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Aus Frust wurde abstrakter Versuch
Hallo!
Heute wollte ich das Regenwetter für ein paar Aufnahmen im Moor mit dem Ziel nutzen, die satten Farben des nassen Grün abzulichten. Leider waren alle Ergebnisse ziemlich entäuschend. Anschließend habe ich ein wenig mit den Filtern in Photoshop gespielt und dabei folgendes Ergebnis erzielt: ![]() → Bild in der Galerie |
Ein verzweifelter Bearbeitungsversuch endet hier damit, dass das Bild wie ein schmutzig-rostiges Wasser aussieht, das durch eine lackierte grüne Landschaft fließt. Das Ergebnis hat mit Natur nicht mehr viel zu tun, obwohl es doch mittendrin entstanden ist. Nix zum Vorzeigen, und auch nix für die eigene Erinnerung, denn SO hat das nicht ausgeschaut, aber von Abstrakt ist es noch weit entfernt...
Das Problem ist durchaus bekannt, dass Bilder nicht das transportieren, was man vor Ort empfunden hat. Man muss es einbauen. Du erzählst von Regenwetter. Das kann ich dem Bild kaum ansehen. Du erzählst von satten Farben, aber ich sehe nur künstlich gesättigte, das ist ein schlechter Ersatz. Ich sehe das Bild als langweilig an, weil es kein Motiv hat, das das Auge auf sich zieht. Eigentlich ist das alles nur Hintergrund. Was mir fehlt, ist ein Hingucker, ein Farbklecks, eine Besonderheit der Natur, ein Vordergrund, eine besondere Lichtstimmung. Eben irgend etwas, das aus dem Natur-Ausschnitt ein sehenswertes Bild macht. Wenn Du dort hingehst, riecht es gut nach Wald, es geht ein leichter Wind, Regentropfen prickeln auf der Haut, vielleicht fröstelt es auch ein wenig, der Bach rauscht und gurgelt, und wahrscheinlich geben die Vögel gerade ein Konzert. Der Boden gibt unter jedem Schritt nach, Zweige streifen durch Dein Gesicht. Eine Stimmung, die durch lauter Dinge entsteht, die man zwar empfinden und genießen, aber sehr schwer im Bild transportieren kann. Zähle einfach mal auf, was Du dort sonst noch erlebt hast, und versuche dann, wenigstens ein paar dieser Dinge ins Bild einzubauen. Die Möglichkeiten sind sehr vielfältig. Ich würde den Bildaufbau ändern. Eine interessantere Perspektive wählen, damit ein Motiv in den Vordergrund holen, Details betonen, mit Schärfentiefe und Belichtungszeit spielen, und immer versuchen, die Antwort auf die Frage "was erlebe ich gerade?" ins Bild mit einbauen. Die Pixel, die Du so einsammelst, wirken sicher schon viel interessanter, auch ohne jede Bearbeitung der Farben. Um frische Farben zu bekommen, hilft eigentlich nur Licht. Du bist zu einem Zeitpunkt dort gewesen, den ich als ungeeignet ansehe. Als Ergebnis hast Du ein trostloses kontrastarmes Bild ohne jeden Glanz bekommen. Achte auch auf die Verteilung von Flächen und Linien im Bild, denn das ist für den Betrachter das, was ein Bild oft interessant macht. Betrachte Dein Bild nur mal in Vorschaugröße (unterwegs reicht mir dafür das Display der Kamera), blinzle ein wenig die Augen zusammen, so dass Du gar nicht alle Details erkennen kannst, sondern nur die Formen und Farben des gesamten Bildes. Ich erkenne ein insgesamt zu dunkles Bild, die obere Hälfte dunkel braun-grün, die untere Hälfte mittelgrün, dazwischen eine schwarzbraune Bachfläche ohne markante Konturen, die nach links aus dem Bild läuft. Als Betrachter kann ich damit auf den ersten Blick wenig anfangen. Daran ändern auch die Details nichts, die ich beim näheren Betrachten des Bildes erkennen kann. Da ist nix aufregendes dabei. Je besser ein Bild fotografiert wurde, um so weniger Bearbeitung braucht es, um gut zu wirken. Wenn es trotzdem bearbeitet wird, dann muss das mit Bedacht und am besten mit viel Hintergrundwissen und Übung geschehen. Zu leicht passiert es, dass man ein Bild mit übertriebener Bearbeitung zerstört. Es reicht keineswegs, den Helligkeitsregler etwas anzupassen und den Sättigungsregler für das ganze Bild hochzuschieben. Der erste unerfahrene visuelle Eindruck entlockt einem vielleicht das eine oder andere WOW und BOAH, und man staunt, was eine Software alles aus einem Bild hervorzaubern kann. Die wirkliche Kunst liegt aber im Sehen, was wirklich notwendig zu bearbeiten ist, in der Beherrschung der Werkzeuge, und immer auch mit dem Blick auf das Histogramm, um eine zerstörungsfreie Bearbeitung zu gewährleisten. Dein Bild ist um 2/3 Blenden zu dunkel, hoffnungslos übersättigt und bei langweiligem Licht in uninteresanter Perspektive ohne bildbestimmendes Motiv fotografiert, also ist Dein Frust für mich nachvollziehbar. Mach ruhig noch ein paar Versuche, damit Du Dein Ziel erreichst: Ein sehenswertes Bild einer saftig grünen Waldaue. Keine leichte Aufgabe... :) |
Hallo Gottlieb!
