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Alt 26.06.2013, 21:54   #2
der_knipser
 
 
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Zitat von Canax Beitrag anzeigen
... Bei 11mm Brennweite und Blende 9 liegt die Hyperfokaldistanz bei 68cm Entfernung und von 50cm bis unendlich ist alles scharf.
Das ist theoretisch fast richtig (der hyperfokale Schärfebereich würde bei 34 cm beginnen), aber in der Praxis zeigt sich das alles etwas anders.
Schärfentiefeberechnungen sind immer von den vorgegebenen Toleranzwerten abhängig, und die Definition von "scharf" ist nicht mehr das, was sie zu analogen Filmzeiten einmal war.
Eine wichtige Größe bei der Berechnung ist der Durchmesser des Zerstreuungskreises. Dafür gab es mal Empfehlungen, die für bestimmte Filmformate, Ausbelichtungformate und Betrachtungsabstände gültig waren. Im digitalen Zeitalter der Pixelpeeper kann man mit diesen Werten nicht mehr rechnen. Heute wird alles durch die Lupe (sprich: vergrößerte Bildschirmdarstellung) beurteilt, und man wundert sich, dass die Objektive scheinbar so schlecht sind. Das ist aber nicht so.

Das Märchen von der hyperfokalen Distanz glaube ich schon lange nicht mehr. Selbst bei meinem 8mm-Fisheye ist es ein großer Unterschied, ob ich die hyperfokale Distanz oder die tatsächliche Entfernung zum Motiv einstelle. Grundsätzlich gilt, dass es bei jeder Entfernungseinstellung nur eine kleine Ebene gibt, in der ein Motiv scharf ist. Alles, was davor oder dahinter ist, wird zunehmend unschärfer. Bei Digitalkameras wird diese Unschärfe technisch bedingt erst sichtbar, wenn ein Punkt, der eigentlich nur einen Pixel groß ist, auf zwei Pixeln abgebildet wird. Der Z-Kreis wird also sinnvollerweise mit 2-fachem Pixelpitch der Kamera angegeben, und die Entfernung gehört so eingestellt, dass das Hauptmotiv genau dort liegt.
Es nützt nichts, eine hyperfokale Entfernung auf 68 cm einzustellen, wenn dort nur Luft ist, und das Motiv in einen vielleicht noch akzeptablen Unschärfebereich zu platzieren.

Wenn man den Schärfentieferechner von Erik Krause benutzt, den ich übrigens sehr gut und aufschlussreich finde, um die Zusammenhänge zu begreifen, dann muss man ihn mit wirklich sinnvollen Werten füttern. Die Vorgabewerte des Z-Kreises in diesem Rechner sehe ich als historisch überholt an. Man wundert sich, wie klein die Schärfentiefebereiche dann wirklich sind. Und: bitte nicht vergessen, die Beugung mit einzurechnen!

Bei meinem Peleng werden die Bilder mit Blende f/11 sichtbar unschärfer als mit Blende f/8. Beugung ist also nicht nur Theorie.
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Gruß
Gottlieb

Geändert von der_knipser (26.06.2013 um 21:57 Uhr)
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