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fermoll 14.04.2015 20:23

Gedanken zur Makrofotografie
 
Ausgehend vom Userstammtisch Köln am Freitag, an dem ich leider nicht teilnehmen kann, habe ich mich im Forum umgesehen und herausgefunden, dass das Thema relativ selten angepackt wird. Deshalb habe ich mich entschlossen, mein Wissen zu diesem Thema als Diskussionsgrundlage zu verwenden.
Viele Informationen hole ich mir im Makro-Forum, obwohl ich mit vielem nicht einverstanden bin, was dort geschrieben wird.
Als Buch empfehle ich Makrofotografie. Die große Fotoschule vonBjörn Langlotz aus dem Rheinwerk Verlag (ehem. Galileo). Ich verwende fast nur Bücher aus diesem Verlag.
Und nun zu meinen Überlegungen, die allerdings nur den Anfang darstellen. Bitte um rege Beteiligung.


Makrofotografie




  1. Definition

    Die Makrofotografie ist nach DIN 19040 von Abb. Maßstab 1:10 bis 10:1 definiert. Dabei muss festgehalten werden , dass der Maßstab jenseits 1:1 einen ziemlichen apparativen Aufwand erfordert.
  2. Zu fotografierende Objekte

    Die Wahl der Ausrüstung richtet sich sehr stark nach den zu fotografierenden Objekten. Das Ablichten einer Münzsammlung und das Fotografieren von Tieren in der Natur sind zwei extreme Beispiele.
    1. Tiere in der Natur

      Dabei wird es vor allem um Insekten gehen, die meist sehr beweglich sind und nicht auf einem Standort sitzen bleiben. Außerdem ist die Frage der Naheinstellgrenze wichtig, damit man möglichst außerhalb der Fluchtdistanz des Objektes der Begierde bleibt. Auch stellt sich die Frage Blitz ja oder nein. Wenn die Lichtverhältnisse kurze Belichtungszeiten ermöglichen, sollte man auf den Blitz verzichten. Von Reflektoren halte ich persönlich aus Erfahrung sehr wenig. Die Störung des Habitats ist m.E. Zu groß. Die andere Frage ist, ob man mit dieser Anordnung Bewegungsunschärfe vermeiden kann durch zu lange Belichtungzeit oder z.B. Windbewegung vermeiden kann. Auf ein Stativ würde ich normalerweise verzichten, höchstens ein Einbein verwenden.
    2. Pflanzen in der Natur

      Ich habe in einem Forum Beispiele erlebt, wie man es m.E. nicht machen sollte. Da baut der Fotograf sein Stativ auf, richtet einen Windschutz ein, stellt mehrere große Reflektoren auf, schneidet störende Pflanzen weg, sitzt auf seinen Stühlchen hinter der Kamera und wundert sich, dass er von Naturschützern nicht gerne gesehen wird.
      Die Natur sollte durch den Fotografen möglichst wenig beeinträchtigt werden.
    3. Pflanzen im Zimmer

      Hier sind die Bedingungen anders als in der Natur. Die Pflanze kann arrangiert werden, was die Umgebung und die Lichtverhältnisse anbelangt. Es besteht nicht die Gefahr, die Umwelt zu schädigen. Die Kamera kann auf einem Stativ platziert und beliebig positioniert werden.
    4. Tote Objekte

      Hier sind die Bedingungen noch einfacher. Es geht nur darum, dass Probleme auftreten, wenn die Objekte eine größere Tiefe haben. Man muss immer bedenken, dass ein Makroobjektiv eine mitunter sehr geringe Tiefenschärfe besitzt, z.B. bei 100 mm und Blende 8 nur ca. 4 mm. Das ist in Ordnung z. B. bei Münzen. Die Ablichtung eines Kristalls ist dann schon problematisch. Hier hilft dann wahrscheinlich nur stacken.
  3. Ausrüstung
    1. Kamera

      Das Sony System ohne Spiegel oder mit SLT ist für die Makrofotografie sehr gut geeignet. Eine DSLR mit dem schwingenden Spiegel sollte nur mit Spiegelvorauslösung für die Makrofotografie genutzt werden, um Bewegungsunschärfe durch den Spiegel auszuschalten.
    2. Objektive

