effekt" eine sehr detaillierte Erklärung geliefert, die ich allerdings wenig verstanden habe.

Mein Fazit: Sieht man einmal von der formidablen Schärfe und den wahnsinnigen Kontrasten des Otus 85/1.4 ab, lassen sich ähnlich gute Ergebnisse auch mit etwas weniger aufwändig konstruierten Objektiven erzielen. CAs korrigiert beispielsweise Lightroom inzwischen sehr gut, Verzeichnung spielt bei modernen 85er keine Rolle. Anderseits ist das Otus 85/1.4 ein faszinierendes Stück Technik, das eher "traditionell" eingestellten Fotografen mit dem nötigen Kleingeld im Portemonnaie praktisch jeden Wunsch erfüllt.

Mir würde es allerdings schon mehr als reichen, wenn Zeiss/Sony bald ein FE 85/1.8 analog zum FE 55/1.8 bringen würden.

LG
Martin

Geändert von Anaxaboras (23.09.2014 um 20:11 Uhr)
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