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a65 19.05.2013 08:16

Richtig blitzen - Verständnisproblem
 
Hallo,

ich habe jetzt so viel zu dem Thema Blitzen gelesen (z. B. den Friedman-Abschnitt zum Blitzen in seinem Buch zur A77, Einiges von strobists' Blog oder sonstige Quellen), aber ich habe nach wie vor ein Verständnisproblem zur richtigen Belichtung mit Blitz:

Ich verstehe das eigentlich so: Der Blitz ist nur eine weitere Lichtquelle und diese ist erstmal unabhängig von der Belichtung. Andererseits weiss ja die Kamera nicht (vor dem Auslösen), wie die Belichtung zu stellen ist, wenn der Blitz auslöst. Deswegen schaut die Kamera während des Auslösens, ob die richtige Belichtung erreicht ist und schaltet dann den Blitz ab, wenn die Belichtung passt (TTL). Ich hoffe, ich habe nicht schon hier einen Denkfehler.

Nun habe ich einen Blog-Eintrag gelesen von Friedman, den ich wieder nicht verstehe:
click

Er drosselt die Blende immer weiter, was offensichtlich die Belichtung des Sensors reduziert. Trotzdem wird der Vordergrund (also sein Mensch-Motiv) immer richtig belichtet und nur der Hintergrund wird dunkler. Ich hätte erwartet, dass das ganze Bild dunkler wird. Wenn ich diesen Knoten mal auflösen könnte, dann hätte ich viel gewonnen...

erich_k 19.05.2013 08:35

Zitat:

Zitat von a65 (Beitrag 1447755)
Ich verstehe das eigentlich so: Der Blitz ist nur eine weitere Lichtquelle und diese ist erstmal unabhängig von der Belichtung. Andererseits weiss ja die Kamera nicht (vor dem Auslösen), wie die Belichtung zu stellen ist, wenn der Blitz auslöst. Deswegen schaut die Kamera während des Auslösens, ob die richtige Belichtung erreicht ist und schaltet dann den Blitz ab, wenn die Belichtung passt (TTL). Ich hoffe, ich habe nicht schon hier einen Denkfehler.

Das ist schon mal falsch. Früher zu analogen Zeiten war das so, aber mit Einführung der Digitaltechnik ist das bisher nicht mehr möglich.

Vor der eigentlichen Belichtung sendet der Blitz einen leistungsschwächeren Vorblitz aus, der für die Bestimmung der anschließenden Belichtung ausgewertet wird. Beim Auslösen wird dann aus den ausgewerteten Signalen der hoffentlich passende Hauptblitz ausgelöst.

hlenz 19.05.2013 09:42

Zitat:

Zitat von a65 (Beitrag 1447755)
Er drosselt die Blende immer weiter, was offensichtlich die Belichtung des Sensors reduziert. Trotzdem wird der Vordergrund (also sein Mensch-Motiv) immer richtig belichtet und nur der Hintergrund wird dunkler. Ich hätte erwartet, dass das ganze Bild dunkler wird. Wenn ich diesen Knoten mal auflösen könnte, dann hätte ich viel gewonnen...


Der Blitz "kennt" ja die Blendenwerte, egal ob es ein TTL-Blitz oder ein Automatikblitz ist, und blitzt bei kleiner Blende entsprechend stärker, damit das hauptmotiv immer richtig belichtet ist.
Willst du das gesamte Bild dunkler haben, stellst du eine (Blitz-)Belichtungskorrektur ein.

meshua 19.05.2013 12:18

In dem von dir genannten Link finde ich leider wenig verständlich erklärte Informationen. :flop:

Eine gute Lektüre mit Beispielen und sehr verständlichen Erläuterungen findes du hier:

Grundlegende Regeln/Techniken tauchen immer wieder in seinen Erläuterungen auf: Quality and Direction of Light, Balancing Available Light... Etwas Praktischeres - auch für Einsteiger - habe ich bisher nirgendwo anders gefunden. :top:

In der englischen Originalfassung von Fotograf Neil van Niekerk finden sich noch viel mehr anschauliche Beispiele und Erläuterungen, welche bisher nur nicht übersetzt wurden. Die Artikel sind nicht umsonst seit einigen Wochen meine persönliche Referenz zur Einführung in das Thema "Fotografie & Blitzlicht".

