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Report Velbon Ultra Rex i
Moin Allerseits!
Ich habe mich seit Wochen schlau gemacht, was ich mir wohl für ein Stativ zulegen könnte und schließlich schwirrte mir der Kopf! Es ist ja nicht so einfach, die teilweise stark subjektiv gefärbten Berichte und die "Erfahrungsberichte" derer, die noch nie das Stativ in der Hand gehabt haben, über das sie berichten, von denen zu trennen, die wirklich informativ und Fakten-basiert sind. Und es ist gar nicht so einfach, alle Stative, die einen interessieren, wirklich einmal life in die Hand zu nehmen und auszuprobieren. Da kann man sich die Hacken ablaufen! Auch herauszufinden, was einem selbst wirklich wichtig ist, ist nicht so trivial, wie es zunächst scheint... - Ich suchte ein leichtes Reisestativ, daß dennoch meine Sony alpha 580 plus Tamron 70-200, 2,8 wegstecken können sollte. - Ich bin 1,94 m und wollte mich nicht unbedingt ständig auf gut einen Meter Höhe bücken müssen. - Die Transportlänge ohne Kopf sollte möglichst keine 45 cm überschreiten. - Ich wollte in jedem Fall Makro-Tauglichkeit haben, was die Mindesthöhe angeht. Nachdem ich mir sehr viele Stative angeschaut und darüber gelesen habe (unter Anderem Cullmann Magnesit 525, diverse Giottos, Sirui T2204x, Manfrotto MA055, Slik, Feisol, Induro und Vanguard) war mir klar, daß Schwenkklemmen oder Drehverschlüsse für mich beides ok war, die Kompaktheit mit Kopf wichtiger war, als das letzte Gramm Gewicht und die gute Handhabung wirklich viel ausmacht. Irgendwann stieß ich dann auf das Velbon Ultra Rexi, über das leider im Internet nicht viel Belastbares gefunden werden kann. Häufig wird es mit den weniger stabilen anderen Ultra-Stativen von Velbon verwechselt und über den patentierten Beinauszug fand man die wirrsten Informationen. Deshalb hier nun einige Fakten und subjektive Bewertungen aus eigener Anschauung, nachdem ich das Ultra RExi erworben habe und damit (das sei vorausgeschickt) recht happy bin: Das Gewicht beträgt ca. 1300 g (Material der Beine Alu (30 mm größter Durchmesser, 19 mm kleinster Durchmesser), Mat. des Stativsternes = Magnesium), kompakte Länge 36 cm! (ohne Kopf), max. ausgezogene Länge 154 cm, teilbare Mittelsäule, Mindesthöhe mit meinem Sirui G20 Kopf = 19 cm bis unter den Kameraboden (knapp 10 cm ohne Kopf), invers umsteckbare Mittelsäule - mit hängender Kamera also "Höhe Null" möglich. Gut funktionierender Klemmmechanismus der MS mit Einhandbedienung. Selbstrückstellende Beinwinkelrasten (3 Positionen). 5 Beinsegmente (= 4 Auszüge). Fußenden mit stabilen Gummikappen (keine Spikes), kein Lasthaken an der Mittelsäule. Bezüglich der Funktionen das Wichtigste am besten zu erst: Der Drehverschluss der Beine! Das Rexi (was für ein blöder Name! Besitzt der japanische Entwickler einen Schäferhund?) hat nur 2 Drehverschlüsse an den Beinauszügen. Mit dem unteren allein können alle 4 Auszüge auf einmal ausgezogen werden. Und das geht so: Man dreht den Verschluss gegen den Uhrzeigersinn und spürt alle ca. 30 Grad Drehwinkel einen Rastpunkt, über den man aber hinwegdrehen kann. Wenn ich den Drehverschluss 120 Grad drehe, habe ich ich 4 Rastpunkte überwunden und weiss daher, ich kann nun 4 Beinsegmente ausziehen. Ein Dreh in Gegenrichtung nach dem Ausziehen der Beine (halbe Drehung reicht aus) fixiert alle Beinsegmente auf ein Mal bombenfest. Wenn ich nur einen Rastpunkt überwinde, kann ich auch nur ein Beinsegment ausziehen, mit zweien 2 Beinsegmente, etc. Genau so funktioniert es umgekehrt auch beim Einschieben. 