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Mein schwerster Auftrag - Beerdigung
Hallo zusammen,
gestern musste ich meinen bisher schwierigsten Auftrag absolvieren - eine Beerdigung fotografieren. Ein Familienmitglied (das ich selbst nicht sehr gut kannte) ist gestorben und eigentlich sollten wir nur als normale Trauergäste anwesend sein. Meine Frau wurde vom Sohn der verstorbenen gefragt, ob ich nicht Fotos von der Beerdigung machen kann - die konnte (ggf. aus kulturellen Gründen) den Gefallen nicht ausschlagen und so stand ich vor dieser riesigen Aufgabe. Die Familie hat einen russischen Hintergrund, dort begegnet man dem Thema scheinbar leicht anders als in Deutschland. Nach gründlichem Überlegen habe ich die A7R zu Hause gelassen und nur die A6000 mitgenommen, weil sie viel unauffälliger und leiser ist. Draußen hauptsächlich mit dem SEL 16-50mm, drinnen mit dem FE 55mm f/1.8. Das 8mm Fisheye hatte ich noch dabei, um in der Kapelle einige Aufnahmen zu machen, auf denen die ganze Szene zu sehen ist. Die Herausforderung bestand für mich darin, niemanden in seiner Trauer zu stören oder gar zu belästigen und gleichzeitig brauchbare Erinnerungen zu produzieren. Des Weiteren wollte ich keine Fotos produzieren, die das Leid einzelner Betroffener besonders herausstellen. Ich habe mich immer seitlich oder leicht hinter den Leuten aufgehalten und darauf geachtet, dass das Auslösegeräusch nicht mit wichtigen Worten der Pastorin zusammenfällt. Ansonsten hat sich der 85mm KB-Bildwinkel bewährt, um die Trauerfeier aus dem Hintergrund zu fotografieren. Beim Trauerzug habe ich auf die Momente gewartet, in denen der Zug abbiegt und ich ihn dann seitlich erwischen kann. So hat man einen guten Eindruck von der Szene, ohne aufdringlich vor den Zug zu springen. Am Grab habe ich mich etwas weiter hinter das Grab gestellt, um die Leute beim Sand und Blumen werfen zu fotografieren. Insgesamt muss ich aber sagen, dass ich zuerst kurz davor war, den Kopf in den Sand zu stecken und keine Fotos zu machen... Insbesondere, als der Sarg am Anfang offen war, da bin ich fast aus den Latschen gekippt. Meinen fotografischen Horizont hat die Erfahrung definitiv erweitert. Ich habe mir allerdings wirklich schwer getan, damit umzugehen. Vielleicht hilft es ja jemandem, der mal in meine Lage kommt. Viele Grüße, Jannik |
Hm, war das Deine erste Beerdigung? Ich habe bei allen Beerdigungen von Familienangehörigen, an denen mir etwas lag, Fotos gemacht. Sowohl von der Zeremonie, als auch vom Leichenschmaus. Damit brauchen wir auch nicht die grausam schlechten Bilder, die die Beerdigungsinstitute knipsen.
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Ich glaube gerne dass das keine leichte Aufgabe ist.
Allerdings kenne ich es auch nicht dass bei Beerdigungen fotografiert wird. Zumindest in meiner Familie ist das nicht üblich und gottseidank war ich noch nicht auf vielen Beerdigungen. |
Bei uns in Österreich gibt es auch keine Fotos auf Beerdigungen. Hut ab dass man so etwas macht. Also ich könnte es nicht und bin wohl auch lieber bei fröhlicheren Anlässen unterwegs.
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Krass, also ne Beerdigung auf der fotografiert würde, würde ich verlassen. Das wäre so überhaupt nicht mein Ding.
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Also ich habe mal eine ganze Beerdigung durchgefilmt und durchfotografiert (Kirche, Krematorium, Kaffeetafel danach (heißt das so?)
Ich war zu einer Beerdigung (Niederlande) eingeladen und man hat mich gebeten ein paar (wirklich nur ein paar) Fotos zu machen - Sarg war zu. Als ich da war, hat man mich plötzlich gebeten das ganze vor allem zu filmen, weil ein Sohn des Verstorbenen schwer krank im Krankenhaus lag und nicht teilnehmen konnte. Also sollte ich vor allem für ihn ein Film machen. Ich hatte genug Speicherkarten und Akkus dabei ,nur kein Mikrofon, sodass ich noch schnell in einem Fotoladen ein Mikrofon dazu gekauft habe (ich wollte, dass der Ton auch stimmt). Ich hatte auch kein Stativ, also es war auch physisch nicht so einfach. Hat ja Stunden gedauert. Wie auch immer , selbst der Pfarrer war sehr nett und hat nichts beanstandet. Am Ende wollten auch einige andere die 50 Minuten-DVD haben. Es war für mich viel Arbeit (auch zuhause noch), aber es war eine neue Erfahrung für mich und alle waren sehr zufrieden. Sowas wird einfach überall anders wahrgenommen.Das ist alles. Gruß |
Mir wäre das auch befremdlich.
Aber du schreibst, die Familie hat einen russischen Hintergrund. Ich kenne natürlich deren Kultur nicht, aber ich bin mit einer vietnamesischen Familie befreundet. Deren Beerdigungskultur und die entsprechende Feier weicht von unserer auch deutlich ab, dass es für manche mit Sicherheit auch befremdlich wirkt (z.B. wird der Leichnam nach 3 Jahren wieder entnommen und umgebettet). Andere Länder, andere Sitten. ;) |
Ich denke, das hängt ganz stark von den Umständen ab. Ich wurde einmal gefragt, ob ich ein paar Fotos bei einer Beerdigung mache. Dabei hat es sich um einen Mann gehandelt, der über 90 Jahre alt war und bei dem die Hinterbliebenen auf ein erfülltes Leben zurückschauen konnten. Die Angehörigen wollten auch nur ein paar Bilder von der Kirche. Ich muss sagen, dass ich mit dieser Situation nicht das geringste Problem hatte.
Ich würde aber niemals Fotos bei Begräbnissen von plötzlichen oder tragischen Todesfällen machen - unabhängig davon, ob innerhalb der Familie oder nicht. Lg. Josef |
Mir persönlich, ginge es dabei weniger um den Fotografen und seine Motivation. Mir persönlich ginge es beim Tod eines nahen Verwandten mehr darum, das ich da in meiner Trauer nicht fotografiert werden möchte. Das finde ich einfach zu intim. Aber da gibt es sicherlich andere Sichten, vor allem in anderen Ländern.
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