Man 20.05.2013 22:09

Zitat:

Zitat von a65 (Beitrag 1447755)
...Ich verstehe das eigentlich so: Der Blitz ist nur eine weitere Lichtquelle und diese ist erstmal unabhängig von der Belichtung. Andererseits weiss ja die Kamera nicht (vor dem Auslösen), wie die Belichtung zu stellen ist, wenn der Blitz auslöst. Deswegen schaut die Kamera während des Auslösens, ob die richtige Belichtung erreicht ist und schaltet dann den Blitz ab, wenn die Belichtung passt (TTL). Ich hoffe, ich habe nicht schon hier einen Denkfehler.

Nun habe ich einen Blog-Eintrag gelesen von Friedman, den ich wieder nicht verstehe:
click

Er drosselt die Blende immer weiter, was offensichtlich die Belichtung des Sensors reduziert. Trotzdem wird der Vordergrund (also sein Mensch-Motiv) immer richtig belichtet und nur der Hintergrund wird dunkler. Ich hätte erwartet, dass das ganze Bild dunkler wird....

Problem bei der Blitzbelichtung:
wie stark muss der Blitz ausgelöst werden, damit das Motiv (das Bild) richtig belichtet ist.

Lösung bei Filmkameras:
während der Belichutng wird die Reflexion vom Film gemessen. Sobald ausreichend viel Licht(reflexion) gemessen wurde, wird der Blitz abgeschaltet.
Der Metz-A-Modus arbeite nach einem ähnlichen Prinzip und funktioniert auch bei Digitalkameras. Statt der Lichtreflexion vom Film wird hierbei über einen eigenen Sensor im Blitz die Belichtung gemessen - dann steuert nicht mehr die Kamera den Blitz, sondern der Blitz steuert sich selbst.

Lösung bei Digitalkameras:
vor der eigentlichen Aufnahme erfolgt eine Testaufnahme mit einem Blitz mit exakter Stärke (auch Messblitz genannt). Über Vergleich der Belichtung ohne Blitz (direkt vor dem Messblitz) und der Belichtung mit Messblitz wird errechnet, wie stark der Blitz blitzen muss. Bei ADI wird zusätzlich noch berücksichtigt, wo sich das zu belichtende Motiv befindet (eingestellte Entfernung), um insbesondere eine Überbelichtung des Motivs zu vermeiden.

Belichtungszeit
bleibt bei eher bescheidenen Lichtverhältnissen (z. B. düsterer Innenraum) i. d. R. kleiner, als wie es zu einer vollständigen Belichtung mit dem zur Verfügung stehenden Umgebungslicht für eine korrekt belichtete Aufnahme notwendig wäre. (weshalb sollte man sonst blitzen?) Das ist nicht dramatisch, da das fehlende Licht vom Blitz geliefert wird. Um Verwackelungen oder Bewegungsunschärfen muss man sich dabei um so weniger Sorgen machen, je mehr der Blitz für die Belichtung des Motivs notwendig ist. Die Blitzabbrennzeit eines Elektronenblitzes liegt ca. zwischen 1/1000stel (bei voller Leistung) und 1/50.000stel (bei geringster Leistung) Sekunde.
In manchen Situationen zur Aufhellung des Motivs über den Blitz (z. B. bei Portraits im Gegenlicht) kann es sein, dass man kürzer als die Synchronzeit der Kamera belichten müsste. Hiefür kann man dann z. B. HSS-TTL nutzen.

Blende
steuert (wie bei Aufnahmen ohne Blitzeinsatz auch) die Tiefenschärfe. Da sich die Belichtungszeit beim Blitzen aufgrund der eingestellen Blende nicht ändert, wird der Hintergrund um so schwächer belichtet, je kleiner die eingestelte Blende ist.

