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Sir Donnerbold Duck 19.12.2022 20:11

Bergtour auf den Chamechaude (2082 m)
 
Hallo,

"Guck, da gehen wir rauf!" rufe ich meiner Frau frohgemut zu, als wir beim Blick aus der Haustür unseres Urlaubsdomizils diesen Blick auf den Chamechaude haben, den mit 2082 m höchsten Berg der Chartreuse, einer kleinen Bergregion nördlich von Grenoble. Die Chartreuse liegt zwar unmittelbar vor den Alpen, gehört aber nicht zu den Alpen, sondern ist wohl ein letzter Ausläufer des Jura. Die Geländeformen sind jedenfalls nicht unähnlich.

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Meine Frau blickt skeptisch und reagiert mit etwas verhaltener Begeisterung, aber das liegt sicher an der frühen Morgenstunde. Der Berg jedenfalls ist schön und der Blick von oben fantastisch! Unschwer zu erraten: wir wählen die rechte schräge Flanke für den Aufstieg, den auf der andern Seite geht es senkrecht. Den haarsträubenden Weg, der dort entlangführt, würde ich aber auch gerne mal noch gehen...

Wir steigen erstmal im Wald und Schatten hinauf, bevor der Blick sich nach dem Verlassen des Waldes öffnet und wir den 1298 m hohen Néron unter uns sehen. Dahinter versteckt sich Grenoble, links darüber erstreckt sich der wilde Hauptkamm des Vercors.

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Wir treten aus dem Wald hinaus in die Sonne und sehen, was noch vor uns liegt:

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Nach einer Trinkpause und Auftragen von Faktor 30 geht es weiter. Wir gewinnen zwar rasch Höhe, verlieren dafür aber auch manchen Tropfen Schweiß in der knalligen Sonne. Der Blick zurück ist aber die Mühe wert:

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Der unter uns liegende Teil des Berges wird nicht zu Unrecht "Le Jardin" (der Garten) genannt - vor uns liegt nur Kalkfels und -schotter. Grenoble liegt unten im Tal und in der Ferne sieht man den markanten Mont Aiguille, eines der sieben Wunder des Vercors.

Nach endlich vielen Höhenmetern (ca 680 m) sind wir auf dem Gipfelgrat angekommen und staunen über das Panorama:

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Neben uns geht es senkrecht in die Tiefe, dahinter der schroffe Zahn der Dent de Crolles (2062 m) in der Ferne liegt die Chaine de Belledonne (auch ein tolles Tourengebiet). In der Ferne erkennt man die bleiche Abbruchkante am Mont Granier, wo sich 2016 (mal wieder) ein Bergsturz ereignete.

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Und in weiter Ferne (103 km) erkennt man IHN - den Mont Blanc:

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Mit diesem Blick rasten wir an der Felskante. Da die Schlüsselstelle, eine kleine Kletterei, noch vor uns liegt, beschließt meine Frau, einem Nickerchen den Vorzug vor der marginal besseren Aussicht zu geben. Ich ziehe also allein los und gerate erstmal in einen Stau, denn ein Zug Gebirgsjäger der französischen Armee steigt gerade auf einem Ausbildungsmarsch vom Gipfel ab. Die letzten Male war es einsamer - als Student in Grenoble war ich hier im April 1998 im Schnee oben, beim zweiten Aufstieg war Tourankunft in Grenoble. Heute ist nun etwas Geduld gefragt. Ich vertreibe mir mit Fotografieren die Zeit.

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Nach ein paar Verrenkungen stehe ich dann nun zum dritten Mal auf diesem Gipfel:

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Irgendwo da an der Kante schlummert gerade meine Frau. Ich sammele sie wieder ein und dann geht es abwärts:

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Im Gegensatz zum Aufstieg gehen wir nun auf dem Pfad oben durch den Jardin:

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Wir passieren eine der Scharten im Grat, die Brèche Arnaud. Hier mündet tatsächlich ein Weg aus der Felswand, man erkennt unten sogar noch einen Wanderer:

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Ein Blick zurück, dann passieren wir die nächste Scharte:

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Wir passieren wie im Aufstieg die Felsformation La Folatière, die nun aber in der Sonne liegt:

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Bevor wir wieder in den Wald eintauchen, irritiert uns die Qualmwolke am Néron. Wie wir abends nachlesen, ist es tatsächlich ein Waldbrand, der schnell unter Kontrolle gebracht wird. Der Trockensommer 2022 ist auch hier überall spürbar.

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Bald darauf sind wir wieder am Auto. Einmal falsch Abbiegen auf der Rückfahrt eröffnet uns noch diesen schönen Blick auf den Chaumechaude, dann sausen wir heim und essen erstmal ein Eis mit Chartreusegeschmack. Ein tolle Tour, die uns beide begeistert hat!

