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ViewPix 26.09.2008 08:44

Blende kontra Lichtstärke
 
Nehmen wir zum Beispiel das SAL 70200 2.8 G SSM:

Ein Objektiv das als das beste seiner Klasse gehandelt wird.
Was macht das Objektiv so besonders? Ich nehme an ganz stark die Lichtstärke, also die größte bzw. kleinste Blende von 2.8

Jetzt stellt sich mir die Frage, wieso genießen Objektive mit einem höheren Anfangsblendenwert z.B. 3.5/4/4.5 einen ebenfalls hohen Stellenwert?

Wie z.B. das nie Lieferbare SAL 70300 SSM oder das von allen sehnlichst erwartete SAL 70400 G SSM...

D@k 26.09.2008 09:09

weil sie andere Funktionen erfüllen?

Mit 70-400 kannst du schon nett Vieher in der Natur ablichten, mit max. 200mm ist es vergebliche Mühe...

Schöne Grüße

PeterHadTrapp 26.09.2008 09:17

Hi Torsten,

ob ein Objektiv gut ist, das hängt von mehr Faktoren als der reinen Lichtstärke ab.
Es nützt mit die Beste Anfangsöffnung nichts, wenn die Linse bei Offenblende so schlecht ist, dass ich es zwei ganze Blenden schließen muss, um einigermaßen zufrieden zu sein.
D.h. nicht nur die mögliche Offenblende (also Lichtstärke) selbst, sondern auch ganz entscheidend die Abbildungsleistung (Schärfe und deren Randabfall, Vignettierung, Verzerrung) spielen eine große Rolle.

Dann kommt die Grundschärfe, die ein objektiv überhaupt zu liefern im Stande ist. Z.B. kann ich mein Tamron 200-400 bei 200mm abblenden so viel ich will, es kommt trotzdem niemals an die Leistung meines 80-200/2,8 heran.

Weiterhin ist noch das Bokeh für viele Anwender ein wichtiges Kriterium. Denn ein zappeliges unruhiges Bokeh (=Weichheit und harmonische Darstellung der Bildteile die außerhalb der Schärfeebene liegen) kann wirklich Bilder durch Häßlichkeit zerstören.
Die meisten Superzooms haben ein ziemlich unschönes Bokeh, während viele Festbrennweiten ein sehr weiches Bokeh haben, in unserem System ist z.B. das 1,4/85 mit eine Bokeh wie "Schlagobers" gesegnet, das ist einer der Gründe warum viele (ich auch) es so lieben.

Als nächstes fällt mir noch die Farbkorrektur ein. Auch die ist ein wesentliches Qualitätsmerkmal eines objektives. Alles wo APO draufsteht behauptet schonmal Apochromatisch korrigiert zu sein, sodass Farbsäume an sich kaum oder garnicht auftreten sollten.

In der Summe kann ein Objektiv,
- das vielleicht nicht die wahnsinnig große Anfangsöffnung (=Offenblende) mitbringt,
- aber bei der ihm möglichen Offenblende schon richtig gut abbildet
- eine durchgängig gute bis sehr gute Schärfeleistung bringt
- sehr gut gegen Farbfehler korrigiert ist
- ein angenehmes Bokeh hat
trotzdem ein sehr sehr gutes Objektiv sein.

Und nach allem was ich bisher gesehen habe, scheint das z.B auf das 70-300G zuzutreffen.

Gruß
Peter

P.S.: mal kucken was Jens noch dazu einfällt wenn er reinschaut :cool:

Somnium 26.09.2008 09:23

Vor allem darf man bei Lichtstärke nicht vergessen das sie je nach Brennweite sehr relativ ist. Qualitativ Hochwertige f5.6 bei 400mm haben nunmal einen ganz anderen Hintergrund als bei, sagen wir 85mm. ;)
Manches lässt sich nunmal einfach nicht bauen, zumindest nicht so das man es ernsthaft nutzen könnte.... Ganz davon abesehen das wohl kaum jemand so nen Brecher wie das Sigma 200-500 f2.8 bezahlen kann. Wir reden hier dann schließlich von 16Kg und 20.000€....

WB-Joe 26.09.2008 10:09

Zitat:

Jetzt stellt sich mir die Frage, wieso genießen Objektive mit einem höheren Anfangsblendenwert z.B. 3.5/4/4.5 einen ebenfalls hohen Stellenwert?
Weil die Abbildungsleistung stimmt?
Es gibt Objektive da verzichtet der Hersteller ganz bewußt auf die Anfangsblende F=2,8 und nimmt lieber eine kleinere Blende um Kosten, Gewicht, Größe und konstruktiven Aufwand zu sparen. Das heißt aber nicht daß diese Objektive optisch schlechter abbilden als ihre F=2,8-Konkurrenten.
Viele Objektive mit Anfangsblende F=2,8 muß man um ansprechende optische Leistung zu erhalten erstmal um mindestens eine Blende abblenden, somit ist, wie Peter bereits schrieb, die Blende F=2,8 "verschenkt".

