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Sir Donnerbold Duck 05.06.2024 17:25

Auf ins Geierland - Geier in der Drôme provençale
 
Hallo,

wie hier versprochen möchte ich einen kleinen Bilderbericht machen über die vielen Geier, die mir in der Drôme provençale um die Ohren flogen. Wer die Gegend nicht kennt: sie liegt etwas nördlich des Mont Ventoux, ist relativ leer und landschaftlich sehr reizvoll - Berge bis ca 1200 m, viele Schluchten, schöne Täler und wunderbare mittelalterliche Dörfer, die aber auch sehr leer sind. Ach ja, massenhaft Orchideen gibt es - ich habe 17 blühende Arten gesehen in schier unglaublichen Mengen. Und eben jede Menge Gänsegeier.

Der Hotspot der Gänsegeierei ist über St May, einem Ort in Gorges de l'Eygues (bzw. Gorges de St May). Dort liegt der Rocher du Caire, der über eine zunächst schmale und unübersichtlich kurvige Seitenstraße angefahren wird, die dann aber sehr bald in eine sehr enge, kurvige und ausgesetzte Straße (einspurig...) übergeht. Der Blick von der Straße ist fantastisch - ich habe an einer Stelle angehalten und bin aus dem Auto gesprungen, um ein ein Bild zu machen. Die Straße in der Schlucht ist die D94, so ungefähr die größte Landstraße, die es in der Gegend gibt.

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So wirklich an den Straßenrand stellen kann man sich da mit dem Auto nicht, aber es ist nur sehr sporadisch ein Auto unterwegs. Der Weg geht dann in eine Schotterpiste über und führt auf einen kleinen Parkplatz. Ab da geht es etwas über ein Plateau voller Lavendel und Orchideenwiesen in die Höhe.

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Oben angekommen ist der Blick fantastisch! Denn der Weg führt unmittelbar an die Abbruchkante des Felsens, wo es mehrere 100 m senkrecht runter geht. Tief unten liegt der Ort Rémuzat:

Und auch sonst ist der Blick nicht schlecht:

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Das letzte Bild zeigt den Blick von dem Platz, wo wir ein paar Stunden saßen und die Geier unter uns sehen konnten:

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An dem Felsen befindet sich ein Geierkolonie von etwa 200 Gänsegeiern. Es soll auch einige Mönchsgeier geben sowie Bart- und Schmutzgeier, aber die drei haben wir nicht gesehen. Die Vögel sitzen (von oben nicht einsehbar) in der Felswand und nutzen die Thermik, um an der Felskante entlang zu gleiten - manchmal gleich im Dutzend. Das ist ein absolut faszinierendes Schauspiel, dem man stundenlang zuschauen kann. Wir waren gleich zweimal dort, um es zu genießen. Bemerkenswert ist übrigens auch die Dichte an Naturfotografen mit großen Teletüten. Hier sind einfach einige Aufnahmen vom Geiertreiben dort.


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Die Tiere fliegen unglaublich elegant und wirken völlig schwerelos. Ich war überrascht, wie lautlos diese riesigen Tiere fliegen. Während uns beim Sitzen auf dem Felsen immer wieder laut die Alpensegler mit lautem Zischen um die Köpfe flogen, hörte man von den Geier nichts! Die konnten uns völlig überraschend von hinten in wenigen Metern Höhe überfliegen, man hörte absolut nichts.

Die Geier fliegen da aber nicht nur, sondern landen auch immer wieder in der Felswand. Das fand ich allerdings weniger elegant, wie die folgenden Aufnahmen dokumentieren. Qualitativ nicht so toll, da stark gecropt, aber sie geben einen Eindruck vom lustigen Geiertreiben:

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Der Geier im letzten Bild ist beringt. Bei einem anderen Gänsegeier konnte ich auch noch eine Antenne aus dem Gefieder hängen sehen, der war offensichtlich mit einem Peilsender ausgestattet:

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Die ganzen Bilder entstanden allesamt freihand mit der A9 und dem Sony 200-600, viele davon auch noch zusätzlich mit dem 1,4-Konverter.