      Geeignet sind alle Makroobjektive ab 50mm Brennweite. Beachten sollte man jedoch, dass zur Fotografie von Tieren wegen der Fluchtdistanz eine größere Naheinstellgrenze von Bedeutung ist. Ich benutze seit mehr als 20 Jahren ein Minolta 2,8 100 Makro . Dieses Objektiv wird auch heute von Sony noch hergestellt. Allerdings ist der AF ziemlich langsam.
      Empfehlen würde ich für die Fotografie von Tieren das Sigma AF 150mm 2.8 EX DG APO HSM OS, einmal wegen des Motors, aber auch wegen des OS. Nützlich ist die Stativschelle, die bei den meisten kürzeren Brennweiten fehlt. Das 180 er ist mir dann schon zu schwer und voluminös.
    3. Vorsatzlinsen
      Ich habe welche ausprobiert, hat mich jedoch nicht überzeugt.
    4. Umkehrringe
      hier gilt das gleiche wie bei Vorsatzlinsen.
    5. Balgengerät
      Ich besitze aus meiner Olympuszeit (Anfang der 70er Jahre) ein Balgengerät von Novoflex mit 105 er Kopf und zwei Balgengeräte von Olympus. Letztere sind deshalb interessant, weil man sie so umbauen kann, dass Objektive in Retrostellung verwendet werden können.
      Geplant ist noch ein Adapter, um Lupenobjektive am Balgen verwenden zu können. Die Verwendung des Balgens in der freien Natur ist etwas grenzwertig, da doch sehr voluminös. Gegenüber einem Makroobjektiv kaum verwendbar.
    6. Zwischenringe
      Ich verwende sie, um beim 100er einen größeren Abb. Maßstab zu erzielen. Dadurch wird der AF allerdings noch langsamer. Was die Bildqualität anbelangt, kann ich keine Aussage machen



      PS: Leider wird die Gliederung aus meinem Textprogramm nicht richtig wiedergegeben.

BadMan 14.04.2015 21:26

Zitat:

Zitat von fermoll (Beitrag 1696066)
    1. Tiere in der Natur

      Dabei wird es vor allem um Insekten gehen, die meist sehr beweglich sind [...] Wenn die Lichtverhältnisse kurze Belichtungszeiten ermöglichen, sollte man auf den Blitz verzichten. Von Reflektoren halte ich persönlich aus Erfahrung sehr wenig. [...]Auf ein Stativ würde ich normalerweise verzichten, höchstens ein Einbein verwenden.

Um eine konstruktive Diskussion anzuregen, mal meine Vorgehensweise.

Auf Blitz verzichte ich auch bisher grundsätzlich.
Allerdings habe ich bisher auch keine Erfahrung mit z.B. Ring- oder Zwillingsblitzen. Möglicherweise wäre dies eine Möglichkeit, kurze Belichtungszeiten zu ermöglichen, wenn dies z.B aufgrund von Wind erforderlich ist. Ich verzichte dann halt bisher auf ein Foto, da ich denke, dass dies trotzdem zu unschönen Reflexionen führt.
Reflektoren setze ich zum Aufhelllen von Schattenpartien selten, aber gelegentlich ein.

Stativ verwende ich aber grundsätzlich, und dies aus verschiedenen Gründen.
  1. Ich fotografiere mit dem Tamron 180/3.5. Das ist ohne Stativ fast nicht möglich.
  2. Ich fotografiere früh morgens gegen Sonnenaufgang. Dann schlafen Insekten noch, so dass sich diese nicht bewegen und auch das Thema Fluchtdistanz ist dann idR kein Thema. Außerdem hat man dann das beste Licht.
    Da dann Licht noch Mangelware ist, liegt die Belichtungszeit aber oft im Sekundenbereich, was auch mit kürzeren Brennweiten (ich auch das Tamron 90/2,8) ein Stativ erforderlich macht.
  3. Nachteil ist natürlich, dass man sehr früh aufstehen muss. Da muss ich doch den inneren Schweinehund überwinden und mache es daher auch nicht so oft.

fermoll 14.04.2015 22:25

Zum Thema Beweglichkeit:

Zitat:

Dann schlafen Insekten noch, so dass sich diese nicht bewegen und auch das Thema Fluchtdistanz ist dann idR kein Thema.
Ich weiss nicht, ob Insekten schlafen. Tagaktive bewegen sich in der Dunkelheit nicht. Das ist richtig. Im Frühjahr und Herbst sind sie aber auch in der Kältestarre. Dann kann man sie mit weniger Problemen auf die Platte bekommen. Das haben wir während des Studiums im Labor ausgenutzt.