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Gruß
Jan

Harry Hirsch 19.12.2022 21:07

:top: Und das 300er Tele schleppst du auch noch da rauf. Nicht schlecht Herr Specht!

kiwi05 19.12.2022 21:17

Danke für deine detailreiche Beschreibung eurer Bergwanderung bei bester Fernsicht.
100km klare Sicht bis zum Mont Blanc ist fantastisch. Und daß man sogar den wunderschön prägnanten, aber im Vergleich eher winzigen Mont Aiguille erkennen kann, ist wirklich erstaunlich.
Hat Spaß gemacht mitzuwandern.

Crimson 19.12.2022 21:19

Moin,


Hammer, was für eine Fernsicht... und eine tolle Tour... erinnert mich daran, dass wir unbedingt auch mal wieder in die Berge müssen... es gibt da irgendwie immer diese Momente, wo man einfach innehalten muss und sich - zu Recht - ganz klein vorkommt... das erdet sehr schön...

Dana 19.12.2022 23:20

https://www.cosgan.de/images/midi/konfus/e02119.gif

Ich muss mich echt schon beim Betrachten am Tisch festhalten.
Da könnte ich keine fünf Meter mitlaufen. Meine Höhenangst schlägt echt schon bei den BILDERN an! Es ist so schade, die Aussicht entlohnt ja echt alle Mühen und diese Fotos von dort oben mit dieser Fernsicht...total irre.

Aber das ginge für mich echt gar nicht, mir ist total schwindelig...

(UND GEH NICHT SO NAH AN DIE KANTE!!)

fhaferkamp 20.12.2022 09:15

Schöne Tour und tolle Aussichten.

kilosierra 20.12.2022 12:15

So schöne Bilder, da hattet ihr ja bestes Wetter.

Mir geht es inzwischen wie Dana, schon beim Ansehen wird mir schwindlig. Ich traue mich das auch nicht mehr, so nah an Kanten zu gehen. Ich brauche mindestens zwei drei Meter ebenen Platz neben mir.

Sir Donnerbold Duck 20.12.2022 12:17

Das war ja "nur" das 70-300 G, das trägt sich ja ganz gut im Rucksack. Die Tour ist auch nicht wirklich heftig, das sind etwas über 680 m Anstieg, die gut machbar sind. Manche leichtsinnige Menschen gehen da sogar in Birkenstocksandalen hoch... das fand ich sehr deplatziert. Einzig die Kletterei unmittelbar vor dem Gipfel ist etwas fordernder. Entsprechend viel begangen ist der Berg auch, bei gutem Wetter ist da halb Grenoble unterwegs. Und nur oben auf dem Gipfelkamm ist es auf der einen Seite so senkrecht abfallend. Da muss man ja aber auch nicht runterschauen, auch Höhenängstliche könnten da also hoch (behaupte ich mal).
Bei dem Bild vom Mont Blanc musste ich ziemlich an den Reglern drehen, damit der im Bild so gut sichtbar wird. Aber es ist schon sehr erstaunlich, wie scharf und detailliert der Berg über 103 km Entfernung zu sehen ist.

Zitat:

Zitat von Dana (Beitrag 2261990)
(UND GEH NICHT SO NAH AN DIE KANTE!!)

Keine Sorge, ich bin ein gebranntes Kind. Ich war auch gar nicht soooo nah an der Kante - das sieht auf den Bildern nur so aus.

Gruß
Jan

Andronicus 20.12.2022 17:53

Zitat:

Zitat von Sir Donnerbold Duck (Beitrag 2262055)
... Keine Sorge, ich bin ein gebranntes Kind. Ich war auch gar nicht soooo nah an der Kante - das sieht auf den Bildern nur so aus.

Schöne Bilder von einem sichtlich tollem Tag. :top:

Wie nah kann man da an die Kante gehen? Ich bin da immer etwas unbedarft; hinterher werde ich meist aufgeklärt dass es nicht so gut ist nah ranzugehen, da sie abbrechen könnte. :lol:

Porty 20.12.2022 18:42

Zitat:

Zitat von Andronicus (Beitrag 2262098)
Schöne Bilder von einem sichtlich tollem Tag. :top:


Da kann ich mich nur anschließen :top:
Leider werde ich solche Touren nicht mehr unternehmen können :(

Zitat:

Zitat von Andronicus (Beitrag 2262098)
Wie nah kann man da an die Kante gehen? Ich bin da immer etwas unbedarft; hinterher werde ich meist aufgeklärt dass es nicht so gut ist nah ranzugehen, da sie abbrechen könnte. :lol:

Das hängt sehr von den Gegebenheiten ab, hat du stabilen Granit, wie z.B. in Norwegen, kannst du dich auf die Kante setzten, anderseits ist ein Freund von mir 1991 im Karakorum 5 m von der Kante entfernt mit einer Wächte 1500 m abgestürzt. Er wurde nie gefunden......


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