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Sebastian W. 03.08.2007 15:57

Sicherheit in der Fotografie
 
Viele von uns tragen einige hundert oder tausend Euro mit sich herum wenn sie fotografieren gehen. Einige geben an, immer eine Kamera dabei zu haben. Wie haltet ihr es mit der Sicherheit?

DSLRs und gute Objektive sind meist groß und wie sich mittlerweile herumgesprochen hat teuer.

Ein Diebstahl oder Überfall kann überall stattfinden und wer mit einem Model fotografieren geht, übernimmt zudem Verantwortung für mehr als seine Ausrüstung und seine eigene Unversehrtheit.


Ich selbst habe meine Kamera ein wenig abgerüstet und den zu kurzen Originalgurt durch einen längeren und uralten ausgetauscht. Mein Bildschirm ist generell aus. Das spart Strom und lässt die Kamera nicht sofort als digitale erscheinen. Meine Objektive sind alle schwarz und nicht sonderlich groß. Der Batteriegriff wird angesetzt wenn ich ihn brauche. Meine Kamerataschen sehen entweder nicht nach Kameratasche aus oder sind Jahrzehnte alt. Die Gammeloptik stört mich nicht. Hauptsache, die Linsen stimmen.

Bisher erweckte meine Kamera erst einmal das Interesse zwielichtiger Gestalten, die verbal drohten, aber letztlich nur Kontakt suchten und die Sache komplett falsch angingen. Zum Schluss habe ich ihren jungen Kampfhund fotografiert und die Bilder später zugemailt. Klein sind sie niedlich.

Im Falle eines Falles würde ich mein Equipment sofort rausrücken. So einfach ist es aber nicht immer. Oft gehört für die Täter Gewalt dazu und gerade wenn man nicht allein unterwegs ist, ist die Kamera nicht unbedingt das gefährdetste.

Für nächtliche Knipserei und Industrieruinen klipse ich mir Pfefferspray und eine kleine Einhand-Faltklinge die gerade eben nicht unter das Waffengesetz fällt an den Kameragurt und verberge das gleiche Set noch einmal am eigenen Körper. Es stört nicht. Das Set an der Kamera ist unauffällig, das am Körper schnell greifbar.

Pfefferspray wirkt in erster Linie unterstützend als Vorbereitung für nachfolgende Angriffe und sollte für sich genommen keine langfristigen Folgen haben. Auf kürzeste Entfernung und gegen Klingen gibt es leider kein effektiveres legales Mittel als selbst eine Klinge zu führen. Traurig aber wahr. Gerade unterstützt durch Pfefferspray sind Klingen unheimlich effektive Definsiv- aber auch Offensivwaffen wenn man wenigstens grundlegende Ausbildung hat. Im Extremfall kann man mit keiner anderen Waffe aus einer günstigen Position heraus einen Angreifer schneller ausschalten. Das ist eine Sache die sehr fern, unwahrscheinlich und unschön ist. Sollte die Situation aber eintreten, gibt es keine Alternative.

Pfefferspray ist in jedem Fall auszuprobieren. Gehe bei leichtem Wind in eine abgelegene Ecke und sprühe kurze und längere Stöße und drehe dich dabei im Wind. Man lernt schnell, die Ballistik und Änderung der Form des Strahls und der ihn begleitenden feineren Tropfen in Abhängigkeit des Windes korrekt einzuschätzen um es intuitiv richtig einzusetzen. Aus dem Grunde kaufe immer mindestens zwei Dosen Pfefferspray. Eine zum Üben, die zweite zum Testen und mit sich tragen. Eine Übungsdose reicht aus um ausreichend zielen zu lernen.

Zwei Mal musste ich selbst leider Gewalt anwenden. Einmal gefielen mein Model und mein Billigstativ zwei Betrunkenen so gut, daß sie sie nach einem langen Vorspiel gleich mitnehmen wollten. Ohne Pfefferspray hätte es schlecht ausgesehen. Ein anderes Mal suchte jemand körperlich deutlisch überlegenes auf dem Kiez direkt und ohne Vorspiel Streit. Das war einfach Pech. Pfefferspray und co wären zu langsam gewesen. Ohne Ausbildung und den vorherigen Verzicht auf Alkohol wäre es schlecht ausgegangen. Beide Vorfälle gingen für mich, das Model und das Equipment gut aus.


Insgesamt fühle ich mich in Hamburg sehr sicher. Übergriffe sind nichtso häufig wie man danken mag und treffen meist andere. Gegen Übergriffe von Amateuren fühle ich mich durch Training, Ausbildung und notwendige Hilfsmittel relativ gut vorbereitet. Solche Dinge werden den meisten von uns ohnehin nie passieren und falls doch, werden sie wahrscheinlich glimpflich ausgehen. Falls nicht, sollte man zumindest grundlegende Vorbereitungen getroffen haben und keine falschen Skrupel mit sich herum tragen. Ihr seid wichtig. Ein Angreifer ist im Moment des Angriffs kein Mensch sondern eine Gefahr für euer Leben. So sollte er behandelt werden bis er sicher kampfunfähig ist. Dann wird er wieder zum Menschen.