ViewPix 26.09.2008 10:09

Vielen Dank schon einmal für Eure Antworten, das ist sehr aufschlussreich.

Dann könnte man sagen, wenn ich eine Zoom-Objektiv für Natur & Zoofotografie anschaffen will dann wäre eher das SAL-70300G oder das SAL-70400G geeignet?

Hier einmal alle 3 Objektive im Vergleich: SAL-70200G/SAL-70300G/SAL-70400G

Was macht denn das SAL-70200G so gut oder besser im Vergleich zum SAL-70300G?

Dimagier_Horst 26.09.2008 10:19

Bei den Dunkelsuchern der Cropkameras würde ich durchaus noch das hellere Sucherbild bei größerer Anfangsblende in die Waagschale schmeissen...

Jan 26.09.2008 10:32

Hallo Torsten,
eine lichtstarkes Objektiv (große Anfangsblende) ist durchaus etwas Feines.

Licht für Sucher und AF,

Option, diese Blende zu nutzen (schlechtes Licht / Freistellen),
allerdings gibt es tatsächlich Objektive, die eigentlich bei Offenblende nicht oder nur sehr eingeschränkt tauglich sind, dass sind dann Offen-Blender. Allerdings gibt es auch lichtschwächere Objektive, die bei Offenblende nur mäßige Qualität liefern. Ein 1/2,8-Offen-Blender ist danna uf Blende 4 abgeblendet oft besser als ein 1/4'er Objektiv bei Blende 4. Bei Blende 5,6 mag dann der Unterschied verschwinden.

Dann gibt es aber auch deutliche Nachteile, vor allem
Preis und Gewicht.


Du solltest Dir überlegen, welchen Brennweitenbereich Du abdecken willst, wie Dein Budget aussieht, wieviel Du bei einer Foto-Tour mitschleppen willst (cave: 400mm bei Blende 5,6 wird wohl oft Ein- oder Dreibein benötigen), was Du fotografierst, wie wichtig Dir das Freistellen durch geringe Tiefenschärfe ist oder ob Du ohnehin immer auf Blende 8 Abblendest, weil Du alles von vorn bis hinten scharf haben willst. Ein Unterschied, der nicht an den Zahlen abzulesen sind, sind andere Eigenschaften eines Objektivs, vor allem sein Bokeh.

Jan

cdan 26.09.2008 10:36

Zitat:

Zitat von D@k (Beitrag 717883)
weil sie andere Funktionen erfüllen?

Mit 70-400 kannst du schon nett Vieher in der Natur ablichten, mit max. 200mm ist es vergebliche Mühe...

Schöne Grüße

Das ist eine Frage der Vorgehensweise. Ich fotografiere Rehe und Füchse mit 135mm (bzw. 202,5mm an APS-C) das macht Spaß, ist spannend und z.B. bei Wildschweinen absolut aufregend. Die Lichtstärke ist da für mich das entscheidende Kriterium, was an Brennweite fehlt wird gelaufen oder gekrochen; der Rest ist Tarnung. Mit 400mm stellt sich nur noch die Frage ob ein Tier da ist. ;)

Die folgenden Aufnahmen sind alle mit 135mm gemacht. Auch mit 200mm geht das recht gut. ;)


-> Bild in der Galerie


-> Bild in der Galerie


-> Bild in der Galerie

Durch das verminderte Rauschen mit der Firmware V.4 für die A700 haben sich da übrigens ganz neue Möglichkeiten aufgetan.
Wenn ich vor der Wahl steht, dann entscheide ich mich für die Lichtstärke, vorausgesetzt die Qualität bei Offenblende stimmt.

D@k 26.09.2008 10:38

Zitat:

Zitat von ViewPix (Beitrag 717896)
Dann könnte man sagen, wenn ich eine Zoom-Objektiv für Natur & Zoofotografie anschaffen will dann wäre eher das SAL-70300G oder das SAL-70400G geeignet?

Wenn nur die Abbildungsleistung stimmt (z.B. auf dem Niveau von Canon 100-400) dann das 70-400 nehmen. Das lange Ende wird bei der Naturfotografie immer sehr schnell zu kurz.


Zitat:

Zitat von ViewPix (Beitrag 717896)
Was macht denn das SAL-70200G so gut oder besser im Vergleich zum SAL-70300G?

Eben größere Blendenöffnung, folglich kurzere Verschlußzeiten und Freistellungsmöglichkeiten. Ein ausgezeichnetes Allround- und Portraitobjektiv. Dazu kommt es, dass dieses Objektiv (nur reine Vermutung meinerseits) u.U. schneller fokussiert als die anderen (kürzere Wege).

Schöne Grüße


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