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Alt 10.12.2010, 14:26   #4
MarieS.
Forumssekretärin
 
 
Registriert seit: 02.06.2009
Ort: Berlin
Beiträge: 2.965
Tut mir leid Wolfgang, aber ich kann dir leider nicht zustimmen.

Bereits der Ausdruck "das Gesehene fotografisch richtig umsetzen" geht mir sowas von gegen den Strich, dass ich mich einfach äußern muss, denn wer von den hier Schreibenden und Schöpfenden soll denn bitte beurteilen dürfen, die der Fotograf genau diese Szene darstellen wollte?

Sicher sind auch bei den hochgelobten Bildern immer wieder Glückstreffer dabei, aber muss Kunst zwangsläufig reproduzierbar sein? Hat Beuys seine Butter vermessen, ehe er sie in die Ecke der Düsseldorfer Kunstakademie gequetscht hat? Ist Improvisationstheater keine Kunst, weil es jedes Mal anders ist?

Meiner Meinung nach kann auch auf der Suche nach seinem Stil ein Fotograf bereits Kunstwerke hervorbringen, denn ich halte es nicht mit Fulda, das Kunst von Können kommt, sondern sehr im Auge des Betrachters liegt. Für den einen ist Anne Geddes Kunst, für den anderen Kitsch, gleiches gilt für Expressionismus, Kubismus, Dodekaphonie etc. etc. Die Liste wäre endlos. Ich finde es deshalb sehr vermessen, jemandem absprechen zu wollen, eine Fotografie für sich als Kunst oder Krempel einordnen zu können.

Und wenn wir schon definieren wollen, was m.E. bei Kunst unmöglich ist, warum dann nicht die zitieren, die sich regelmäßig mit dem Grundrecht der Kunstfreiheit auseinandersetzen müssen:

"Der Lebensbereich "Kunst" ist durch die vom Wesen der Kunst geprägten, ihr allein eigenen Strukturmerkmale zu bestimmen. Von ihnen hat die Auslegung des Kunstbegriffs der Verfassung auszugehen. Das Wesentliche der künstlerischen Betätigung ist die freie schöpferische Gestaltung, in der Eindrücke, Erfahrungen, Erlebnisse des Künstlers durch das Medium einer bestimmten Formensprache zu unmittelbarer Anschauung gebracht werden. Alle künstlerische Tätigkeit ist ein Ineinander von bewußten und unbewußten Vorgängen, die rational nicht aufzulösen sind. Beim künstlerischen Schaffen wirken Intuition, Phantasie und Kunstverstand zusammen; es ist primär nicht Mitteilung, sondern Ausdruck und zwar unmittelbarster Ausdruck der individuellen Persönlichkeit des Künstlers."

Sorry, aber ich lese da nichts von Blende und Belichtungszeit.
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