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-   -   Vergleichstest Bokeh (https://www.sonyuserforum.de/forum/showthread.php?t=44406)

rofeka 02.11.2007 20:03

Vergleichstest Bokeh
 
Ich mache oft Bilder mit sehr weichem, unscharfem Hintergrund - Pflanzen, Details etc - und bin zu dem Ergebnis gekommen, dass mir für solche Bilder das Bokeh eines Objektivs fast, (nein: wirklich!) wichtiger ist als zB die Schärfe am Rand oder CAs bei extremen Kontrasten. zB liebe ich wegen seines schönen Bokehs das alte Minolta 35-70 oder das Ofenröhrchen 100-200. Ich kann mir das aber auch einbilden, habs noch nicht systematisch verglichen.

Nun meine Frage: Hat jemand solche Vergleiche schon angestellt oder gefunden? Bzw falls hier Interesse daran besteht, hat jemand Tipps zum praktischen Versuchsaufbau, wie sollte ein Bild beschaffen sein, an dem man díe kritischen Unterschiede möglichst deutlich erkennt?

RK

Roland_Deschain 02.11.2007 20:06

Im DSLR-Forum gibt es diverse "Bokeh is sche"-Threads, aber Minolta/Sony ist da meines Wissens nicht dabei.

real-stubi 02.11.2007 20:32

Also im blauen Nachbarforum wurden mal das 135er Zeiss, und das STF sowie das 70-200SSM in Bezug auf das Bokeh verglichen...

MfG
Stubi

EDIT: http://www.minolta-forum.de/forum/in...18118&hl=bokeh

Jens N. 02.11.2007 20:35

Zitat:

Zitat von rofeka (Beitrag 556186)
Nun meine Frage: Hat jemand solche Vergleiche schon angestellt oder gefunden? Bzw falls hier Interesse daran besteht, hat jemand Tipps zum praktischen Versuchsaufbau, wie sollte ein Bild beschaffen sein, an dem man díe kritischen Unterschiede möglichst deutlich erkennt?

Ich habe sowas schon gemacht, mit verschiedenen Objektiven. Ein paar Beispiel müssten auch noch im Forum zu finden sein. Der Aufbau ist ganz einfach (d.h. ein möglicher Aufbau, es gibt natürlich viele Möglichkeiten): möglichst "unruhigen" Hintergrund suchen (Bäume o.ä.) und dann auf ein nicht zu weit entferntes Motiv im Vordergrund fokussieren. Oder einfach per MF falsch fokussieren, damit das ganze Bild unscharf wird (dann hast du quasi nur Bokeh).

rofeka 02.11.2007 21:37

Bokeh
 
ok danke, das ist schon mal ein Anfang. Wenn du sagst, "unruhiger Hintergrund" - meinst du da Hell-Dunkelkontraste, Farbkontraste, Beleuchtungskontraste? sollte man evtl Gegenstände aus dem Schärfebereich in den Unschärfebereich ragen lassen?
Was meinst du - welche Blendenwerte sollte man sich ansehen? sicher Offenblende, dann 5,6 und 8? weiter zu wird mühsam, obwohl gerade für Makros sehr wohl interessant...

Gruß,
RK

binbald 02.11.2007 22:58

Zitat:

Zitat von rofeka (Beitrag 556222)
Wenn du sagst, "unruhiger Hintergrund" - meinst du da Hell-Dunkelkontraste, Farbkontraste, Beleuchtungskontraste?

viel "Bewegung" also zahlreiche unterschiedliche Strukturen: z.B. eine grüne Wiese mit Gras oder einen Vogel vor einem Baum, da kannst Du es am besten erkennen. z.B. bei gleich dem ersten Foto kannst Du sehen, wie ein schönes Bokeh aussehen sollte und beim zweiten Foto, wie es nicht sein sollte.

Achte auch vor allem darauf, dass Lichtquellen vorkommen, am besten viele kleine Lichtquellen, z.B. Himmel der durch Baumblätter hindurchscheint (ok - zur Zeit schwierig, aber von der Idee her) oder Sonnenlicht, das sich auf den Wellen eines Sees bricht und spiegelt - das sind Killer für einen ruhigen Bildeindruck.

binbald 02.11.2007 23:05

Zitat:

Zitat von rofeka (Beitrag 556222)
Was meinst du - welche Blendenwerte sollte man sich ansehen? sicher Offenblende, dann 5,6 und 8? weiter zu wird mühsam,

Nachtrag dazu:
Ich würde mir wirklich einmal die ganze Blendenreihe komplett anschauen. Das machst Du pro Objektiv einmal, ein Motiv und dann durchknipsen. Ist nicht sonderlich mühsam, jpg reicht ja. Aber dann hast Du wenigstens einen Eindruck, wie sich das Objektiv verhält.

Wichtig ist das vor allem dann, wenn Du weit im Hintergrund Lichter hast. Ab welcher Blende fängt Dein Objektiv an, "eckige Kreise" zu machen. Das hervorragende 85er beispielsweise zeigt schon ab 4.5 deutlich erkennbare Ecken, was nichts anderes heißt, dass man es für manche Motive mit dieser Blende nicht einsetzen sollte.