Blitzreichweite
ist abhängig von der Leistungsfähigkeit des Blitzgerätes (Leitzahl bei ISO 100), der eingestellten ISO-Empfindlichkeit und der Blende. Als Faustformel gilt bei ISO 100: Leitzahl geteilt durch die eingestellte Blendenzahl = die korrekte (bzw. mögliche) Entfernung zum Motiv.
Die Lichtreichweite nimmt mit dem Quadrat zur Entfernung ab. Wenn ich das Motiv in 3 meter statt 1,50 meter Entfernung habe, benötige ich nicht nur die doppelte sondern die vierfache Leistung. Alternativ könnte man auch die ISO vervierfachen (z. B. von ISO 200 auf ISO 800) oder die Blende um 2 Blendenstufen öffnen (z. B. von Blende 8 auf Blende 4).

Auswirkung einer geänderten Blendeneinstellung bei einer Blitzaufnahme anhand eines Beispiels:
- bei 1/60stel Sekunde, 400 ISO und Blende 2,0 ist das Bild auch ohne Blitz ausreichend belichtet. Das Motiv ist 1 Meter entfernt, der Hintergrund ist 2 Meter entfernt. Wird bei dieser Einstellung mit Blitz fotografiert, wird dieser nur sehr schwach zur Aufhellung des Motivs eingesetzt - eine Überbelichtung ist leicht möglich.
- wird die Blende auf 2,8 geschlossen, reduziert sich die Hintergrundbeleuchtung um 1 Blendenstufe, das Motiv wird über den Blitz korrekt belichtet, ungefähr 1/4tel des Blitzlichtes kommt auch noch zur Belichtung des Hintergrundes dort an.
- wird die Blende auf 4,0 geschlossen, reduziert sich die Hintergrundbeleuchtung um 2 Blendenstufen, das Motiv wird über den Blitz korrekt belichtet, ungefähr 1/4tel des Blitzlichtes kommt auch noch zur Belichtung des Hintergrundes dort an.
Je mehr die Blende geschlossen wird, um so mehr wird die Belichtung des Motivs ausschließlich vom Blitz bestimmt, desto stärker muss der Blitz belichten und um so weniger trägt das Umgebungslicht zur Belichtung bei.
Dazu kommt noch: je weiter der Hintergrund weg ist, um so weniger macht sich der Blitz dort belichtungstechnisch bemerkbar.
Fotografiere doch einfach mal bei Nacht z. b. mit ISO 200, Blende 16 und 1/60stel Sekunde ein Portrait in 1 Meter Enfernung mit Blitz, Spotbelichtung oder Matrixmessung und dem Sternenhimmel als Hintergrund. Selbst von den (für sich gesehenen eigentlich ganz schön hellen) Sternen siehst du dann vermutlich nichts mehr.
Öffnest du die Blende auf z. B. 2,8, wird man noch den einen oder anderen Stern als Lichtpunkt erkennen können.
Es geht auch weniger extrem (die Sterne sind ja nun wirklich ziemlich weit weg), z. B. mit einem mäßig belichteten Gebäude in 20 Meter Entferung als Hintergrund statt dem Sternenhimmel (also immer noch nachts) und dem Motiv in 1 bis 2 Meter Entfernung.

Den Effekt (Hintergrund säuft bei der Blitzaufnahme ab) kann man vermeiden, wenn man über eine Langzeitblitzbelichtung für ausreichend belichtungsrelevantes Umgebungslicht sorgt. Dafür kann man über M die Belichtung so einstellen, dass selbst ohne Blitzeinsatz das Bild korrekt belichtet wäre oder man drückt die AEL-Taste während der Aufnahme. Je nach "Düsternis" kann das aber zu Verwackelungen/Bewegungsunschärfen sowie einer Art Geisterbild (das Motiv wird über den Blitz klar wiedergegeben, durch die Langzeitbelichtung scheint sich das Motvi aber halburchsichtig wie ein Geist auf dem Bild weiter zu bewegen - manchmal ist so etwas gewünscht, um die Bewegung zu kokumentieren, z. B. bei einem fahrenden Auto mit eingeschalteten Scheinwerfern) führen.
In geschlosenen Räumen mit hellen Decken oder Wänden kann man den Effekt (Hintergrund wird zu dunkel) deutlich abmildern, indem man indirekt über die Decke oder die Wand blitzt.

