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Anaxaboras 07.04.2013 23:57

DRO bei kontrastarmen Motiven?
 
Weil es in einem anderen Thread einen kleinen Disput über Sinn und Unsinn von DRO bei kontrastarmen Motiven gab, habe ich heute mal einen kleinen Test gestartet.

Ich habe mit meiner A99 parallel RAW und JPEG aufgezeichnet. Die JPEGs erhalten die vorgegebene DRO-Einstellung, die RAWs naturgemäß nicht. Wichtig bei diesem Vergleich auch: Ich habe bei meiner A99 für JPEG den Bildstil Normal vorgeben, bei dem die Aufnahmen so wenig wie möglich aufbereitet werden - und nicht Standard.

DRO Auto brachte bei diesem Motiv keinen sichtbaren Unterschied zu DRO Aus (also RAW). Deswegen habe ich DRO auf den maximalen Level 5 hochgeschraubt:


-> Bild in der Galerie
0 EV RAW


-> Bild in der Galerie
0 EV JEPG DRO LV5

Man sieht hier m. E. sehr schön, dass DRO das Bild insgesamt heller macht, ohne jedoch die Lichter ausfressen zu lassen. Wohlgemerkt: Die beiden Aufnahmen sind mit identischer Belichtungseinstellung (f8, 1/160s, ISO 160) entstanden. Für mehr Kontraste oder Details sorgt DRO (bei dieser Art Motive) allerdings nicht.

Ich bevorzuge hier "meine" Methode: Exposure to the Right (ETTR). Dabei wird die Belichtungskorrektur so eingestellt, dass die hellsten Bildpartien gerade noch nicht ausfressen (hier war es +1,3 EV) - was dank des Live-Histogramms im EVF der A99 übrigens ein Klacks ist. Anschließend habe ich das Bild in Camera Raw 7.4 derart entwickelt, dass es meinem Geschmack entsprach (OK, nicht ganz - eher im Scott-Kelby-Stil):


-> Bild in der Galerie
RAW ETTR (+1,3 EV), entwickelt

Mein persönliches Fazit: Man kann sicherlich die Alphas so konfigurieren, dass sie in der jeweiligen Situation die bestmöglichen Ergebnisse liefert. Mir ist das allerdings zu umständlich, ich fotografiere lieber in RAW und mache nachher das aus dem Bild, was ich will.

LG
Martin

PS: Die Bilder entstanden unter verschärften Bedingungen: Eine ältere, leicht alkoholisierte Dame (Whisky statt Cognac) war sehr von unseren Kameras angezogen und fuchtelte ständig mit ihrer Knipse rum, weil sie ein paar Probleme damit hatte. Deswegen möge man mir den schiefen Horizont nachsehen. Gut sichtbar auch, dass das Tamron 24-135 deftig vignettiert - was mich jetzt aber nicht weiter stört.

mrieglhofer 08.04.2013 11:47

Das Ergebnis war vorhersehbar, da DRO ja selektiv die dunklen Stellen aufhellt. Damit bleiben die Licht gleich und das Bild wird visuell oft zu hell. Daher ist da immer die Empfehlung etwas dunkler zu korrigieren (stevemark Kamerabuch u.a.)
Auto DRO ist insofern sinnvoll, weil es den Kontrast ermittelt und dann bei kontrastarmen Motiven nichts korrigert, manuell eingestellt DRO ist natürlich im konkreten Fall kontraindiziert.

Deine ETTR Methode hat aber mit DRO aber nichts zu tun. Du hast damit einen deutlich höheren Kontrast, was bei dem Bild natürlich sinnvoll ist und du reduzierst mit Überbelichtung und Abdunkeln im RAW Konverter Rauschen sehr effektiv. Und wenn du die Schatten hochziehst, ist es immer noch kein DRO, weil DRO gezielt eine lokale Kontrastanpassung macht. Dafür müsstest du schon im PS mit Masken arbeiten.

wus 08.04.2013 11:56

Hallo Martin,

wärst Du auch so nett uzns mitzuteilen wie - mit welchen konkreten Einstellungen - Du das RAW entwickelt hast?

