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Kamera verkantet
Hallo zusammen,
ich habe einen sehr interessanten Workshop zum Thema Porträtfotografie besucht und mir wurde am Praxistag gesagt, dass ich die Kamera nicht richtig gerade halte, sondern sie verkante. Heißt, das Objektiv zeigt nicht im rechten Winkel zum Model. Bisher ist mir das nie aufgefallen und hat mich auf den Bildern nicht gestört. Aber jetzt bin ich schon verunsichert. Ist es wirklich ein schlimmer Fehler? Treten Verzerrungen auf, wenn ich ein Stück weit von oben nach unten fotografiere? Macht es das Bild schlechter, wenn ich leicht von oben fotografiere? Ich habe die Wasserwaage eingeschaltet und kurz getestet, aber mir fallen die Unterschiede nicht auf. Was meint Ihr dazu? Liebe Grüße Michael |
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Und gefallen sie auch den Portraitierten? Oder willst Du die Fotos verkaufen, kommerziell vermarkten o.ä.? Dann könnte es evtl. schon eine Rolle spielen. Wenn ich an 0-8-15 Portraits denke, da hat Otto Normalverbraucher vielleicht schon eine relativ starre Vorstellung davon die wie auszusehen haben. Da könnte die "fallende" Perspektive - Blick leicht von oben - evtl. abträglich sein. Obwohl bei den für solche Portaits üblichen Brennweiten (leichte Teles) dabei kaum ernsthafte Verzerrungen zu erwarten sind. Aber Portraitfotografie ist ein weites Feld, und manchmal sind von diesem Standard abweichende Portraits, die mit ungewöhnlichen Perspektiven, Ausschnitten, Brennweiten, Beleuchtung gemacht wurden durchaus interessant und zeigenswert. |
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Da gibt es Beispiele: https://journal.markusthoma.com/foto...t-blickwinkel/ |
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Oder verstehe ich da etwas nicht richtig? |
Hallo zusammen,
vielen Dank für Eure Antworten. Es geht weniger um Perspektive, sondern eher darum, dass die Kamera nicht senkrecht vor meinem Gesicht steht, sondern hier etwas geneigt ist. Ich habe versucht, dass mit einer kleinen Skizze darzustellen: https://i.postimg.cc/TYkchQDX/Kamera-verkantet.jpg Liebe Grüße Michael |
Achtung, hier spricht der Nichtportraitfotograf.
Ich denke man sollte die rechtwinklige Neutralposition für viele Fälle nutzen. Das mache ich auch bei kleinen Kindern, oder Tieren so, wenn ich mich auf deren Augenhöhe begebe. Andererseits kann man dieses „von oben“ oder „von unten“ gezielt als Stilmittel einsetzen. Und bei meiner Frau, die unter 1,60m misst, ist mein natürlicher Betrachtungswinkel auch nicht immer 90°.:mrgreen: |
Um wirklich beurteilen zu können wieweit du Deine Kamera "verkantest", wären ein paar Bildbeispiele sicher hilfreich.
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Wie gesagst, ich würde das auch nicht so "ernst" nehmen, da es einerseits von der Situation und andererseits auch vom Objektiv abhängt. Man kann dies wie bereits angemerkt auch als gestalterisches Mittel einsetzen um z.B die Beine zu verlängern wenn man von unten nach oben "verkantet" also in die Knie geht und aus dieser Perspektive das Bild aufnimmt. Das Feedback das du im Workshop bekommen hast wird vielleicht stimmen , bezogen auf die Aufgabe bzw das aufgenommene Bild, falls hier etwas nicht stimmig erscheint, z.B die Nase wurde zu lange und hier kann eine leichte Veränderung schon etwas ausmachen. Aber generell daraus etwas abzuleiten würde ich nicht. |
Der Tipp "auf Augenhöhe fotografieren" ist bekannt und wird auch für Ablichtung von Tieren oder Kindern gern empfohlen.
Ob man sich immer daran halten muss, ist eine andere Sache: Drohnenaufnahmen haben ja auch ihren Reiz. Allgemein bei Protraits (oder Zoom-Meetings) wirkt die Person bei einer Betrachtung von oben eher zurückhaltend/schüchtern/unterwürfig, von unten her eher dominant und auf gleicher Höhe eher neutral. Verkantet man die Kamera (man fotografiert von oben nach unten oder umgekehrt), dann kann man ungewünschte Verzerrungen (stürzende Linien) erzeugen - das gilt aber eher für den Einsatz mit Weitwinkelobjektiven und wird bei Portraits mit den üblichen leichten Telebrennweiten und der nur geringfügig gekippten Kamera nicht negativ auffallen. Das ist eher ein sichtbares Problem, wenn z. B. eine Personengruppe von einer Treppe oder Leiter herab mit z. B. 24mm (an KB) fotografiert wird und gerade Linien (Gebäude) im Hintergrund zu sehen sind. Wenn es bislang weder dich noch deine portraitierten Personen gestört hat, dann mach dir darüber einfach keine weiteren Gedanken mehr (erlaubt ist, was gefällt) oder mache zukünftig einfach mal zusätzlich "neutrale" Portraitaufnahmen (Kamera ist nicht geneigt). Oder du spielst mit den Genres: verletzlich (Frauenprotrait) mit leicht nach unten geneigter Kamera, dominant (Männerportrait) mit leicht nach oben geneigter Kamera (aber Vorsicht: nicht übertreiben, die Nasenlöcher sind dann gut zu sehen und selten wirklich schön/erwünscht). |
Zitat:
Wenn Du schreibst, Du "verkanntest" die Kamera, dann beschreibt das für mich allein die Frage, wie Du die Kamera ganz grundsätzlich hältst. Ich hab mal eine Trompeter kennen gelernt, der seine Trompete auch in Deinen Sinne "verkanntet" hat, indem er sie irgendwie unnatürlich am Mund angesetzt hat. Aber das war nun mal seine Art, und so konnte er auch am besten spielen. Wie Du Dich also am wohlsten fühlst, wenn Du Deine Kamera ans Gesicht führst, ist erst einmal unerheblich. Ich denke, das "Problem" ist eher, wie Du Dich selbst "in Gänze" zum Modell positionierst. Und wenn Du von "Verkannten" sprichst, dann klingt das für mich eher so, als würdest Du die Leute zu sehr "von oben" fotografieren. Ich bin gut 1,80 groß, und wenn ich aufrecht stehend meine Kamera ans Auge führe, dann liegt die Bildachse etwa bei 1,65/1,70m vom Boden aus. Wenn ich jetzt einen Menschen, der nur 1,65m groß ist, so fotografiere, dann müsste ich die Kamera auch verkannten. Das hat natürlich eine bestimmte Bildwirkung, ist aber nicht zwingend das, was man besser haben sollte. Die Frage ist also, wie man die Kamera etwas tiefer bekommt - oder besser: wie DU die Kamera tiefer bekommst. Willst Du die Kamera am Auge haben, würde mir einfallen, in einen Ausfallschritt und dann etwas in die Knie zu gehen. Wenn die Person noch kleiner ist, wirst Du möglicherweise Deine Kamera sogar vom Auge nehmen und sie vor Dir "auf Brusthöhe" halten müssen und dann mit dem Display arbeiten. Kurz gesagt: es ist nicht "Die Kamera nicht verkannten", sondern "nicht aufrecht stehen und die Kamera am Auge haben, wenn man Menschen fotografiert". |
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