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Zitat von About Schmidt
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Hätte mal die ARD gestern besser doch den Musikantenstadl ausgestrahlt, als diesen Beitrag über Tschernobyl zu bringen. Die beiden Unglücke haben nicht das Geringste miteinander zu tun.
Leider waren am Wochenende offenbar nicht genug öffentlich-rechtliche Redakteure aus dem Wochenende zu klingeln, um eine einigermassen sinnvolle Hintergrundinformation zusammenzustellen. Daher hat man denlange vorbereiteten Jubiläumsfilm "25 Jahre Tschernobyl" aus der Kenserve geholt.
Tschernobyl war ein gefährlicher, graphitmoderierter Reaktortyp, der bei Fehlern "durchgeht". Die Verseuchung wurde vor allem durch das konventionelle Graphitfeuer verursacht. Das ist in Japan alles nicht der Fall.
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Reaktortyp stark überaktiv ausgelegt ist. Ohne ständig eingefahrene Bremsstäbe, die die Neutronen wegfangen, würde der Reaktor "durchgehen". Zudem hat dieser Reaktortyp einen stark positiven "Void-Koeffizienten". Das bedeutet, dass die Leistung bei Kühlmittelverlust nicht abnimmt (wie dies bei Siede- und Druckwasserreaktoren der Fall ist), sondern exponentiell zunimmt. Die Brems- oder Regelstäbe des Tschernobyl-Reaktors, die dieses verhindern sollten, hatten zwei weitere katastrophale Eigenheiten: die meisten trugen an ihrer Spitze einen fünf Meter langen Verdrängerstab aus Graphit, der im Normalbetrieb die Neutronenbilanz des Reaktors verbessern sollte. Bei der Schnellabschaltung des Reaktors in Tschernobyl, bei der die Bremsstäbe eingefahren wurden, heizten diese Graphitstäbe die Reaktion kurzfristig zusätzlich an. Dieser Konstruktionsfehler wurde mittlerweile laut Karisch41 durch veränderte Abstände zwischen Graphitstange und Bremsstab beseitigt. Außerdem waren sie extrem langsam: Die Regel- und Abschaltstäbe des RBMK-1000-Reaktors lassen sich mit einer Geschwindigkeit von 40 cm in der Sekunde bewegen. Man benötigt daher 20 Sekunden, um sie von der höchsten Positionierung bis zum tiefsten Punkt zu fahren. Unter heutigen Maßstäben betrachtet ist dies sehr langsam (die in Kanada eingesetzten CANDU-Reaktoren mit schwerem Wasser als Moderator sowie die Druckwasser-Reaktoren in den USA und Japan benötigen dafür eine Sekunde).42 Außerdem benötigt dieser Reaktortyp aus den oben benannten Gründen sehr viel Kühlwasser. Wo nun kam in Tschernobyl dieses benötigte Kühlwasser her ? Es wurde dort extra dafür ein Kanal angelegt, der das Wasser aus dem Kühlwasserteich mit einer Oberfläche von ca. 22 Quadratkilometern heranführte und das warme Wasser ableitete.
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http://www.benoroe.de/tschernobyl/tsch_03.htm
Was mich damals fasziniert hat: Die Grünen und die SPD waren ruck-zuck mit Kritik an Deutschland und der Energieversorgung bei der Hand. Über die Sowjets oder die DDR hat man dagegen recht wenig gehört. Die Stasi (HVA) war ja auch in der Friedens- und Anti-Atombewegung ziemlich gut installiert - sogar im Deutschen Bundestag. Nach eigenen Angaben hätten sie mit IMs Fraktionsstärke erreicht (Quelle: Die "Rosenholtz-Datei" die unter anderem IM Günther Wallraff enttarnt hat).
Und auch jetzt sind diese Reaktoren immer noch in Russland usw. in Betrieb. Kein Protest hierzu anlässlich 25 Jahre Tschernobyl im Film der ARD. Und auch nicht von der Politik. Diese Gefahren lassen sich eben nicht in innenpolitischen Profit ummünzen.