Danke!

Anaxaboras 08.04.2013 12:03

Zitat:

Zitat von mrieglhofer (Beitrag 1434949)
Deine ETTR Methode hat aber mit DRO aber nichts zu tun.

Das habe ich auch nie behauptet :D. Mir ging es lediglich darum, zu zeigen, dass ETTR bei kontrastarmen Motiven deutlich besser geeignet ist als DRO.

Zitat:

Zitat von mrieglhofer (Beitrag 1434949)
Du hast damit einen deutlich höheren Kontrast, was bei dem Bild natürlich sinnvoll ist und du reduzierst mit Überbelichtung und Abdunkeln im RAW Konverter Rauschen sehr effektiv.

Das ist ja Sinn & Zweck von ETTR. Und natrülich nicht zu vergessen, dass ETTR deutlich besser durchgezeichnete Tiefen bringt.

LG
Martin

Alle Einstellungen im RAW-Konverter zu dokumentieren, dürfte wohl etwas zu umfangreich werden :shock:.

dey 08.04.2013 12:31

Hallo Martin,

ich finde das Beuspiel für DRO auto oder L5 wenig aussagekräftig. Ich finde hier nichts, was nicht mit anderen Einstellungen bei der Belichtung auch möglich gewesen wäre.
Das Histogramm des ersten zeigt noch viel Spielraum nach rechts und das DRO wirkt einfach nur heller.
Somit wäre +0,3EV ähnlich ausgefallen, denke ich.

Wenn ich das richtig sehe, muss ich für sinnvollen Einsatz von DRO schon die Belichtungsgrenzen des Sensors anfassen. Deswegen hat er bei DRO auto auch ni xgemacht.

bydey

Anaxaboras 08.04.2013 12:49

Zitat:

Zitat von dey (Beitrag 1434976)
ich finde das Beuspiel für DRO auto oder L5 wenig aussagekräftig. Ich finde hier nichts, was nicht mit anderen Einstellungen bei der Belichtung auch möglich gewesen wäre.

Es ging ursprünglich um die Frage, ob DRO helfen kann, kontrastarme Aufnahmen zu verbessern. Meine These war, dass DRO für kontrastreiche Motive gedacht ist und im trüben Licht nicht weiterhilft. Das habe ich versucht, hier mit meinem kleinen Test noch einmal zu untermauern.

Eine bloße Änderung der Belichtung hätte an den Kontrasten nichts geändert. Hier fehlen im trüben Licht einfach die geringen und hohen Tonwerte. Und die erhalte ich nur durch eine nachträgliche Tonwertspreizung (ob Kontrast in der Kamera auf Maximum gestellt schon dazu gereicht hätte, habe ich nicht ausprobiert).

Wenn ich nun bei einem 8-Bit-JPEG die Tonwerte derart "auseinander ziehe", dass vom tiefsten Schwarz bis zu reinem Weiß alles abgedeckt ist, bekomme ich Tonwertabrisse im Histogramm. Schon um die zu vermeiden, nehme ich 12-/14-Bit-RAWs auf.

Die ETTR-Technik hilft zudem, den Tonwertreichtum in den Tiefen zu erhöhen, da sie das Problem der kleinen Zahlen minimiert (was wiederum mit gammakorrigierten 8-Bit-JPEGs nicht funktioniert). Das jetzt hier auszuführen, ginge mir jedoch zu weit - es geht ja vor allem um DRO.

Zitat:

Zitat von dey (Beitrag 1434976)
Wenn ich das richtig sehe, muss ich für sinnvollen Einsatz von DRO schon die Belichtungsgrenzen des Sensors anfassen. Deswegen hat er bei DRO auto auch ni xgemacht.

Nein, genau anders herum würde ein Schuh daraus: Wenn schon DRO bei derart kontrastarmen Motiven, müsste man die Belichtung tendenziell knapp halten (die Schatten werden ja von DRO aufgehellt). Das macht aber bereits der Belichtungsmesser (18%-Grau-Problematik). Im Vergleich zu den (aufgehellten) Tiefen dunklere Lichter retten hier aber die Aufnahme nicht - es fehlt einfach an Kontrasten (s. o.).