Ein Tipp noch am Rande. Wenn ihr einen Angreifer in Notwehr ausschaltet, macht unverzüglich daß ihr wegkommt, bittet Passanten, medizinische Hilfe anzufordern und lasst euch weder erkennen noch aufhalten. Setzt das notfalls mit Pfefferspray oder schlimmerem durch. Weder Überfälle noch Notwehr sind in Deutschland anzeigepflichtig. Niemand außer der Polizei darf euch aufhalten.

Der Angreifer wird ansonsten Anzeige gegen euch erstatten und ein Dutzend anderer Krimineller auftreiben die vor Gericht aussagen, daß alles ganz anders war und im Nu habt ihr unschuldig eine Vorstrafe am Hals. Außerdem erhält der Angreifer über seinen Anwalt die Adresse an der ihr mit Frau und Kindern wohnt. Den Rest kann man sich denken.


Ich selbst bin übrigens lieb und nett, studiere, will Familie, Kinder und einen Hund. Ich will niemandem etwas zu Leide tun, sehe nicht wie ein Schläger aus und habe eine Polizeistation nur deshalb schon einmal von innen gesehen, weil jemandem mein Autoradio gefiel. Eine gute Nahkampfausbildung fördert nicht die Gewalt sondern hilft, sie zu vermeiden oder zu begrenzen.

"Nicht da sein" ist die unangefochten beste Verteidigung, ein Präventivschlag ist schlechter aber immerhin auf Platz zwei. Gute Vorbereitung auf das Unerwartete ist nochmal viel schlechter und die drittbeste Verteidigung. Zu allem was danach kommt, sollte man es keinesfalls kommen lassen.

Ta152 03.08.2007 16:37

Zitat:

Zitat von Sebastian W. (Beitrag 522294)
< snip > Auf kürzeste Entfernung und gegen Klingen gibt es leider kein effektiveres legales Mittel als selbst eine Klinge zu führen. Traurig aber wahr. < snip >

Da ich mich bis jetzt nie ersthaft bedroht gefühlt habe laufe ich nicht bewaffent durch die Gegend. Da ich aber in mehreren Wehrtechnikforen aktiv bin habe ich schon mehrere Diskussionen mit ähnlichen Thematiken mitbekommen.

Messer haben einen großen Nachteil, sie lassen sich praktisch nicht dosiert einsetzen. Eine Schnittwunde ist grundsätzlich einen schwere Körperverletzung, und was anders als schneiden (oder stechen) geht nunmal nicht mit einem Messer. Von den Personen denen ich in dem Bereich trauen würde wurden daher (Teleskop-)Schlagstöcke empfohlen. klein, leicht zu benutzen, besser dosierbar.

Zu Pfefferspray statt Tränengas wurde aber grundsätzlich auch geraten. Pfefferspray wirkt sicherer, die Wirkung von Trängengas kann gerade bei alkoholisierten oder unter anderen Drogen stehenden Personen stark nachlassen. Dazu ist es wohl relativ einfach möglich daran zu gewöhnen. Auch gegen Hunde gibt es wohl nur geringe Wirkung. Tränengas gilt als Waffe und darf daher nicht in Diskos, auf Schützenfeste in Kneipen... mitgenommen werden. Es darf auch nur von Personen ab 18 Jahre geführt werden. Pfefferspray hingengen ist in Deutschland nicht gegen Menschen zugelassen, daher gilt es nicht als Waffe und darf überalle und von jedem geführt werden. In einer Selbstverteidigungssituation darf man aber sowiso alles einsetzen was man will solange man nicht den Grundsatz der Verhältnissmäßigkeit verletzt. Die nichtzulassung gegen Menschen in Deutschland leigt übrigens daran das man zur zulassung Tierversuche durchführen müste, diese Tierversuche aber nicht genemigt wurden...


Achja, gegen Angreifer mit Messern wurde Schnittschutzhandschuhe empfohlen, Angreifer würden wohl realtiv verwundert schauen wenn man Ihnen einfach so in die Klinge greifen würde. Ist natürlich nichts für die normale Selbstverteidigungssituation, sondern eher etwas für Personen mit erhöhter Gefährdungslage (Security bei der Eingangskontrolle).

EdwinDrix 03.08.2007 17:46

:shock:

Ich lehne Waffen und Gewaltanwendung absolut ab.
Im Ernstfall würde ich lieber mein Equipment freiwillig hergeben. Das kann man ersetzen und ist nicht so schlimm wie körperliche Schäden.

Sicherlich würde ich mich verteidigen wenn ich angegriffen werde, aber mit Messern und Pfefferspray finde ich dann schon ein wenig bedenklich. Nachher wird man noch mit seinem eigenen Messer abgestochen. Und nicht jeder Hobbyfotograf ist gleich auch Kampfsportexperte.
Zudem treten solche Typen meist im Rudel auf und da sinken dann die Changen auch mit Messer und Pfefferspray gegen Null.
Wenn man dann ein Messer zückt und die Jungs ebenfalls bewaffnet sind - wohlmöglich noch mit Schusswaffen - werden sie sicherlich davon Gebrauch machen.

