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-   -   Abgetrennt von RIP - Extrembergsteiger tödlich verunglückt (https://www.sonyuserforum.de/forum/showthread.php?t=190929)

About Schmidt 05.05.2019 10:37

Abgetrennt von RIP - Extrembergsteiger tödlich verunglückt
 
Ein Thema das mich seit längerer Zeit beschäftigt. Es ist immer tragisch, wenn Menschen ums leben kommen - keine Frage. Doch seit geraumer Zeit hält sich mein Mitleid gerade mit den Extrembergsteigern immer mehr in Grenzen.
So kann ich nicht nachvollziehen, dass gerade Reinhold Messner, der Guru der Extrembergsteiger und Auslöser dessen was gerade alles im Himalaja stattfindet, genau das was er früher ausgiebig selbst gemacht hat, bei anderen plötzlich kritisiert.
Oder die Fragen, muss ich die drei Zinnen frei kletternd ohne Sicherung bewältigen, muss ich auf den Everest ohne Sauerstoff, oder muss ich überhaupt dort hoch? Der Mensch ist schon ein seltsames Wesen, den scheinbar die Ziele am meisten reizen, welche unerreichbar scheinen. Und so bezahlt so mancher dies mit seinem Leben. Und so stellt sich mir die Frage, ist hier noch Mitleid angebracht? Neu ins Rollen brachte meine Gedanken auch Meldungen wie

DIESE

Gerade die Menschen, die Natur gern pur und intensiv erleben, hinterlassen allein am Everest mehr als 100 Tonnen Müll, von dem er nun in aufwendigen Aktionen befreit wird. Auch dies trägt dazu bei, dass sich mein Verständnis und mein Mitgefühl für die Verursacher, so sie verunglücken oder zu tode kommen mittlerweile sehr stark in Grenzen hält.

Gruß Wolfgang

Ditmar 05.05.2019 10:40

Zitat:

Zitat von About Schmidt (Beitrag 2062074)
Gerade die Menschen, die Natur gern pur und intensiv erleben, hinterlassen allein am Everest mehr als 100 Tonnen Müll, von dem er nun in aufwendigen Aktionen befreit wird. Auch dies trägt dazu bei, dass sich mein Verständnis und mein Mitgefühl für die Verursacher, so sie verunglücken oder zu tode kommen mittlerweile sehr stark in Grenzen hält.

Gruß Wolfgang

Leider ist es so, und auch mein Mitgefühl geht hier gegen 0.

Carsten02 05.05.2019 10:58

Hallo Wolfgang,

ich verfolge schon seit einiger Zeit diesen Zustand da,,,, einfach nur katastrophal.
Wer einmal da war, weiß wie schön die Natur sein kann. Aber viele Menschen müssen einfach alles zerstören.
1984 war ich ich in Nepal und Tibet und hatte meine Ausbildung als Fallschirmjäger da unten, ja,,, wir waren auch auf 3800 Meter ohne Sauerstoffgerät, und ja,,, wir gingen an unseren Grenzen, aber alles was wir mitgenommen hatten musste wieder mit zurück , auch dass da unten raus kam, im Behältern.
Ja so war dass,,, aber Natur zerstören ,,,, geht einfach nicht..

Ich hab kein Mittleid mehr für so etwas, gerade da unten , wo so wieso Armut herrscht...

Nein Danke
LG
Carsten

dey 05.05.2019 10:59

Da der Mensch heute zu wenig Grenzerfahrungen im Alltag hat, sucht er sich welche.
Wie weit wir gehen müssen, hängt von den Disziplinen und dem Individuum ab.
Marathon, Bungee Jumping, Motorrad, Tauchen, etc.
Viele werden sich hier wiederfinden. Und die anderen für verrückt halten.

Oder ging es nur um die Verschmutzung?

Harry Hirsch 05.05.2019 11:02

Der RIP Eintrag, der vielleicht Auslöser diese Threads war, kam ja von mir. Mein erster und einziger bisher übrigens.

Ich bin da auch ambivalent. Es gibt den alten Spruch "Wer sich in Gefahr begibt kommt darin um".
Da ist zweifellos was dran. Aber was ist "in Gefahr begeben" und wo grenze ich ab?
Also: Ist es -angesichts von rund 3.500 Verkehrstoten allein in Deutschland- nicht schon sehr gefährlich am Straßenverkehr teilzunehmen? Bin ich selbst schuld, wenn ich auf meinem morgendlichen Weg zur Arbeit (oder "schlimmer": in der Freizeit) unter die Räder komme? Ich hätte ja auch zuhause bleiben können. Aber vielleicht wäre ich da beim Loch-in-die_decke-bohren von der Leiter gefallen. Oder eine furchtbare Gasexplosion hätte mich getötet.
Was ist mit Rauchern? Baden in Seen oder gar im Meer - brandgefährlich!

Die drei, die dort ums Leben gekommen sind, waren erfahrene Bergsteiger. Sie sind nicht beim Free-Solo-allein-in-der-steilen-Wand-klettern mit extremen Risiko abgestürzt.
Nein, eine Lawine hat sie beim Abstieg erfasst. Das hat Ihnen das Genick gebrochen. Wie auch schon viele Touristen, Skifahrer oder beim Familien beim Nachmittagskaffee (Galtür) vor ihnen.

Aber(!) sie sind bei winterlichen Verhältnissen durch (offenbar) lawinengefährdetes Gebiet gegangen. Ich kenne die Einstufungen und Warnungen in Kanada nicht.
Mein gesunder Menschenverstand sagt mir aber, dass die drei sich über die Lawinenlage vorab informiert haben.
Warum sie dennoch los und/oder dort lang sind, können Sie uns leider nicht mehr sagen.