Zum Thema Blitzen:
Ich gehe davon aus, dass das Blitzen den tagaktiven Tieren nicht schadet.
Ich benutze meine beiden Blitze 5600 u. 3600 HSD, an einer Schiene, die ich nachgebaut habe. Früher habe ich sie über Kabel mit der Kamera verbunden. An der A 77 benutze ich sie als Sklaven mit dem Kamerablitz, den ich mit einem Stück belichtetem (geschwärzten) Diafilm überklebt habe, entweder an der Schiene (werde ichspäter noch zeigen oder entfesselt. An den Blitzen befestige ich auch manchmal Diffusoren.

Die 180er Linsen sind in der Tat zu schwer für die Freihandfotografie.

fermoll 15.04.2015 10:16

Nachtrag zum Thema Blitzen

Von einem Ringblitz halte ich aus gestalterischen Gründen wenig. Früher habe ich entfesselt geblitzt, indem ich den Blitz in einer Hand (am Kabel mit der Kamera vebunden) gehalten habe, die Kamerai in der anderen Hand.
Für die A550 habe ich mit diese Anordnung gebastelt, über Kabel mit der Kamera verbunden:

Bei der A77 verwende ich Wireless-Modus, habe aber den Kamerablitz mit einem Stück belichtetem (geschwärzten) Diafilm abgedeckt, um den frontalen Blitz zuvermeiden oder zu mindern. (s. Ringblitz)

Die blauen Träger habe ich aus flexiblen Schläuchen hergestellt, wie man sie bei Drehbänken für das Öl verwendet.


Wenn ich Gegenstände auf einem Tisch fotografiere oder bei Aufnahmen in einem Raum, verwende ich Diffusoren. Damit kann man die Lichtwirkung weicher gestalten:

Joshi_H 15.04.2015 10:20

Hallo,

ich habe mich kürzlich mal mit dem Thema Focus-Stacking beschäftigt und dabei feststellen müssen, dass die "günstigen" Einstellschlitten aus dem China-Sortiment je nach Kameraposition nicht mehr günstig sondern billig sind, weil die doch sehr hin- und herrütteln und sich auch nicht so fein justieren lassen.

Jetzt bin ich durch Recherche gedanklich erst einmal beim Novoflex CASTEL-L gelandet. Gibt es noch andere Empfehlungen oder ist das DIE Kaufempfehlung?

Grüße,

J.

kiwi05 15.04.2015 10:51

Das ist DIE Kaufempfehlung. Da stimmt nicht nur der Preis sondern auch die Leistung.

Joshi_H 15.04.2015 10:56

Ja - dachte ich mir schon!

Anaxaboras 15.04.2015 10:58

Zitat:

Zitat von fermoll (Beitrag 1696066)
Die Makrofotografie ist nach DIN 19040 von Abb. Maßstab 1:10 bis 10:1 definiert. Dabei muss festgehalten werden, dass der Maßstab jenseits 1:1 einen ziemlichen apparativen Aufwand erfordert.

Mann, schnapp' dir eine Kamera, gehe frühmorgens auf die Pirsch und erlebe selbst, was mit deiner Ausrüstung geht und was nicht. Derartige theoretische Überlegungen führen ins Nichts, Erfahrungen und sinnliches Erleben zählen.

LG
Martin

Ravus 15.04.2015 11:22

Zitat:

Zitat von Anaxaboras (Beitrag 1696180)
Mann, schnapp' dir eine Kamera, gehe frühmorgens auf die Pirsch und erlebe selbst, was mit deiner Ausrüstung geht und was nicht. Derartige theoretische Überlegungen führen ins Nichts, Erfahrungen und sinnliches Erleben zählen.

LG
Martin

hmmm - wenn ich es richtig verstanden habe dann macht der TO das bereits - und nicht erst seit gestern. Dieser Thread dient nur dem Erfahrungsaustausch zum Thema Makro....

BadMan 15.04.2015 11:23

Zitat:

Zitat von Joshi_H (Beitrag 1696170)
Jetzt bin ich durch Recherche gedanklich erst einmal beim Novoflex CASTEL-L gelandet. Gibt es noch andere Empfehlungen oder ist das DIE Kaufempfehlung?

Ich habe den Castel-Q. Der scheint aber bis auf die Kamerabefestigung (Arca-Swiss anstatt MiniConnect) identisch zu sein und daher auch von mir eine klare Kaufempfehlung.


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