Edwin

Irmi 03.08.2007 18:13

Hallo Edwin,

das sehe ich genauso.

Pfefferspray hab ich nur beim walken dabei, weil es immer noch frei herumlaufende nicht gerade vertrauenserweckende Hündchen gibt bei uns.

Sonnenkind 03.08.2007 18:46

Solange in diesem Land kein ordentliches Kampfhundgesetz eingeführt wird, lasse ich mein Messer auch nicht zuhause!

EdwinDrix 03.08.2007 19:16

Bei den "Kampfhunden" findest Du meistens die Gefahr an der Handschlaufe der Leine und nicht am Halsband. Falsche Erziehung von dubiosen Gestalten.

Ich hatte selbst zwei von den sogenannten Kampfhunden (Bullterrier, oder auch Schweinehunde genannt) und die haben echt gekämpft... um jede Schmuseeinheit die sie kriegen konnten ;)

Edwin

Byronimus 03.08.2007 19:17

Hallo zusammen!
Einfach, effektiv und vorallem völlig legal ist es sein Monopod dabei zu haben!

Sonnenkind 03.08.2007 19:35

Zitat:

Zitat von EdwinDrix (Beitrag 522363)
Bei den "Kampfhunden" findest Du meistens die Gefahr an der Handschlaufe der Leine und nicht am Halsband. Falsche Erziehung von dubiosen Gestalten.

Ich hatte selbst zwei von den sogenannten Kampfhunden (Bullterrier, oder auch Schweinehunde genannt) und die haben echt gekämpft... um jede Schmuseeinheit die sie kriegen konnten ;)

Edwin

Da gebe ich Dir recht, nur:
Ein Terrier ist und bleibt ein Terrier. So wie vielleicht auch jeder Mensch in einer Extremsituation durchdrehen kann, geht das auch beim Hund.
Lebewesen sind halt nicht 100% berechenbar. Und was willst Du im Falle eines Falles gegen 700 kg Beißkraft ohne Klinge ausrichten, wenn überhaupt?

jean__pascal 03.08.2007 19:38

Das Problem sehe ich an einer anderen Stelle.

Du kommst mit einem Messer zu einer Schießerei.
Aber jetzt mal Spaß bei Seite. Mir ist meine Leben und meine Gesundheit wesendlich wichtiger als die Kameraausrüstung.
Wenn Du mit dem Messer drohst, was macht dann der andere?

Jens N. 03.08.2007 20:16

Ich hatte in der Beziehung bisher nie Probleme und sehe daher auch keine Veranlassung, mich in irgendeiner Form zu bewaffnen - ich halte diese Idee im Gegenteil sogar für bedenklich: wenn man Pech hat, fällt sowas nur auf einen zurück, z.B. weil die Situation eskaliert. Der andere muß nur ein größeres Messer oder sontwas dabei haben und du guckst in die Röhre. Oft bin ich mit zwei rel. großen Hunden unterwegs (da hat man meist seine Ruhe), ansonsten tut's im Ernstfall auch mal ein Stativ als Meinungsverstärker. Ein Taschenmesser habe ich zwar immer in der Hosentasche, aber das sehe ich nicht als Waffe, wäre dafür auch viel zu langsam.

Das sinnvollste ist meiner Meinung nach, unangenehme Situationen vorab möglichst zu erkennen und zu meiden, wenn es zu spät ist möglichst zu deeskalieren oder sich zu entziehen und wenn's ganz hart kommt auch die Ausrüstung aufzugeben - das ist nur Zeug, daran hänge ich nicht so sehr wie an meiner Gesundheit, bzw Freiheit. Man muß auch erstmal bereit sein, jemanden mit einem Messer o.ä. anzugreifen - sowas sagt sich immer leicht daher, aber auch im Verteidigungsfall ist man da normalerweise ziemlich blockiert.

Zitat:

Zitat von Sonnenkind (Beitrag 522355)
Solange in diesem Land kein ordentliches Kampfhundgesetz eingeführt wird, lasse ich mein Messer auch nicht zuhause!

Ich gebe dir recht, daß das sog. "Kampfhundgesetz" totaler Schwachsinn ist, fürchte aber wir meinen das jeweils unterschiedlich. Das ist eigentlich ein anderes Thema, führt hier zu weit und ist zu politisch. Aber was mittlerweile teilweise an Hetze gegen Hundehalter abgeht (denn die Hysterie richtet sich leider gegen praktisch alle und nicht nur gegen die sogenannten "Kampfhunde", wobei ich auch zu diesem Stichwort einiges sagen könnte, das nicht unbedingt mit der momentanen Stimmung konform geht), ist leider nur noch schwer zu ertragen.

Ein (legales) Messer hilft dir gegen einen großen Hund, der es wirklich ernst meint (und möglicherweise auch noch entsprechend trainiert ist), übrigens wenig bis gar nichts, das kannst du also zuhause lassen. Ich hatte mal das Vergnügen, ausgebildete Schutzhunde in Aktion (also beim Training) zu sehen - da hast du keine Chance.


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