Kindliche Schwermut
 

Moin, moin,

diese Aufnahme entstand in der Musikschule "Saung Angklung Udjo Ngalagena" in Bandung (Java). In dieser Musikschule, die in zweiter Generation vom Sohn des Gründers Udjo Ngalagena geführt wird, lernen Kinder und Jugendliche, die sozial benachteiligt sind, das traditionelle Bambusinstrument Angklung. Das Angklung-Orchester ist auf Java sehr bekannt und beliebt, und es geht durchaus auf landesübergreifende Tourneen.

Überall in der Musikschule trifft man auf glückliche, ausgelassene und unbeschwerte Kinder, so dass dieses abgelichtete Kind sicherlich eine große Ausnahme darstellt. Ich weiß auch nicht, worüber das Mädchen so traurig war, aber ihr Blick war herzzerreißend





Dat Ei

Spielt sie gerade?

Auf mich macht sie nämlich eher einen hochkonzentrierten Eindruck denn einen traurigen... Manche Kinder schauen, wenn sie konzentriert sind, wild, wütend, traurig, verbissen, ohne dies wirklich zu sein. Ich habe schon mit Kindern an ihrem Ausdruck gearbeitet, weil sich manchmal die Anspannung zu stark im Gesicht wiederfindet. Aber da ich nicht dabei war, kann ich mich natürlich täuschen. Für mich als Instrumentallehrerin sieht es halt eher nach Konzentration aus.

SWumsetzung super, Korn mir persönlich etwas zu viel.

Moin Dana,

nein, im Gegensatz zu all den anderen Kindern in der Anlage stand sie teilnahmslos auf das Xylophon gelehnt im Abseits. Selbst ein Kontaktversuch eines anderen Mädchens, das sie zum Spielen animieren wollte, blieb ohne Reaktion.

Wenn das der Eindruck auf Dich ist, dann habe ich meine Aufgabe nicht erfüllt.

Die Zwerge, Kinder und Jugendlichen haben eine Mordsgaudi in der Musikschule. Es macht ihnen Spaß, in der Gruppe zu agieren, zu musizieren, sich dem Publikum zu präsentieren und gehen am Ende der Show ganz offen ohne Scheu auf die Touris zu, um mit ihnen zu tanzen, was angesichts der kleinen Stepke und den oftmals etwas plüschigen, tapsigen Touris ziemlich witzig aussieht.

Danke!


Dat Ei

Ah, ok. Naja, wer weiß, welche Laus ihr über die Leber gelaufen ist.

Warum? War es deine Aufgabe, einen Gesichtsausdruck darzustellen? Du hast ein Kind fotografiert, das nunmal so guckt. Und für mich guckt sie halt nicht total traurig, sondern eher "sich wegdenkend". Das hat nichts mit deiner Aufgabe zu tun. Es ist der Interpretationsspielraum. Ist mir lieber, als wenn ich in ein Kindergesicht mit Riesenaugen und Tränen darin schaue, das von oben aufgenommen ist, um noch mehr Mitleid mit dem Holzhammer zu erregen (machen die Brot für die Welt etc-Firmen gerne).
Ja, das glaube ich sofort. =)

Meine Kinder haben im Unterricht auch unglaublich viel Spaß. Trotzdem passiert es, dass, wenn sie sich konzentrieren, eben so einen Ausdruck im Gesicht bekommen. Ich hatte mal eine Kleine, die SO grimmig dreinschaute, dass ich jedesmal fast innerlich vor Lachen abgebrochen bin. :D

Gut, hier war die Situation anders, aber es ist nicht schlimm, andere Empfindungen bei deinem Bild zu bekommen als du sie hast. Das Bild wirkt trotzdem.

Menschliche Emotionen zu interpretieren ist immer subjektiv und mit hohen Täuschungspotential verbunden...
ich hätte auch eher einfach auf nachdenklich getippt...
Aber schönes Photo.

Hey Dana,

sie war regelgerecht apathisch. Keine abwehrende Haltung, um die Animationsversuche abzublocken, kein Gezicke, um die Animateurin zu verscheuchen, einfach nur minutenlang die Teilnahmslosigkeit. Und glaub mir, ich kann mich hinter der Kamera bestens zum Clown machen, wenn ich den Draht zu einem Kind aufbauen will - aber auch das hat null Ampere bei ihr erzeugt.

Ja, zwar nicht im Sinne einer extern auf mich übertragenen Aufgabe, sondern eher meine mir selbst gestellte Aufgabe, diese Melancholie des Mädchens einzufangen.

Diese Bilder sind eine Katastrophe, weil sie zum Geschäftsmodell gehören, Armut vermarkten und Menschen als Mittel zum Zweck sehen. Ich durfte auf meinen Reisen ein paar Erfahrungen mit Menschen in Dritte-Welt- und Schwellenländern sammeln. Wichtig war mir, den Leuten stets ihre Würde zu lassen, ihnen mit Respekt zu begegnen. Oft reichen wenige Augenkontakte, ein Lächeln, eine Geste, um nicht mehr als Schütze, sondern als interessierter Photograph wahrgenommen zu werden.


Dat Ei