Dimagier_Horst |
25.02.2005 12:12 |
Zitat:
Zitat von DieterFFM
en Frankforder Bubb (Buub)
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Dann ist es Frankfurter. Und ein Frankfurter ist nun mal kein Hesse. Eher der Darmstädter, dessen Sprache in Variationen allenfalls punktförmig in der Rhein-Main Ebene anzutreffen ist und ab 50 m üNN in einen der vielen regionalen Dialekte mit rollenden oder hämmernden "R"s sowie anderweitigen nasalen Lauten, mit deren Hilfe Einheimische es immer wieder schaffen, ganze Sinnzusammenhänge in einer, maximal zwei Silben zusammenzufassen, zerschmettert wird. Diese in Hessen noch in den späten 60ern verbeitete und flächendeckend gelebte Form eines Vorläufers einer Sprache vermochte es in der Tat für den lokalen Zungenträger eine Art Energiesparmassnahme zu sein: Die Zunge ist schliesslich ein wichtiges Hilfsorgan des Kauapparates, und so fasste man Kau- und Sprachbewegung synergetisch zu Gunsten des Kauapparates in wenige einheitliche Bewegungen zusammen. Das Essen an sich stand für den gemeinen Hessen stets im Vordergrund der Überlebenskunst, nicht das Reden darüber, wie man es mangels handfester landwirtschaftlicher Ware eher beim Lipper vorfindet.
Überschreiten wir nun die 100-Meter-Höhenmarke weiter nördlich, so wird die Kunst des Weglassens perfektioniert, um in der "Wärau" (bitte ä,a und u gänzlich verschlucken, aber nicht weglassen), der Wetterau, eine lößgetränkte Hochebene, ihren Höhepunkt zu erreichen. Traute man sich nicht ganz, von Ort zu Ort andere Dialekte zu sprechen, so mochte man doch auf starke Idiome nicht ganz verzichten. An einem "wr", "wr" oder "wr" lässt sich sogar noch jemand aus dem übernächsten Dorf erkennen, obwohl das doch schon fast Amerika ist. So geht es ungefähr bis Gießen, um dann nordöstlich im Ebsdorfergrund eine weitere Steigerung zu erfahren: der unzureichenden Abgrenzung durch Varianten im Dialekt des Ebsdorfergrundes konnte nur noch durch eine religiöse Trennung der jeweiligen Nachbarorte bis in das Amöneburger Becken hinein entgegnet werden. Das Waldecker Land unterscheidet sich wiederum lediglich landschaftlich durch den Liebreiz der ausgedehnten Wälder, und Hessen-Nassau spielte wirklich keine Rolle.
Das Ergebnis der in dieser Vielfalt aufgewachsenen Menschen bringt heute die ganze Bandbreite der Ernte: Der Hesse mutierte schliesslich zu einem intelligenten, agilen, vorausschauenden, offenen und intellektuellem Weltbürger. Er redet halt nicht drüber ;)
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