Ich denke nicht, dass dein Idee (Stativ, lange Brennweite, lange Verschlusszeit, niedrige ISO) bei den Fotos in der Kirche oder beim Event (Gasthaus) funktioniert.
Mal von vorne:
28-75 + 50 + 70-200 + kleiner Blitz stehen an APS-C zur Verfügung. Für mich wäre das zu wenig Weitwinkel – aber was man nicht hat, kann man auch nicht nutzen.
In der Kirche (Kommunion) nutze ich zu >90% mein 17 – 50, die restlichen >10% das 70-200.
Grund: ich stelle die Fototasche (in der sich vorsichtshalber eine komplette Zweitausrüstung befindet) ab und habe beim Fotografieren nur die Kamera (mit Blitz und Objektiv) in der Hand. Mit dem 17-50 kann ich von Übersichtsaufnahmen (z. B. Publikum, Altarraum) bis zum Brustbild (da muss man dann nah genug rangehen) alle Motive vernünftig aufnehmen. Das 70-200 nutze ich ausschließlich für formatfüllende Portraits.
Einen Objektivwechsel muss man planen:
passt das neue Objektiv zum weiteren Ablauf der Messe?
stört man gerade sehr, wenn man zu seiner Fototasche „latscht“?
Da ich in der Kirche immer mit Blitz arbeite (avaible light ist mir mit meiner Kamera in der Kirche zu stressig – wenn ich mal Vollformat haben sollte und auch ISO 1.600 noch sinnvoll nutzen kann, sieht das vielleicht anders aus), muss ich dem Thema Bewegungsunschärfe keine Bedeutung beimessen. Das Hauptmotiv wird eh vom Blitz eingefroren – Bewegungsunschärfe z. b. beim Publikum im Hintergrund (wenn man weit genug reinzoomt) ist wenig störend bis erwünscht, um den Hintergrund nicht zu dominant werden zu lassen.
Zweite Kamera mit langer Brennweite auf dem Stativ halte ich für keine gute Idee:
Um Bewegungsunschärfe im Hauptmotiv zu vermeiden wirst du den Blitz nutzen müssen. Weshalb dann ein Stativ?
Gerne läuft einem irgendwer (Pastor, Messdiener) ins Motiv. Ohne Stativ gehe ich dann einen Schritt zur Seite, mit Stativ sieht es dann schlecht aus.
Ohne Blitz wird es mit langen Brennweiten schwierig – du musst also deinen Blitz (du hast deinem Mail nach nur einen) immer von der einen auf die andere Kamera wechseln. Dann kann man statt wechseln des Blitzes das Objektiv wechseln – geht (fast) genauso schnell.
Mein Vorschlag: Fototasche mit dem 70-200 und der 450er mit dem montierten 50er packen und in der Kirche abstellen. Die 57er mit dem 28-75er und montiertem Blitz nutzt du für die Bilder. Wenn du meinst, dass jetzt unbedingt ein formatfüllendes Portrait mit den Tränen der Braut oder der Ringtausch in Großaufnahme (nur die Hände) notwendig ist und du dich mit den 75mm dafür nicht nah genug herantraust (warum nicht?), wechselst du auf das 70-200er. Die SLTs neigen wohl mit Sonyblitzen gerne zu leichten Überbelichtungen (vorher mal ausprobieren), ggf. fest Blitzbelichtung -1 (ausprobieren) einstellen, damit noch genügend Hintergrundlicht für die Lichtstimmung übrig bleibt.
Zum Festhalten der Szene ohne Blitz (avaible light) zückst du ab und zu mal die 450er mit dem 50er.
Wenn ich Zeit habe (in der Kirche also nie) fotografiere ich in M. Im Stress (fast immer) möchte ich mich mit der manuellen Auswahl der passenden Belichtungszeit und Blende nicht noch mehr unter Stress setzen. Deshalb A und Blende vorgeben (damit steht die Belichtungszeit leider mindestens bei 1/60stel Sek. – das ist mir eigentlich schon etwas kurz, da dann das Restlicht damit für meinen Geschmack nicht ausreichend berücksichtigt wird) mit Werten zwischen 4.0 und 8.0 (meist Werte zwischen 5.6 und 7.1). Je weiter du die Blende öffnest, desto mehr Umgebungslicht wird für das Bild berücksichtigt. Eine Blende von 8.0 oder höher kann schon dazu führen, dass nur das nah stehende Hauptmotiv korrekt belichtet ist (dann gerne auch überblitzt = zu hell mit Glanzstellen auf der Haut) und der Hintergrund düster bis schwarz bleibt.
Offene Blende bedeutet zwar einen i. d. R. ausreichend oder zumindest besser ausgeleuchteten Hintergrund, die Schärfeebene ist dann allerdings auch knapp bis sehr knapp. Außerdem haben (fast) alle Objektive ihre beste Leistung, wenn sie ein bis zwei Blenden abgeblendet werden (z. B. mein 28-75er wirkt bei Blende 2,8 nicht gestochen scharf).
ISO steht bei mir in der Kirche fest auf 400 – damit ist bei meiner A700 rauschen noch kein Thema und das Restlicht kommt noch ausreichend mit ins Bild (je höher die ISO, umso weiter kann die Blende geöffnet werden und umso weniger Blitzlicht wird benötigt). Die 57er sollte mit ISO 800 rauschtechnisch noch gut klarkommen.
Wenn du anschließend draußen den Blitz für Schattenaufhellung nutzen möchtest (und die Sonne scheint / es hell ist): ISO runter und/oder HSS aktivieren (Achtung: die Blitzreichweite reduziert sich dann dramatisch) einstellen, damit du aufgrund der einzuhaltenden Synchronzeit keine drastischen Überbelichtungen produzierst.
Ich fotografiere immer in RAW + JPG. Grund: der Blitz hat ungefähr die Farbtemperatur von Tageslicht bei bedecktem Himmel (ca. 5.000 Kelvin), das Restlicht in der Kirche passt nicht dazu (Glühlampen und Kerzenlicht hat um die 3 – bis 4.000 Kelvin, durch die Kirchenfenster einfallendes Licht kann auch schon mal bis zu 7.000 Kelvin haben) = es ist fast immer eine Mischlichtsituation.
Über RAW kann ich ohne Qualitätseinbuße nachträglich die Farbtemperatur so einstellen, wie ich das für angemessen halte. Zusätzlich passe ich die Belichtung nachträglich nach meinen Wünschen an, also z. B. Schatten aufhellen, Überbelichtungen zurückfahren, Bildhelligkeit anpassen u. s. w.
Das Wichtigste zum Schluss: nimm dir ein „Opfer“ (Person als Motiv) sowie deine Ausrüstung und gehe in die Kirche deiner Wahl (natürlich außerhalb eines laufenden Gottesdienstes) und mache reichlich Probeaufnahmen.
Vieles kannst du schon während der Aufnahme am Kameradisplay sehen (z. B. Hintergrund? Lt. Histogramm Über-/Unterbelichtungen vorhanden?), manches erst so richtig am Bildschirm (z. B. stimmen die Farben?, stimmt die Schärfe?, gibt es Verwackelungen?).
Es beruhigt einfach, wenn man das schon mal geprobt und ohne Stress getestet hat, wie sich welche Einstellungen auswirken.
Vielleicht noch zur Beruhigung: während der Hochzeit ist die Kirche vermutlich besser beleuchtet, als während deiner Probeaufnahmen.
vlG
Manfred
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Das Leben ist hart, ungerecht.......und endet mit dem Tode.
Ich persönlich bevorzuge das Leben (trotzdem).
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