vlG

Manfred

a65 20.05.2013 22:52

Danke Manfred, das war sehr verständlich.

mrHiggins 19.06.2013 07:21

Einfaches Szenario:
Du machst ein Portrait einer Person in einem recht dunklen großen Raum. (Z.B. Bar). Spotmessung oder Mittenbetont auf die Person. Der Blitz erhellt die Person wenn er schwach blitzt, den Hintergrund nicht. Bei starkem Blitzen zwar auch den Hintergrund aber das ist gar nicht nötig da die Person sehr nah steht.

Der Blitz wird nun egal bei welcher Einstellung so stark blitzen, wenn TTL benutzt wird, dass das Gesicht richtig belichtet ist. Der Hintergrund ist nahezu unabhängig von Blitz. Belichtest du lange, hast du einen hellen Hintergrund, der Blitz muss für das gesicht weniger stark blitzen. Belichtest du kürzer, muss der Blitz mehr tun und der Hintergrund ist dunkler. Erst ab dem punkt wo der Blitz so stark ist dass der Hintergrund auch was abbekommt wird dieser wieder heller.

Neonsquare 19.06.2013 11:08

@mrHiggins

Nicht ganz: Normales Blitzen (also nicht HSS) ist unabhängig von der Belichtungszeit, solange man sich innerhalb der Synchronzeit befindet (also der Blitz bei vollständig sichtbarem Sensor abbrennt). Die Abbrennzeit des Blitzes ist die Zeitkomponente der zweiten (also der Blitz-)Belichtung.

Solange ISO und Blende nicht geändert werden, wird der Vordergrund stets mit der gleichen Blitzleistung aufgehellt. Deshalb funktioniert das auch bei manuell eingestelltem Blitz! Allerdings (!) verschiebt man bei unterschiedlichen Belichtungszeiten die "Balance" zwischen Umgebungslicht und Blitzlicht. Wird sehr lange Belichtet, dann überwiegt die Wirkung des Umgebungslichtes und der Blitz hat keine zusätzlich sichtbare Wirkung (abgesehen evtl. leichtes Aufhellen von Schattenpartien).

Gruß,
[neon]

meshua 19.06.2013 11:14

Zitat:

Zitat von mrHiggins (Beitrag 1457642)
Der Hintergrund ist nahezu unabhängig von Blitz.

Das ist so nicht korrekt. Für einen Füllblitz mag dies weitestgehend zutreffen. Ist der Blitz die dominierende Lichtquelle, hängt die Ausleuchtung des Hintergrunds auch vom Blitz (Leistung, Richtung, Abstand) ab.

Zitat:

Belichtest du lange, hast du einen hellen Hintergrund, der Blitz muss für das gesicht weniger stark blitzen. Belichtest du kürzer, muss der Blitz mehr tun und der Hintergrund ist dunkler.
Um den Hintergrund auszusteuern würde ich zunächst ISO und Blitzkompensation (FEC) anpassen. Eine Verlängerung ("Ziehen") der Belichtungszeit bringt i.d.R. zwei Probleme mit sich:
  • Unerwünschte Bewegungs-/Verwacklungsunschärfe tritt stärker auf.
  • Blitz wird bei längerer Belichtungszeit stärker beansprucht (Nachladezeiten und Abnutzung nimmt zu)

Dies sollte man bedenken, wenn man an der Belichtungszeit zieht. Sicherlich gibt es auch Situationen, wo es gewünscht ist bzw. man nicht drumherum kommt (HighISO bereits ausgereizt).

meshua

Neonsquare 19.06.2013 11:22

Zitat:

Zitat von meshua (Beitrag 1457692)
Blitz wird bei längerer Belichtungszeit stärker beansprucht (Nachladezeiten und Abnutzung nimmt zu)

Warum?


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