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tempus fugit 05.12.2016 22:14

Focus by wire
 
Hi,
ich habe selbst nur alpha-mount Zeugs, mich interessiert aber folgendes:

Ich habe gelesen, dass einige Objektive wie das sel1635z einen sogenannten focus by wire "haben".
Nehmen wir am besten obiges Objektiv.
Wie präzise kann man denn manuell damit Fokussieren?
Angenommen man benutze die Fokuslupe an einer a7rII und möchte exakt manuell, auf den Punkt, scharf stellen; ist das überhaupt mit einem solchen Fokus-Konzept möglich?
Ich habe noch nie e-mount-Sachen in den Händen gehabt, daher meine Frage bezüglich des sel1635z.

Dachte mal mit eine a7s und dem sel1635z einzusteigen, aber das Focus-by-wire Konzept hat mich irritiert, obwohl ich es nicht ausprobiert habe.

aidualk 05.12.2016 22:27

Zitat:

Zitat von tempus fugit (Beitrag 1872963)
Wie präzise kann man denn manuell damit Fokussieren?

Absolut exakt.
Aber es ist gewöhnungsbedürftig und bedarf etwas Einarbeitung, weil die Drehgeschwindigkeit die Drehentfernung steuert: Schnell drehen -> überschnell verstellen, langsam drehen -> extrem langsam verstellen.
Ich habe mich inzwischen daran gewöhnt, wenn ich es auch nicht als der Weisheit letzter Schluss empfinde. Die manuelle Fokussierung mit A-Mount SSM Objektiven empfinde ich als angenehmer und mit Sicherheit genauso exakt (auch wenn es der Überlegung nach wohl mit dem Fokus by wire theoretisch exakter gehen sollte).

Mark Twain 07.12.2016 15:59

im Grunde hat aidualk alles gesagt. Seine Erfahrung deckt sich im Grunde mit meiner. Ich selbst verwende das Fe 1635/4 für Landschaftsfotos und kann damit absolut exakt fokussieren (nicht zuletzt dank der langsamen Verstellung bei langsamen Fokussierbewegungen). Für MF-Portraitarbeit, wo man oft schnell und exakt fokussieren muss, ist mir konventioneller MF lieber, hier komme ich mit focus by wire nur schlecht zurecht. Möglicherweise liegt das aber auch an mangelnder Übung.

Falls dein Haupteinsatzzweck in der Landschaftsfotografie o.Ä. liegt, wirst du mit focus by wire allerdings keine Probleme haben. Der Fokusring läuft jedenfalls butterweich.

Onkel Manuel 08.12.2016 08:45

Zitat:

Zitat von tempus fugit (Beitrag 1872963)
Ich habe gelesen, dass einige Objektive wie das sel1635z einen sogenannten focus by wire "haben".

Focus by Wire haben eigentlich alle Sony Objektive. Ich weiß jetzt aber nicht, ob das auch bei allen Zeiss so ist...

Wie präzise man manuell fokussieren kann, hängt stark vom verwendeten Objektiv ab. Z.B. mein SEL35F18 lässt sich ziemlich genau einstellen, dafür sind große Verfahrwege mühselig (man muss halt viel drehen). Mein SEL70200G hat dagegen einen größeren adaptiven Bereich, bei schneller Drehung am Fokusring wird der Fokus auch turbomäßig schnell verstellt. Das bedarf natürlich etwas Übung... ;)

Aber generell kann man sagen: Nicht adaptive Fokusgeschwindigkeiten sind eher intuitiv zu bedienen, da es eben nur eine Geschwindigkeit gibt. Bestes Beispiel ist da mein Walimex Pro (Samyang) 12mm F2.0, das Ding ist vollmanuell. Bei den Sonys schießt man mal schnell übers Ziel hinaus... :P

NetrunnerAT 08.12.2016 11:57

Auch die Sony Zeiss und Batis Zeiss sind Fokus per Wire. Diese Technik ermöglicht eine bessere Positionierung des Antriebs im Objektiv und spart Platz. Ist wie bei der Servo Unterstützung bei Autos ... es fühlt sich nicht direkt an, aber man gewöhnt sich schnell daran. Ich bin derzeit mit der Umsetzung recht zufrieden.

usch 08.12.2016 13:08

Focus by Wire ist ja auch nicht prinzipell Mist, nur diese progressive Kennlinie ist nervig. Man landet halt nie wieder da, wo man gewesen ist, wenn man den Fokusring ein Stückchen in die eine Richtung und dann exakt dasselbe Stückchen zurück in die andere Richtung dreht, solange man nicht auch beides mit exakt derselben Geschwindigkeit tut.