Das waren erstmal die Eindrücke vom Rocher du Caire bei St May. Tatsächlich findet man aber auch noch an anderen Stellen Gänsegeier. Eigentlich sind die dort in der ganzen Gegend immer irgendwo am Himmel, aber manchmal kann man sie dann auch noch in der Felswand sehen. Davon dann später mehr.

Gruß
Jan

walde 05.06.2024 18:55

Jan, vielen Dank für die vielen Bilder, sie ich sehr genossen habe. Nicht nur, weil ich sie vor Ort so nicht machen konnte.
Als wir etwas mehr als einen Monat vor dir in Saint-May waren, haben wir nur zwei Geier fliegen sehen. Die waren so hoch am Himmel, dass mir mit APS-C und 350mm nur dokumentarische Fotos möglich waren.
Vielen Dank auch für die Bilder der Landschaft aus einer besonderen Perspektive.
Sie zeigen auf eindrucksvolle Weise, dass die Drome provencale ein besonderes Fleckchen Erde ist.

Sir Donnerbold Duck 09.06.2024 20:32

Ich habe noch ein paar Geierbilder zu bieten, diesmal aus der Eyguesschlucht. Meine Frau und ich wanderten eine kleine Tour, die uns auf einen schönen Aussichtspunkt oberhalb der Eyguesschlucht führte.

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Wir sind nicht weit weg von St May, also im Herzen des Geierlandes. Folgerichtig habe ich bereitwillig das 200-600 im Rucksack und das Makro daheim gelassen. Wie immer braucht man natürlich das, was man nicht dabei hat, und so flattern mir auf dem Weg zum Aussichtspunkt gleich ein paar Kleine Eisvögel vor die Linse...

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Immerhin kann ich sie mit dem Wandertele, dem 70-300 G, auch ganz ansehnlich ablichten. Seit Jahren hatte ich die nicht mehr gesehen.

Bereits auf der Hinfahrt durch die Schlucht konnte meine Frau beobachten, wie sich ein paar Geier vor einer Felswand tummeln und dort auch landen. Wir finden nach ein paar Anläufen am Straßenrand eine Parkmöglichkeit mit Abzweig zum wenige Meter entfernten Fluss, zu dem wir hinabgehen. Auf der anderen Seite müssten sich die Geier tummeln. Und so sehen wir auch recht schnell zweie in der Ferne fliegen:

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Wir müssen nicht lange warten und es werden immer mehr Geier, die immer näher fliegen und an der Felswand gegenüber eine Flugshow bieten. Höhepunkt ist der unerhört majestätisch anzusehende und vollkommen synchrone Paarflug:

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Manchmal sind es auch drei Geier und das Paar bildet sich im Flug neu.

Beim Beobachten der Geier entdecken wir auch die Stellen im Fels, wo sie immer wieder landen. Und tatsächlich sehen wir bei genauer Betrachtung gut getarnte Junggeier im Fels sitzen und reges Treiben:

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Die Bilder sind kräftige Crops und eher dokumentarisch. Wir beide fanden die Gelegenheit, die Gänsegeier zu Hause zu beobachten sehr eindrucksvoll.

Aber irgendwann treibt uns der Hunger heim... Wir sehen ja bestimmt nochmal Geier.

Gruß
Jan

JoZ 09.06.2024 21:01

Vielen Dank für die Bilder.
Muss beeindruckend sein, das live zu sehen.
Und die Landschaft ist auch toll.

Gruß, Johannes

Sir Donnerbold Duck 11.06.2024 16:43

Ja, das ist in der Tat sehr beeindruckend! Aber wenn ich mir die Resonanz im Thread anschaue, dann scheint der Durchbruch des Gänsegeiers zum Sympathieträger noch auszustehen. Macht nichts, ich zeige einfach noch ein paar Bilder.


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Von der Stirne heiß rinnt der Schweiß, denn dort unten, wo in der Bildmitte die Brücke über den Fluss führt, haben wir im Dorf Sahune geparkt und sind losgewandert. Flussaufwärts (nach links) fließt die Eygues durch die Schlucht, die nach St May führt. Um die Geduld der mitwandernden Familie nicht überzustrapazieren und in Anbetracht der bevorstehenden Höhenmeter habe ich das 200-600 daheim gelassen und lieber eine Flasche Wasser mehr im Rucksack. Wenn sich das mal nicht rächt... Schon beim Aussteigen aus dem Auto sehen wir nämlich vom Parkplatz aus über der Felswand ein gutes Dutzend Geier kreisen.

