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steve.hatton 23.04.2010 12:50

Deutsche Sprache, schwere Sprache
 
Zitat:

Zitat von Traumtraegerin (Beitrag 1008520)
....
Toffifee; ein kleiner Junge labert: “Mit Toffifee sind wir einfach irgendwie… zusammener!”.

... wird mir wieder schlecht :roll::roll:

Am schlimmsten finde ich die "Neologismen", oder besser das gruselige Deutsch!

"Deutschland`s meiste Musik" usw.

Bald wird "Guckst DU" als Lehrsendung für Deutsch in die Schulen einziehen......

Leider scheint Deutschalnd ein besonderer Werbemarkt zu sein, denn ironische und lustige Werbung wird meist gleich wieder vom Markt genommen....haben sich da zu viele Schwiegermütter beschwert, als eine Waschmittelfirma einen Werbespot mit dieser komischen Kugel machte und die Schwiegermutter verdutzt sagte, "WIE?...sie (die Schwiegertochter) wäscht die Wäsche meines Sohnes mit einem Ball "?
Endlich malweg von Tilly und Miss Palmolive.....und schon wieder zurück !

speedy12 23.04.2010 13:54

Zitat:

Zitat von steve.hatton (Beitrag 1008540)
Am schlimmsten finde ich die "Neologismen", oder besser das gruselige Deutsch!

Das scheint auch in den Nachrichtensendungen gebräuchlich geworden zu sein.
Jedesmal, wenn der Nachrichtensprecher (und das in der ARD) sagte: "Der polnische Präsident wurde nach Warschau übergeführt ..." hats mich regelrecht geschüttelt. :flop:

Oder sollte ich mich irren und das ist Neue Deutsche Rechtschreibung?

Greets, speedy

Jens N. 23.04.2010 14:32

Zitat:

Zitat von steve.hatton (Beitrag 1008540)
Am schlimmsten finde ich die "Neologismen", oder besser das gruselige Deutsch!

"Deutschland`s meiste Musik" usw.

Schlimmer finde ich ja diese Deppenapostrophe. Neologismen sind einfach nur ein normales und oft auch nötiges, bzw. begrüßenswertes Phänomen lebendiger (und damit sich verändernder) Sprachen. Natürlich kann man es damit auch übertreiben und die Werbung ist ein sehr gutes Beispiel dafür, aber allgemein gesehen kann ich die Kritik an sprachlicher Veränderung oft nicht nachvollziehen. Zumal wir alle nicht davor gefeit sind, gerade in einem Forum wie diesem (was wird hier nicht mit Denglisch u.ä. nur so um sich geworfen).

Dein Beispiel ist, abgesehen vom Deppenapostroph, übrigens vor allem falsche Grammatik, kein Neologismus. Darüber wird sich der Schöpfer dieses slogans aber voll bewusst gewesen sein und offenbar hat es auch seinen Zweck bestens erfüllt: es fällt auf und bleibt im Gedächtnis. Ähnlich so Aussprüche wie "da werden Sie geholfen" u.ä. Schlechtes Deutsch: natürlich. Nervig: sicher. Aber als Werbung offenbar gut gemacht. Werbung will und muß auffallen und oft ist es tatsächlich erstmal egal, ob positiv oder negativ.

eiq 23.04.2010 14:36

Zitat:

Zitat von speedy12 (Beitrag 1008584)
Jedesmal, wenn der Nachrichtensprecher (und das in der ARD) sagte: "Der polnische Präsident wurde nach Warschau übergeführt ..." hats mich regelrecht geschüttelt. :flop:

Oder sollte ich mich irren und das ist Neue Deutsche Rechtschreibung?

Nein, das ist korrekte alte (und neue) Rechtschreibung. Mittlerweile kann man allerdings auch überführt sagen, jedoch mit der Betonung auf der ersten Silbe.

