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Alt 10.07.2011, 21:52   #5
Dana
 
 
Registriert seit: 21.08.2008
Ort: Hessen
Beiträge: 34.879
Ich denke, es ist wie bei der Musik.

Ohne jetzt näher auf den Text eingehen zu wollen (man weiß hier ja, dass ich eher zum "Optimieren" rate, als zu HDR und sonstigen Aufpimpereien), stelle ich fest, dass es wohl in der Fotografie genau solche Wellen gibt, wie es sie Jahrhunderte in der Musik gegeben hat und noch gibt.

Man kann, wenn man sich in der Musikgeschichte und der Musikkunde etwas auskennt, durchaus einen roten Faden sehen, der sich durch Dekaden der Zeit zieht und dann abbricht, neu geknüpft wird und wieder weiter läuft.

Beispiel: Die Renaissance.
Die Musik bildet sich aus erster aufführbarer Musik, Notation heraus. Das Ganze gipfelt zum Ende dieser Epoche in 40stimmigen Stücken, zig Triplechören etcpp. Man fing an, die kompletten Kirchenräume zu nutzen. Überall ein Chorteil, die dann multistimmig miteinander gesungen haben. Heftigstes Zeug, singt heute keiner mehr.

Dann die Barockzeit. Eine Singstimme, Basso Continuo (Cembalo mit Cello). Fertig. Man wollte wieder zurück zum "Ursprung", mehr Text in den Vordergrund, einfachere Weisen. Das Ganze gipfelte zum Ende dieser Epoche in den schwierigsten Fugen, in polyphonen (jede Stimme ist unabhängig von den anderen) Riesenchören, in Verschachtelungen, je komplizierter, desto besser...

Dann die Klassik. "Das Volk will Literatur, die Wiedererkennungswert und Mitsingcharakter hat!" Es wurden einfache Stücke geschrieben, mit mathematischen Strukturen, der so genannten Periodik. BLOSS nichts, das nicht ins Ohr geht...bis dann Beethoven kam und alles wieder umschmiss und die Romantik einläutete, die sich dann immer mehr aufbäumte, die Orchester kaum mehr in den Orchestergraben passten, weil so riesig, die Werke immer pompöser wurden...

Oder in der Model-Welt. Immer heftigere Shows, immer wildere Modelle, immer dünnere, immer heftiger angemalt...was der eine kann, kann ich noch doller!

So ist es sicher in vielen Bereichen. Der Mensch bildet sich weiter, will besser werden, toller werden...andere übertrumpfen. Das scheint ihm irgendwie eigen zu sein.

Und das spiegelt dann halt auch die Fotografie wider. Dazu kommen die neuen technischen Möglichkeiten, sowohl bei der Technik als auch bei der Software... Leider gibt es Seiten und Wettbewerbe, die nur noch sowas fordern. Das ist bisi schade.

Für mich muss ein Bild lediglich gut komponiert sein und technisch so gut wie möglich. Es muss kein zusätzliches Pimpen dran oder irgendwas, womit man die Aufmerksamkeit erheischt. Das Problem ist halt, wenn es alle machen...dann stinkt man irgendwann ab. Beugt man sich dann dem Gruppenzwang? Oder versucht man zu warten, bis es wieder in eine andere Richtung geht?

Ich weiß es nicht...
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Liebe Grüße!
Blowing out someone else's candle doesn't make yours shine any brighter.
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