Kurz unterhalb der Felskante führt der Weg an einigen Stellen mit schöner Aussicht ins Tal vorbei. Ich lasse meine Blick schweifen und sehe tatsächlich einen Gänsegeier, der wenige Meter über dem Boden an der Felskante entlanggleitet und in wenigen Sekunden über uns sein müsste. Hektik bricht aus, ich schmeiße den Rucksack auf den Boden und reiße das Wandertele 70-300 heraus und schnalle es auf die Kamera. Gerade rechtzeitig richte ich es in den Himmel und da kommt er angeglitten:

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Tagelang schleppe ich das 200-600 samt Konverter mit mir rum und dann bekomme ich den Geier mit dem "Weitwinkel" 70-300 formatfüllend... Der Überflug in so geringer Höhe war schon sehr beeindruckend!

Beim Abstieg haben wir noch einmal einen schönen Blick auf das Tal mit der Eygues und sehen die Landschaft aus der Geierperspektive:

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Das war meine Geierbilderausbeute aus dem Urlaub. Für uns war die Geierbeobachtung ein tolles Naturerlebnis, das wir stundenlang genossen haben und hoffentlich auch irgendwann wieder geniessen werden...

Gruß
Jan

walde 11.06.2024 18:37

Man bekommt nicht immer die Resonanz, die man sich wünscht. Lass dich nicht entmutigen.
Ich danke dir jedenfalls für die neuen Bilder, die du eingestellt hast und den erläuternden Text dazu.
Sahune hatte ich leider nicht auf dem Schirm, dabei wäre der alte Ortsteil etwas weiter oben sicherlich auch spannend gewesen.
Vielleicht war ich doch noch nicht das letzte Mal in dieser Ecke Frankreichs.
Ich bin noch unschlüssig, ob ich hier im Forum noch einen Reisebericht einstelle, da ich das bereits im SAF gemacht habe.

bruno5 11.06.2024 19:42

Vielen Dank für Deinen schönen Bericht über den Ausflug ins Geierland und die gelungenen Bilder von diesen eindrucksvollen Greifvögeln! Ich kann mir sehr gut vorstellen, daß die Begegnung mit diesen für uns doch eher seltenen Vögeln ein ganz besonderes Erlebnis war. Daß man in bestimmten Situationen dann doch nicht die optimale Fotoausrüstung zur Verfügung hat, kenne ich zur Genüge aus eigener Erfahrung. Es hat sich in diesem Fall aber nicht negativ ausgewirkt. :top::top::top:

Jan 11.06.2024 21:02

Ich hätte nur gestaunt und mich über tolle Bilder gefreut, ohne es zurück zu melden.

Aber, da es vermisst wurde: Hier, heftige, POSITIVE Resonanz!

Jan

fhaferkamp 12.06.2024 07:44

DANKE auch von mir fürs Mitnehmen durch die tollen Bilder. Ich hatte den Thread von Anfang an verfolgt, insofern war Deine Mühe nicht ganz ohne Reaktion. Man schreibt nur viel zu selten etwas dazu, meist fehlt die Zeit in dem Moment des Lesens. Da ist man froh, sich die Bilder genauer ansehen zu können und ich habe mir sogar die Mühe gemacht, zu schauen, wo genau die Gegend überhaupt liegt. Du hast es ja sehr gut beschrieben.

kiwi05 12.06.2024 09:56

Auch von mir ein verspätetes aber intensives Dankeschön für deine ausführliche Beschreibung eurer Begegnung mit den Gänsegeiern rund um Rémuzat.:top:

Deine Geiergeschichten sowie die Bilder von @walde im Nachbarforum haben das Département Drôme jedenfalls bei mir wieder weit nach vorne geschoben, in der "wo gehts denn nochmal hin"-Liste.


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