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Alt 05.11.2012, 00:24   #34
Stereohans
 
 
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Gedanken zu den 50ern

Wenn ich mir das neue 1,4/50 ZA SSM anschaue, dann sehe ich gewisse Parallelen zum Gegenstück im Contax-N-System. Das hatte ja ein besonders großes Bajonett und riesige Objektive, die einen deutlich größeren Bildkreis auszeichneten.

Ziel war es, bei dem von vornherein auch für digitale Nutzung konzipierten N-System einen möglichst geraden Strahlengang zu erreichen und auch die Randstrahlen mit annähernd 90 Grad Auftreffwinkel beim Sensor ankommen zu lassen. Das klappte auch: Vignettierungen und Randunschärfen waren an der Contax N digital (die ich besitze) praktisch kein Thema.
Dafür schleppt man sich einen Wolf mit nachgerade gigantischen Objektiven. Ein besonderes „Monster“ war und ist das 2,8/17-35, dessen Durchmesser den aller vergleichbaren KB-Objektive dieses Brennweitenbereichs deutlich übertrifft.

Von daher dürfte die schiere Größe des neuen 50ers darauf hinweisen, dass hier ebenfalls ein möglichst „unverbogener“ Strahlengang angestrebt wird. Was mit dem im Vergleich zum N-Bajonett deutlich kleineren A-Bajonett allerdings um einiges schwieriger werden dürfte.

Auf jeden Fall ist das Design ein deutliches Indiz dafür, dass die neuen hochauflösenden VF-Sensoren auch in Sony-Gehäusen mittelfristig kommen und der Hersteller dafür jetzt schon Vorarbeit leistet.

Zu den optischen Qualitäten des ZA-Planar kann man ebenfalls eine klare Prognose abgeben: Mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit wird auch dieses Zeiss die ZA-Linie fortführen. Das heißt
- gnadenlose Schärfe mit sehr hohem Mikrokontrast und sehr konturierten Details
- analytische, beinahe kühle Farbstimmung
- relativ hohe Unempfindlichkeit gegen Überstrahlungen und Flares, aber auch
- eine unübersehbare Tendenz zu Chromatischen Aberrationen.

Letztere sind der Preis, den man beim 85er Planar und beim 135er Sonnar für die hohe Lichtstärke zahlt.

Was das Zeiss-50er garantiert NICHT hat, ist der durch Unterkorrektur entstehende „Glow“ mancher alten Minoltas. Weichzeichner mag man in Oberkochen nicht. Und selbst wenn es bei Sony noch Optikrechner gibt, die den alten Idealen anhängen, werden sie sich bei einem Zeiss mit ihren Vorstellungen kaum durchsetzen.

Gerade deshalb ist das Objektiv aber für mich interessant. Wie in diesem Thread schon geschrieben wurde: Ein scharfes Bild kann ich am Photoshop immer noch kontrasärmer und eine Spur unschärfer machen - andersherum ist das schwieriger...

Nachdem ich auch High.End-Fan bin und im Laufe der Jahre unter anderem eine kleine Sammlung von hochklassigen Musik-Wiedergabegeräten aufgebaut habe, ist die Zeiss-Ästhetik aus meiner Sicht übrigens durchaus mit dem klanglichen Ideal der Sonys vergleichbar: Zu ihnen greift, wer es glasklar und eher trocken haben will. Steht der Sinn nach lieblicheren Klängen, sollte man lieber Marantz oder manche britische Geräte bevozugen. Die gibt es noch neu, liebliche Minoltas nur noch gebraucht...

Gruß, Hans

Geändert von Stereohans (05.11.2012 um 00:31 Uhr)
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