Selbst wenn es möglich wäre, die Kamera so einzurichten, dass sie bei flachem Licht knackige Ergebnisse liefert: Mir ist das zu kompliziert :D. Ich belichte einfach "nach rechts" (ETTR) und stelle dann im RAW-Konverter das gewünschte Ergebnis ein.
Wer Lust hat, kann ja mal die Möglichkeiten "in der Kamera" mit dem Sony Image Data Converter nachvollziehen: Einfach eine RAW-Datei aufnehmen und dann DRO, Helligkeit, Kontrast etc. pp. nachträglich einstellen. Diese Einstellungen lassen sich dann sicherlich auch in der Kamera reproduzieren - aber wie gesagt - not my way.

LG
Martin

mrieglhofer 08.04.2013 12:49

Zitat:

Mir ging es lediglich darum, zu zeigen, dass ETTR bei kontrastarmen Motiven deutlich besser geeignet ist als DRO.
Na ja, du hängst da schon ein paar Sachen zusammen, die nichts miteinander zu tun haben. DRO ist definitiv zur Verbesserung bei zu hohem Kontrast. Dass es da bei niedrigem Kontrast nicht besser ist als eine Normalaufnahme, sollte klar sein.

Bei einem kontrastarmen Motiv ist ETTR hinsichtlich Schattendurchzeichnung gleich gut als ETTL. Solange die ganzen Bits untergebracht werden, ist es bei der Nachbearbeitung nur ein hin-und herschieben des Offset. Nur das Rauschen wird stärker. Problematisch wird's bei hohem Kontrast. Wenn da ETTR genommen wird, bringst du das Maximum unter. Jede knappere Belichtung schiebt unten die Bits raus.

Neonsquare 08.04.2013 13:04

Zitat:

Zitat von mrieglhofer (Beitrag 1434981)
Bei einem kontrastarmen Motiv ist ETTR hinsichtlich Schattendurchzeichnung gleich gut als ETTL. Solange die ganzen Bits untergebracht werden, ist es bei der Nachbearbeitung nur ein hin-und herschieben des Offset. Nur das Rauschen wird stärker.

Hm... widerspricht der letzte Satz sich nicht mit dem vorher gesagten? Durch die lineare Tonwertverteilung (angenommen wir hätten "ideales" RAW) bleiben für die Schattentonwerte wesentlich weniger Abstufungen als für die Lichter. Ein ETTR aufgezeichnetes Bild sollte demnach eigentlich eine bessere Schattendurchzeichnung aufweisen, weil die Rauschebene niedriger liegt und damit mehr Information bleibt. Oder übersehe ich etwas?

Anaxaboras 08.04.2013 13:05

Zitat:

Zitat von mrieglhofer (Beitrag 1434981)
Na ja, du hängst da schon ein paar Sachen zusammen, die nichts miteinander zu tun haben.

Das ist ja nicht auf meinem Mist gewachsen :D:D:D. Die Idee, kontrastarme Motive per DRO zu verbessern, stammt aus :arrow: diesem Thread (ab #23). Und ich wollte eben zeigen, dass das m. E. keine so gute Idee ist :cool:.

LG
Martin

Anaxaboras 08.04.2013 13:11

Zitat:

Zitat von mrieglhofer (Beitrag 1434981)
Bei einem kontrastarmen Motiv ist ETTR hinsichtlich Schattendurchzeichnung gleich gut als ETTL. Solange die ganzen Bits untergebracht werden, ist es bei der Nachbearbeitung nur ein hin-und herschieben des Offset.

Nein. ETTR verbessert bei kontrastarmen Motiven die Schattenzeichnung, weil es dort beim Abdunkeln des tendenziell überbelichteten Fotos nicht zu Tonwertabrissen kommt. Eine Gefahr, die links im Histogramm aufgrund der kleinen Zahlen größer ist als rechts.

Bei kontrastreichen Motiven ist ETTR nicht möglich, weil hier von vornherein der Belichtungsspielraum voll ausgenutzt wird (oder sogar zu klein ist).

LG
Martin


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