Wie wahr, wie wahr! Es stimmt, vor Ort war die Stimmung ganz anders. Ich habe bewusst bewölktes Wetter gewählt, denn bei Sonne hat man nichts als Licht und Schatten. Ich war heute wieder im Wald unterwegs, habe diesmal aber bewusst ein Hauptmotiv in jedes Foto eingebaut. Auf alle Fälle vielen Dank für deinen ausführlichen Kommentar:top: |
Danke Siegrid für dein Frustfoto, denn so konnte ich wieder einen "echten Gottlieb" genießen:top:
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Zitat:
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Zitat:
http://www.sonyuserforum.de/forum/sh...d.php?t=150600 Hier gibt es jedenfalls jeweils ein zentrales Hauptmotiv:D Das trübe Wetter wurde wiederum bewusst genutzt, da sonst die Kontraste nicht zu bewältigen sind, zumindest bei den Wildbachfotos. |
Deine Bilderreihe gefällt mir ziemlich gut. Du hast schöne Motive gefunden, und sie toll in Szene gesetzt!
Aber: Ich sehe in jedem Bild, dass Du einen Hang zur Farbsättigung hast, und vielleicht auch zum Überschärfen. Die technischen Grenzen werden dabei so weit überschritten, dass die Bildiformationen bereits Verluste erleiden. Mir persönlich ist der visuelle Eindruck zu heftig. Wenn Du diese Bearbeitung zu Deinem Stil machen willst, dann mach das gerne. Du solltest aber den schmalen Grat zwischen erhöhter Bildwirkung und dem technischen K.O. kennen, und nur ganz leicht an dessen Grenze kratzen. Lass Dich einfach mal vom Histogramm bremsen. Das zeigt die technischen Grenzen, deren teilweise grobe Überschreitung man den Bildern schon ansieht. Dieses Phänomen entdeckt man häufig nach einem Umstieg von einer Kompaktknipse zu einer "richtigen" Kamera. Bilder aus Kompaktkameras wirken schon ohne Bearbeitung so ähnlich wie Deine. Ich vermute, wenn Deine Sehgewohnheiten etwas geschulter werden, dann lässt das Übersättigen und der Hang zu starken Kontrasten von alleine nach. :D Zusätzlich empfehle ich Dir, bei Bildern mit großem Dynamikumfang das Raw-Format zu nutzen. Die starken Farbveränderungen, die Du vornimmst profitieren ebenfalls davon. Diesen Beitrag kann ich im Bildercafé so nicht schreiben, weil die Rubrik einen anderen Ansatz hat. Dort würde man überwiegend Geschichten zum Bach- und Waldwandern erwarten. Solange der Link zu den Bildern hier steht, finde ich es okay, wenn meine Anmerkungen hier stehen. |
Hallo Gottlieb!
Ja, ich bin erst vor ein paar Monaten auf die SLR umgestiegen, gut erkannt. RAW´s sind gut, lediglich bei den Fotos vom Bach müsste ich dann manuell Belichtungsreihen anfertigen und mittels HDR Programm ein Foto erstellen. Die Kontraste zwischen der hellen Gischt und den dunklen Waldpartien sind anders nicht machbar. Nachdem ich kein externes HDR-Programm habe, bin ich auf das kamerainterne System angewiesen. Ich werde jedoch die Stufen herabsetzen, außerdem muss ich noch den Weißabgleich besser in den Griff bekommen, was natürlich bei RAW nachträglich super funktioniert. |
Zitat:
Du kannst natürlich auch einen manuellen Abgleich auf eine Graukarte machen. Ich habe das ein paar Mal probiert, aber in freier Natur gefiel mir das nicht immer, weil das Bild zu neutral wurde und nicht die erlebten Farben widerspiegelte. Du wirst Deine bevorzugte Methode sicher finden! |
So, nun der Wasserfall aus einer RAW-Datei. Behutsamer gefärbelt und geschärft.
Mir persönlich gefällt meine 1. Version besser. ![]() → Bild in der Galerie |
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