Gruß, eiq

speedy12 23.04.2010 14:44

Zitat:

Zitat von eiq (Beitrag 1008601)
Nein, das ist korrekte alte (und neue) Rechtschreibung. Mittlerweile kann man allerdings auch überführt sagen, jedoch mit der Betonung auf der ersten Silbe.

Sorry, aber das halte ich für ein Gerücht. In meinen fast fünfzig Lebensjahren habe ich es (bis vor kurzem) IMMER nur als "überführt" gehört. Diese "übergeführt" ist bisher noch nie an meine Ohren gelangt. Und, mal ehrlich, es klingt auch scheusslich. Dagegen machen kann ich natürlich auch nichts, aber weh tuts trotzdem ...

Greets, speedy

Jens N. 23.04.2010 14:46

Siehe hier: http://www.spiegel.de/kultur/zwiebel...349852,00.html Oder halt im Duden.

speedy12 23.04.2010 15:22

Danke Jens! Wieder was dazu gelernt. Ich werde "übergeführt" aber trotzdem in meine Hassliste aufnehmen ... :lol:
Und eiq, entschuldige, dass ich an dir gezweifelt habe *verschämtaufBodenGuck*

Greets, speedy

steve.hatton 24.04.2010 01:10

Zitat:

Zitat von Jens N. (Beitrag 1008600)
Schlimmer finde ich ja diese Deppenapostrophe. Neologismen sind einfach nur ein normales und oft auch nötiges, bzw. begrüßenswertes Phänomen lebendiger (und damit sich verändernder) Sprachen. .....

Sicher ist ess sehr notwendig grammatikalisch unkorrekte Verkürzungen einzuführen, wenn man nicht in der Lage ist oder sich nicht die Mühe machen will, korrektes Deutsch zu nutzen

Zitat:

Zitat von Jens N. (Beitrag 1008600)
....
Dein Beispiel ist, abgesehen vom Deppenapostroph, übrigens vor allem falsche Grammatik, kein Neologismus. ....

Deshalb schrieb ich "Neologismen, oder (noch) besser das gruselige Deutsch".

Ich Bezug auf den Apostroph halte ich mich besser zurück.....
Den Unterscheid zwischen Genitiv und Mehrzahl setze ich mal voraus......

Jens N. 24.04.2010 03:06

Zitat:

Zitat von steve.hatton (Beitrag 1008830)
Sicher ist ess sehr notwendig grammatikalisch unkorrekte Verkürzungen einzuführen, wenn man nicht in der Lage ist oder sich nicht die Mühe machen will, korrektes Deutsch zu nutzen

Neologismen sind nicht zwingend Verkürzungen (und schon gar nicht grammatikalische - dadurch werden Begriffe Bezeichnet, nicht grammatikalische Regeln o.ä.), sondern es sind einfach neu geschaffene Begriffe, oder Begriffe, die aus anderen Sprachen in unseren Sprachgebrauch übernommen wurden. Oder Mischformen usw. Benutzen wir alle und andauernd, nur fällt es bei vielen Neologismen gar nicht mehr auf. Teilweise werden diese Wortneuschöpfungen in gewisser Weise nötig, aufgrund technischen Fortschritts z.B. OK, man kann dauernd Mobiltelefon sagen, oder einfach Handy (ein englisch klingender Begriff, mit dem jedoch weder Amerikaner, noch Briten im Zusammenhang mit Mobiltelefonen etwas anfangen können). Oder man kann bei seiner Kamera von einer sensorgrößenbedingten Bildwinkelverkleinerung sprechen, oder man kann das als cropfaktor (schöner mix aus Deutsch und Englisch, oder eigentlich Latein und Englisch - da war übrigens schon wieder einer: "mix") bezeichnen. Man kann "Hartz IV" sagen, oder -eigentlich korrekt, bzw. idR. damit gemeint- Arbeitslosengeld II. Usw. usf. Inflationär (wie in der Werbung häufig und absichtlich) verwendet kann das nerven, aber allgemein betrachtet bleibe ich bei meiner Aussage: nötig, wichtig und vollkommen gebräuchlich. Leider ist die Kritik an dieser Stelle oft aber sehr undifferenziert. Sprache soll und muß sich verändern und tut dies auch schon immer. Leider wirkt die Kritik an diesem Umstand oft so, daß genau das zu verhindern gefordert wird, was aber unnsinnig ist.