(OT: Da lobe ich mir die alten Pentacon-Objektive mit 20 oder 30 Lamellen, die hatten wenigstens durchgehend eine kreisrunde Blendenöffnung...)

Nachsatz zu Nachtrag:
Aber "Bokeh" hängst ja nicht nur von der Blendenform ab!

Jens N. 02.11.2007 23:42

Zitat:

Zitat von rofeka (Beitrag 556222)
Wenn du sagst, "unruhiger Hintergrund" - meinst du da Hell-Dunkelkontraste, Farbkontraste, Beleuchtungskontraste? sollte man evtl Gegenstände aus dem Schärfebereich in den Unschärfebereich ragen lassen?
Was meinst du - welche Blendenwerte sollte man sich ansehen? sicher Offenblende, dann 5,6 und 8? weiter zu wird mühsam, obwohl gerade für Makros sehr wohl interessant...

Willst du deinen Doktor zu dem Thema machen? ;) Ernsthaft: teste doch einfach so, wie du es für sinnvoll hältst, für deine Art der Fotografie. Ich mache sowas eher pragmatisch: stelle mich auf den Balkon und ziele auf's Nachbarhaus. Da sind dann auch noch ein paar Bäume im Hintergrund usw. Das meine ich mit unruhigem Hintergrund. Denn vor dem blauen Himmel oder sonst einer homogenen Fläche dürfte die Beurteilung des Bokehs ja eher schwer fallen ;)


Zitat:

Zitat von binbald (Beitrag 556263)
Nachsatz zu Nachtrag:
Aber "Bokeh" hängst ja nicht nur von der Blendenform ab!

Eben. Davon abgesehen kann auch das beschriebene "eckige" Bokeh durchaus reizvoll sein. Bokeh ist eh eine ziemlich subjektive Angelegenheit - dem einen gefällt das, dem anderen das.

oetzel 03.11.2007 10:55

Ich bin der Meinung, dass das Bokeh in erster Linie von der Blendenform abhängt. In zweiter Linie von dem Bild. Das Bokeh kommt durch die Zerstreuungskreise zustande. Diese Zerstreuungskreise werden kleiner, je näher sie der Schärfeebene kommen. In der Schärfeebene werden sie kleiner als ein Pixel des Sensors. Das ist der Moment für einen 100% Pixelpeeper an dem das Bild scharf ist ;)
Diese Zerstreungskreise sind aber nichts anderes als kleine Abbildungen der Blende. Deswegen hat das STF direkt hinter der Blende oder praktisch auf Blendenhöhe ein Glas, welches innen heller als aussen ist. Dadurch wird der Zerstreuungskreis "geformt" und hat keine Kante mehr.
Naja, aber das wisst Ihr sicher eh schon ;)

Was man jetzt machen kann (ist das betrügerisch?): Bei einem nicht bewegten Motiv mehrere Aufnahmen mit verschiedener Blende machen. Je nach Anzahl der Aufnahmen auch mehr unterbelichten. Diese Aufnahmen überlagert man im Bildbearbeitungsprogramm seiner Wahl, aber eben nicht mit "Normal" sondern mit "Screen" wenn ich mich nicht irre. Dadurch kann man einen ähnlichen Effekt wie die Mehrfachbelichtung der Dynax 7 oder eben des STF erreichen.

Viele Grüße
Michael

binbald 03.11.2007 12:49

Zitat:

Zitat von oetzel (Beitrag 556318)
Ich bin der Meinung, dass das Bokeh in erster Linie von der Blendenform abhängt.

Hm, povokant nachgefragt - das heißt also, dass ich in ein x-beliebiges Objektiv nur die Blende des 85/1.4 einbauen müsste und dann genau den gleichen sahnigen Bildeindruck erhalten könnte???
Nee, da gehören noch eine Menge anderer Faktoren dazu.

Aber in einem stimme ich Dir zu: der Bildaufbau ist oft wichtiger als das Bokeh. Man kann mit einer Traumlinse einen völlig verwirrenden Hintergrund produzieren, aber auch mit einem 500-Reflex und seinen Doughnut-Kringeln das Bild so komponieren, dass diese gar nicht in Erscheinung treten.
Vor langer Zeit gab es da einmal einen Vergleich dazu, eine Statue vor einem kahlen Baum (ich glaube mit dem 200er, unsicher) und ein kleines Mädchen am Pool, der nur in der unteren linken Ecke leicht zu sehen war (womit, keine Ahnung, auf alle Fälle nix G'scheites). An den Reflexionen des Pools konnte man erkennen, was für eine Bokeh-Gurke das Objektiv war, aber dennoch war das Gesamtbild ruhiger und ansprechender als der Wirrwarr im Hintergrund des anderen.
Es kommt eben auch dabei auf die Fähigkeit des Fotografen an, seine Kreativität mit der gebotenen Technik sinnvoll zu unterstützen.

Edit: was Du am STF beschreibst, ist der Apodisationsfilter. Aber das weißt Du sicher eh schon... ;)


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