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Anscheinend sollen oder dürfen wir hier erraten, wie ein Effekt (Bild wird nur als Streifen belichtet, der Streifen ist um so schmaler, je kürzer die Belichtungszeit ist, der Streifen verläuft horizontal, der obere Bildrand wird korrekt belichtet) zustandegekommen sein könnte.
Vermutlich wurde ein Blitz benutzt - ich gehe nachfolgend jedenfalls mal davon aus, da zwar durch die Nutzung des ersten Vorhangs als elektronischer Verschluss bei sehr kurzen Verschlusszeiten ebenfalls ein solcher Effekt auftreten kann, die Beschreibung mir dafür aber zu drastisch ausfällt (Bild mit EXIF-Angaben steht uns leider nicht zur Verfügung).
Auch war nicht ganz klar, wie ein Schlitzverschluss funktioniert und es wurde um eine Erläuterung gebeten.
Schlitzverschluss
Der Schlitzverschluss sitzt vor dem Sensor. Er funktioniert ähnlich wie ein Theatervorhang.
Theater
Bevor die Aufführung beginnt, ist der Vorhang geschlossen. Der Vorhang besteht aus 2 Teilen, dem rechten und dem linken Vorhang. Geschlossen bedeutet, dass beide Vorhänge bis zur Mitte gezogen sind, die Bühne ist für den Zuschauer dann nicht zu sehen.
Zum Beginn der Vorstellung werden die Vorhänge geöffnet, der rechts Vorhang wird nach rechts, der linke Vorhang wird nach links gezogen.
Zum Ende der Vorstellung werden die Vorhänge geschlossen, der linke und der rechte Vorhang werden jeweils zur Mitte gezogen, die Bühne ist für den Zuschauer jetzt nicht mehr zu sehen.
Kamera
Statt einem linken und rechten Vorhang gibt es hier einen 1. und 2. Vorhang. Der Sensor (Theaterbühne) wird vom 1. Vorhang verdeckt, der 2. Vorhang ist geöffnet. Beide Vorhänge laufen von oben nach unten (nicht nach rechts oder links, wie im Theater) ab.
Der Verschluss soll möglichst schnell arbeiten. Deshalb werden die Vorhänge nicht entgegen der Schwerkraft von unten nach oben geschoben, sondern umgekehrt, der Vorhang fällt sozusagen von oben nach unten.
Für die Belichtung (Vorstellung) fällt der erste Vorhang von oben nach unten. Wenn er unten angekommen ist, ist der Sensor (Theaterbühne) komplett zu sehen. Zum Beenden der Belichtung (Theatervorstellung) fällt der 2. Vorhang von oben nach unten. Wenn er unten angekommen ist, ist der Sensor (Theaterbühne) vollständig verdeckt.
Blitzbelichtung
Der Blitz leuchtet nur sehr kurz. Er muss zünden, wenn der 1. Vorhang vollständig geöffnet und der 2. Vorhang noch nicht mit dem Verdecken des Sensors begonnen hat. Der Blitz muss mit dem Verschluss synchronisisert werden. Die Zeit, welche die Kamera benötigt, um den 1. Vorhang vollständig zu öffnen und anschließend den 2. Vorhang vollständig zu schließen, ist die kürzeste Blitzsynchronzeit.
Sie ist abhängig vom Kameramodell und liegt meist bei 1/250stel Sek.
Schlitzverschluss und Belichtungszeiten kleiner als die kürzeste Blitzsynchronzeit
Die Geschwindigkeit des Vorhangs kann nicht weiter gesteigert werden. Um dennoch kürzere Belichtungszeiten erreichen zu können, läuft der 2. Vorhang bereits los bevor der 1. Vorhang vollständig abgelaufen ist. Hierdurch entsteht zwischen den beiden parallel ablaufenden Vorhängen ein Schlitz, der gleichmäßig über den Sensor läuft. Läuft der 2. Vorhang bereits dann los, wenn der 1. Vorhang seinen Weg zur Hälfte zurückgelegt hat, erhält der Sensor nur 50% der Lichtmenge, welche er bei der kürzestmöglichen Blitzsynchronzeit (der 2. Vorhang startet erst dann, wenn der 1. vorhang vollständig abgelaufen ist) erhalten würde. Das entspricht dan einer 1/500stel Sek. Läuft der 2. vorhang schon los, wenn der 1. Vorhang 1/4tel seines Weges zurückgelegt hat, ergibt das 1/1000stel Sek. usw.
Vermutlich hat hier der Blitz gezündet, als der Verschluss noch nicht vollständig geöffnet war. Grund wird die Einstellung einer Zeit < kürzestes Blitzsynchronzeit gewesen sein - dann ist der Verschluss nie ganz geöffnet.
Bei Verwendung eines kompatiblen Blitzgerätes (interner Blitz oder auf das Blitzsystem abgestimmtes Aufsteckblitzgerät) wird von der Kamera eine solche Fehlbelichtung zumindest in den Automatikprogrammen (P,A,S) unterbunden. Entweder wird seitens der Kamera keine Belichtungszeit < 1/250stel Sek. zugelassen oder der Blitz wird als HSS-Blitz verwendet (der Blitz blitzt dann mehrmals und zeitlich genau so, dass sich aus mehreren belichteten "Blidschlitzen" eine gleichmäßige Belichtung ergibt - nicht jeder Blitz ist dafür geeignet, der interne Blitz kann das z. B. bei Sony nicht).
Ist der Kamera nicht bekannt, dass ein Blitzgerät angeschlosen ist oder dass das angeschlossene Blitzgerät kein HSS kann oder wird die Kamera manuell in M betrieben, läßt sie (natürlich) kürzere Belichtungszeiten als die kürzeste Blitzsynchronzeit zu.
Sofern im Kameramenü nicht anders eingestellt blitzt die Kamera immer auf den 1. Verschluss = dann, wenn der 1. Verschluss vollständig geöffnet hat. Bei einer Belichtungszeit < kürzeste Blitzsynchronzeit hat sich dann der Schlitz zwischen 1. und 2. Vorhang bis nach unten bewegt. Wenn der Blitz dann zündet, wird also der untere Teil des Sensors belichtet. Das Bild wird vom Objektiv auf den Sensor horizontal und vertikal spiegelverkehrt abgeblidet. Korrekt belichtet würde auf dem Bild dann demnach der obere Teil erscheinen (weil der untere Teil des Sensors belichtet wurde), der Rest des Bildes wird vom Blitzlicht nicht belichtet, erscheint also je nach vorhandenem Umgebungslicht viel zu dunkel bis schwarz.
Bildergenisse wären dann so, wie vom Theadersteller beschrieben.
Ich vermute deshalb, dass für die Blitzbelichtung ein nicht TTL-fähiger Blitz verwendet wurde und/oder keine Kommunikation zwischen Blitz und Kamera stattgefunden hat.
Es wäre nett, wenn wir erfahren dürften, wie denn hier fotografiert wurde.
vlG
Manfred
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Das Leben ist hart, ungerecht.......und endet mit dem Tode.
Ich persönlich bevorzuge das Leben (trotzdem).
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