"Selbst schuld" halte ich auf jeden Fall für zu einfach. Und traurig ist es allemal.

Und die Verschmutzung? Das ist ein eigenes Thema. Sarkastisch könnte man sagen: Solange sie dort sind, können sie hier keinen Müll machen.

chefboss 05.05.2019 11:22

Der Tod gehört dazu, ob physiologisch, suizidal oder im Rahmen der Lebensweise. Zu werten innerhalb der verschiedenen Todesursachen masse ich mir nicht an.

perser 05.05.2019 11:44

Zitat:

Zitat von Harry Hirsch (Beitrag 2062085)
Ich bin da auch ambivalent ... "Selbst schuld" halte ich auf jeden Fall für zu einfach. Und traurig ist es allemal.

Ich sehe es ähnlich ambivalent wie Joachim. Gerade die drei im April in den kanadischen Rocky Mountains durch eine Lawine getöteten Bergsteiger Hansjörg Auer und David Lama aus Österreich sowie Jess Roskelley aus den USA waren nach meiner Beobachtung keine hirnlosen Adrenalinjunkies sondern erfahrene Profis. Sie hatten halt Pech, auch wenn sie offenbar eine besonders abgeschiedene und schwierige Route auf den „lediglich“ 3295 m hohen Howse Peak gewählt hatten.

TONI_B 05.05.2019 17:00

Ich glaube, die Frage, ob unser Mitleid notwendig ist, stellt sich gar nicht!

Diese Burschen haben hochprofessionell gearbeitet und haben sicher keine Natur zerstört oder Dreck hinterlassen, weil sie ohne großen Trupp unterwegs waren.

Diese Typen machen das nicht, weil sie Mitleid beim Scheitern erwarten, sondern weil sie für sich letztlich den Sinn des Lebens suchen. Halt auf andere Art und Weise wie wir "normale" Leute.

Verstehen kann ich es bis zu einem gewissen Grad weil ich auch viel in den bergen unterwegs bin. Dieses letzte Risiko ist mir aber fremd, weil ich eher ein Angsthase bin - trotzdem hatte auch ich schon Situationen, wo es sehr schnell sehr schlecht ausgehen hätte können.

Der Tod dieser jungen Männer ist tragisch und wird medial beachtet. Aber bei mir kommt viel mehr Ärger hoch, wenn über Klimawandel, Luftverschmutzung, FastFood, Tempolimit endlos diskutiert wird...
...daran sterben Millionen von jungen Menschen, weil es angeblich zur persönlichen Freiheit gehört dagegen zu sein.

Diese drei hatten ihre Freiheit extrem ausgelebt! Sie brauchen nicht mein Mitleid, sie haben aber meine Bewunderung!

Arco 05.05.2019 19:59

Ich bin der Meinung, wenn Menschen sich in Orte begeben, wo sie von der Natur aus nichts zu suchen haben, setzen sie ihr Leben aufs Spiel, ob in den Bergen in dem Bereich wo kaum Sauerstoff ist oder in der Tiefsee.
Ein Bekannter von mir ist in den französischen Alpen beim Bergsteigen umgekommen. Sein Leichnam hat man bis heute nicht gefunden. Seine Erfahrung (mehrere 6 Tausender) hat ihn zum Schluss nicht geholfen.
Ein Gespräch mit einem erfahrenen Bergsteiger, der etliche 4, 6 und einige 8 Tausender bestiegen hat antwortete mir; ich hatte nur Glück.

Ein Zitat welches ich sehr passend für das Bergsteigen finde:

„Ein Gipfel gehört dir erst, wenn du wieder unten bist – denn vorher gehörst du ihm.“

- Hans Kammerlander (*1956)

Mitleid: Ja, ich habe Mitleid mit denen, die es nicht geschafft haben und noch mehr mit den Menschen, die mir Nahe waren.

Mich wundert es nicht, das in den Bergen alles zugemüllt wird. Der erdnahe Weltraum ist zur Mülldeponie geworden, wie auch im hintersten Winkel der Tiefsee.

Viele Grüße,
José María

About Schmidt 06.05.2019 07:03

Zitat:

Zitat von Arco (Beitrag 2062189)
Ich bin der Meinung, wenn Menschen sich in Orte begeben, wo sie von der Natur aus nichts zu suchen haben, setzen sie ihr Leben aufs Spiel, ob in den Bergen in dem Bereich wo kaum Sauerstoff ist oder in der Tiefsee.
Ein Bekannter von mir ist in den französischen Alpen beim Bergsteigen umgekommen. Sein Leichnam hat man bis heute nicht gefunden. Seine Erfahrung (mehrere 6 Tausender) hat ihn zum Schluss nicht geholfen.
Ein Gespräch mit einem erfahrenen Bergsteiger, der etliche 4, 6 und einige 8 Tausender bestiegen hat antwortete mir; ich hatte nur Glück.

Ein Zitat welches ich sehr passend für das Bergsteigen finde:

„Ein Gipfel gehört dir erst, wenn du wieder unten bist – denn vorher gehörst du ihm.“

- Hans Kammerlander (*1956)

Mitleid: Ja, ich habe Mitleid mit denen, die es nicht geschafft haben und noch mehr mit den Menschen, die mir Nahe waren.

Mich wundert es nicht, das in den Bergen alles zugemüllt wird. Der erdnahe Weltraum ist zur Mülldeponie geworden, wie auch im hintersten Winkel der Tiefsee.

Viele Grüße,
José María

Dem möchte ich so, bis auf ein Punkt zustimmen und nicht dir, sondern Kammerlander widersprechen. Ein Gipfel gehört dir nie, er gehört einzig und allein der Natur, unserer Erde!

Gruß Wolfgang


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