Zitat:

Ich Bezug auf den Apostroph halte ich mich besser zurück.....
Den Unterscheid zwischen Genitiv und Mehrzahl setze ich mal voraus......
Das müsstest du mir bitte erklären (ist schon spät): du hältst "Deutschland's" tatsächlich für korrektes Deutsch!? Also da schüttelt es mich wirklich muß ich sagen, aber gerade beim Apostroph finden sich solche Fehler sehr häufig - eben wegen dieser oft unreflektierten Übernahme aus dem englischen Sprachgebrauch. Im Englischen gibt es einen Genitiv-Apostroph, im Deutschen jedoch nicht (mehr -auch was Eigennamen angeht- offiziell seit über 100 Jahren)! Und damit betreibst du genau das, was du eigentlich kritisieren wolltest. Siehe z.B. auch hier "Apostrophenquälerei 1: Der Genitiv-Apostroph": http://einklich.net/etc/apostroph.htm

SPD = Sozialdemokratische Partei Deutschland's - oder wie?

speedy12 24.04.2010 04:49

Zitat:

Zitat von Jens N. (Beitrag 1008836)
Teilweise werden diese Wortneuschöpfungen in gewisser Weise nötig, aufgrund technischen Fortschritts ...

Du meinst Worte wie z.B. unkaputtbar :roll:

Scherz beiseite. Natürlich muss die Sprache im Laufe ihrer Geschichte Veränderungen durchmachen. Schließlich ist Sprache im Grunde genommen nichts anderes als ein Protokoll, also ein gemeinsamer Nenner, auf den sich die Parteien festgelegt haben.

Da es aber heute Bügelfaltenhosen gibt, wird Häuptling Macabuto, trotz der laut Protokoll geforderten Kleidung, nicht im Baströckchen erscheinen - die ursprüngliche Vereinbarung wurde stillschweigend angepasst.

Und so ist es auch mit den Sprachen, insbesondere mit der Deutschen Sprache. Wir haben im Laufe der letzten Jahrzehnte dermaßen viele "Fremdwörter" in unseren Sprach"schatz" aufgenommen, dass es - zumindest in der Umgangssprache - ein reines Deutsch schon lange nicht mehr gibt.

Nimmt man dann noch die Kunstworte von den ach so klugen Fachleuten dazu, ist das babylonische Sprachgewirr komplett.

Ich meine: "Super-Gau". Hallo? Tot, toter, am totesten? Super-grösster anzunehmnder Unfall? Oder: vorläufiges amtliches Endergebnis. Was denn jetzt, ist das Ergebnis vorläufig oder ist es ein Endergebnis?

Soll heissen: auf der einen Seite sind Neologismen eine natürliche Folge des Zusammenwachsens der Nationen, oder, wenn man will, der Globalisierung. Auf der anderen Seite werden aber viele unsinnige Begriffe geprägt, die ebenfalls Einzug in die Sprache finden. Und zum dritten werden Begriffe als gültig anerkannt, obwohl sie früher falsch waren, einfach nur deshalb, weil der Großteil der Bevölkerung sie so benutzt (siehe "Monitore". Korrekt wäre (sorry, WAR) Monitorn).

Wie auch immer, eines scheint klar zu sein: Die Gesellschaft zur Reinerhaltung der Deutschen Sprache hat ausgedient, wird nicht mehr gebraucht. Wir machen uns unsere Sprache selbst.

Bleibt die Frage, wozu es heute noch Deutschunterricht in der Schule gibt ...

Greets, speedy


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