Eine Ausnahme ist da nur das SEL90M28G: Wenn man an der Kamera auf MF schaltet, hat man die progressive Kennlinie wie üblich. Wenn man aber am Objektiv selber auf MF schaltet, hat man eine lineare Kopplung zwischen Fokusring und Fokusantrieb und damit eine reproduzierbare Positionierung. Nur so ist es auch möglich, daß das Objektiv als einziges eine aufgedruckte Entfernungsskala haben kann.

Technisch ist es also durchaus möglich, mit Focus by Wire ein "klassisches" Fokus-Gefühl zu bekommen. Und wenn man bei den Motorzooms sogar per Menü-Option die Drehrichtung des Zoomrings umkehren kann, sollte eigentlich auch eine Option für lineare/progressive Fokussierung möglich sein.

meshua 08.12.2016 15:53

Zitat:

Zitat von NetrunnerAT (Beitrag 1873841)
Ist wie bei der Servo Unterstützung bei Autos ... es fühlt sich nicht direkt an, aber man gewöhnt sich schnell daran.

Die Lenkstange ist bei einer servo-unterstützten Lenkungen von der Spurstange physisch entkoppelt? Das glaub' ich nicht! :P Passender wäre hier ein Vergleich mit "Fly-by-Wire" Systemen im Luftverkehr...

Beste Grüße, meshua

aidualk 08.12.2016 16:26

'drive by wire': Je nach Fahrprogramm reagiert das Gaspedal anders ... auch so Unsinn an den ich mich zwar ebenfalls gewöhnt habe (musste), den ich aber auch als Unsinn erachte.

NetrunnerAT 08.12.2016 16:27

Zitat:

Zitat von meshua (Beitrag 1873946)
Die Lenkstange ist bei einer servo-unterstützten Lenkungen von der Spurstange physisch entkoppelt? Das glaub' ich nicht! :P Passender wäre hier ein Vergleich mit "Fly-by-Wire" Systemen im Luftverkehr...

Beste Grüße, meshua

Natürlich kann man alles "Richtiger" darstellen :crazy: :D

Eikazon 04.03.2017 13:20

Zitat:

Zitat von usch (Beitrag 1873879)
Eine Ausnahme ist da nur das SEL90M28G: Wenn man an der Kamera auf MF schaltet, hat man die progressive Kennlinie wie üblich. Wenn man aber am Objektiv selber auf MF schaltet, hat man eine lineare Kopplung zwischen Fokusring und Fokusantrieb und damit eine reproduzierbare Positionierung. Nur so ist es auch möglich, daß das Objektiv als einziges eine aufgedruckte Entfernungsskala haben kann.

Ich möchte diesen Thread noch einmal aufgreifen, weil ich dazu eine Beobachtung gemacht habe, die vielleicht auch für andere hilfreich ist.

Letzte Woche und diese Woche habe ich verschiedene Exemplare des SEL90M28G an meiner α7 II ausprobiert. Zunächst habe ich immer manuell mit der linearen Kopplung fokussiert, also am Objektiv selbst auf MF umgeschaltet und dann (mit Hilfe der Fokuslupe) fokussiert. Beim Durchschauen der RAW-Dateien fiel mir dann auf, dass bei sehr weit entfernten Objekten der Fokus nicht immer ganz richtig saß – nahe bei unendlich ist das Fokussieren mit der linearen Kopplung nicht ganz einfach, da eine winzige Drehung ja den Fokus schon weit verschiebt. Ich habe dann gemäß uschs Tipp bei den weiteren Tests an der Kamera auf MF umgeschaltet und damit beim Fokussieren die typische progressive Kennlinie gehabt. Das „Fokuserlebnis“ war wie immer fummelig, aber das Ergebnis war eindeutig besser – kein danebensitzender Fokus mehr …

Klar, das kann auch Zufall gewesen sein oder einfach meine Schusseligkeit, aber es lohnt sich offenbar doch, zumindest nahe bei unendlich auch mit dem SEL90M28G statt der an sich angenehmeren linearen Kopplung mal die progressive auszuprobieren. Ich stelle jedenfalls fest, dass ich Sonys progressivem focus by wire Unrecht getan habe: er fühlt sich für mich immer noch fummelig an, aber er kann tatsächlich Vorteile haben, und auf das Ergebnis kommt es ja an.


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