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Alt 25.03.2013, 00:02   #5
Anaxaboras
Chefkoch, verstorben
 
 
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Ob man nun in RAW oder JPEG oder gar in RAW und JPEG aufzeichnet, ist sicherlich nicht nur eine Glaubens- und Ermessensfrage. Das hängt wohl zu einem großen Teil auch davon ab, ob man gewillt ist, den etwas höheren Aufwand bei der RAW-Entwicklung in Kauf zu nehmen.

Ich nehme ja (nicht mehr ausschließlich – dazu gleich mehr) in RAW auf. Meine Gründe dafür sind:
  • Bei mir entsteht ein Bild erst durch die Ausarbeitung der eigentlichen Aufnahme. Ganz so, wie eben früher erst in der Dunkelkammer unter dem Vergrößerungsgerät und im Entwicklerbad aus der Aufnahme die Fotografie wurde.
  • RAW-Dateien geben mir einen deutlich größeren Spielraum, meine Aufnahmen nachträglich zum gewünschten Bild auszuarbeiten. Dazu zählt insbesondere die Möglichkeit, ausgewählte Bildbereiche bearbeiten zu können (in LR und ACR).
  • Die Bildqualität der JPEGs hat bei Kameras von Sony bis zu vorletzten Generation doch noch einiges zu Wünschen übrigen gelassen.
  • RAW-Dateien sind gegenüber Aufnahmefehlern deutlich gutmütiger.
  • Mit modernen RAW-Konvertern wie in Lightroom oder auch Photoshop (nicht Photoshop Elements!) lässt sich der Entwicklungsprozess derart automatisieren, dass der Mehraufwand im Vergleich zu JPEG kaum noch ins Gewicht fällt.

Bis im Dezember 2012 habe ich aus den genannten Gründen (fast) ausschließlich in RAW aufgenommen. Dann ist meine A900 gegangen, eine A99 hat sie abgelöst. Seither spielt auch wieder JPEG bei mir eine Rolle, weil:
  • Nur bei der JEPG-Aufzeichnung Funktionen zur Verfügung stehen, die RAW naturgemäß fehlen. Ich meine hier vor allem Multishot-NR und die HDR-Automatik. Dazu gehören aber auch die „Kreativ“-Effekte, die für mich indes keine Rolle spielen. Beides ließe sich zwar ebenfalls durch Serienaufnahmen bzw. Belichtungsreihen in RAW nachbilden – aber zu einem unverhältnismäßig hohem Aufwand.
  • Sony die JPEG-Engine im Vergleich zur Vorgängerin deutlich verbessert hat. Bei sorgfältiger Kameraeinstellung lassen sich jetzt auch in JPEG Ergebnisse erzielen, die den RAWs ebenbürtig sind, bisweilen sogar überlegen.
  • Es Situationen gibt, in denen eine große Anzahl Aufnahmen anfallen, es aber nicht auf das letzte Quentchen Bildqualität ankommt (etwa auf einer Party).

Allerdings hat die Sache doch einen Haken: JPEG erfordert penible Kameraeinstellungen. Das gilt jetzt nicht nur Basics wie Belichtung oder Weißabgleich. Auch die JPEG-Aufbereitung kann und will bedarfsgerecht konfiguriert werden (also Schärfe, Kontrast, Sättigung etc. Dazu gibt es ja noch die Kreativstile, die ich aber nicht verwende).

Man kann also heute mit einer Sony-Kamera sehr gute JPEG-Aufnahmen erhalten, wenn man sie vor jedem Foto auf den Punkt genau einrichtet. Das ist mir in vielen Fällen zu aufwändig und stressig. Ich nehme in RAW auf und achte nur auf eine möglichst genaue Belichtung (das Live-Histogramm unten rechts im EVF meiner A99 ist bei mir standardmäßig eingeblendet), sowie auf den korrekten Weißabgleich. Den Rest erledige ich dann lieber bei einem guten Glas Rotwein am PC.

Bleibt natürlich immer noch: Wer das volle Potential von RAW nutzen will, muss sich in die Möglichkeiten seines RAW-Konverters einarbeiten. Das geht natürlich nicht von heute auf morgen, doch es lohnt sich. Dabei darf man nicht vergessen: Auch die optimale JPEG-Konfiguration gelingt sicher nur, wenn man seine Kamera wirklich aus dem FF kennt und beherrscht. Alternativ gibt es natürlich noch die Motivprogramme (Szenenmodi).

Ich persönlich halte überhaupt nichts davon, RAW und JPEG parallel aufzuzeichnen. Das frisst nur unnötig Speicherplatz und verkompliziert die Verwaltung ungemein – wie schon gesagt.

Auf dem Alpha-Festival wird es dieses Jahr übrigens einen ausgiebigen Workshop zu Lightroom 4 geben. Wer nach Berlin kommt, kann sich dann gerne bei mir persönlich von den Vorteilen des RAW-Formats überzeugen. Und davon, dass Lightroom überhaupt nicht so kompliziert ist, wie es die vielen Regler und Möglichkeiten einem vielleicht einreden.

LG
Martin
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