4 mal "Klick" und ich kann alle 4 Beinsegmente auf ein Mal einschieben. In der Praxis geht das vollkommen problemlos und superschnell. Der obere Drehverschluss zieht nur das dickste Beinsegment allein aus. Wenn ich also alle Beinsegmente noch drin habe und nur etwas mehr Höhe benötige (und max. Stabilität) drehe ich nur den oberen Verschluss und ziehe allein das dickste Segment aus. In der Praxis ist dieses System beim Vollauszug weit schneller als alle anderen mir bekannten. Max. 3 Sekunden pro Bein... Etwas trickreicher und auch langsamer wird es, wenn ich z.B. alle Segmente ausziehen will, bis auf das letzte, dünne. Denn mit diesem System ziehe ich die dünnsten Segmente zuerst heraus. Der erste "Klick" gibt das dünnste Beinsegment frei und der letzte Klick gibt den dicksten Auszug frei. Um allein das dünnste Element drin zu lassen muss ich also zuerst alle 4 Segmente ausziehen, mit einer Drehung des Handgelenkes kurz festziehen (das stellt das "Klick-System" auf Null) und dann einen Klick öffnen, das dünnste Segment wieder einschieben und endgültig fest ziehen. Das hört sich jetzt vielleicht etwas komplizierter an, funktioniert aber in der Praxis immer noch unglaublich schnell. Wenn alle Beinsegmente ausgefahren sind ist das Stativ immer noch sehr steif! Nach meinem subjektiven Eindruck z.B. steifer als bei einem voll ausgezogenen Sirui T2204x (Kohlefaser). Ich habe Makroaufnahmen bei schlechtem Licht mit mehr als drei Sekunden Verschlusszeit gemacht (Selbstauslöser mit Spiegel-Vorauslösung) und habe absolut scharfe Aufnahmen erhalten, obwohl ich das Stativ auf volle Höhe mit Mittelsäulenauszug hoch gefahren hatte. Das war allerdings in der Wohnung. Bei starkem Wind draußen würde ich in jedem Falle die Säule eingefahren lassen - dies war ja nur zu Testzwecken. Die Nachteile: - Die Mittelsäule ist frei verdrehbar (keine Nut o.ä.) und besitzt keinen Lasthaken - den werde ich mir selbst nachrüsten. - Die Beinenden besitzen keine Spikes und sie sind auch nicht nachrüstbar. (allerdings: wann benötigt man diese wirklich? Ich fotografiere sicherlich kaum je auf Eis) Der Kaufpreis betrug 119,- Euro (plus noch einmal knapp 80 Euro für den Sirui G20 Kopf, der hervorragend zu dem Stativ passt). Das ist für die gebotene Stabilität und die Qualität meines Erachtens ein absoluter Kampfpreis! Das Stativ besitzt 10 Jahre Garantie - ein Indikator dafür, daß die Entwickler großes Vertrauen in ihr Bein-Auszugs-System besitzen. Das habe ich übrigens auch. Ich hatte vor dem Test im Laden einige Bedenken, was die Langzeittauglichkeit des Klick-Systems der Beine angeht! Aber diese sind wirklich zerstreut! Um kursierenden Spekulationen entgegenzuwirken: Es gibt keine "einrastenden Federmechanismen" o.ä. die verschleissen könnten! Die "weißen, runden Aussparungen" (Punkte), die auf Fotos in den Beinen sichtbar sind, sind keine Rastmulden für die Mimik! Dort sind (einmalig) die inneren, weißen Gleitbuchsen eingerastet. Da bewegt sich nichts mehr! Die "Rasten" entstehen durch Grate die über die ganze Länge der Beinsegmente laufen. Schwer zu erklären, ohne es zu zeichnen... Die Beine sind im Querschnitt nicht vollkommen rund, sondern sie besitzen einen "Grat", der die Rastfunktion ausübt. Das Ganze sieht jedenfalls wohl durchdacht und auch langzeit-stabil aus. Jeder, der sich mit Stativen schon einmal näher befasst hat kennt das: Das "Fass mal an da Gefühl" diese Stativs vermittelt trotz Leichtbau Vertrauen! Das ich mit dem Material Aluminium vielleicht ein paar Gramm gegenüber Carbon verschenke - ok, ce là vie... Aber dafür liege ich bei der kompakten Länge inkl. Kopf und Schnellwechselplatten-Aufnahme bei 45 cm! Die Klemmung der Mittelsäule erfolgt übrigens nicht durch einen Drehverschluss, sondern durch eine einhändig bedienbare Klemmlasche. Diese ist auch ein-, bzw. nachsstellbar (also, die Klemmstärke). Wie es mit der gesamten Langzeit-Robustheit wirklich aussieht wird sich zeigen. Die Mittelsäule ist natürlich auch nicht gedämpft und die Beinsegmente sind nicht gedichtet, so daß ich damit nicht gerade in die Wüste oder in Sumpf gehen würde. Aber dafür gibt es schließlich Profi-Stative mit einem mehrfachen des Preises... Ich hoffe, derweil helfen Euch meine Eindrücke bei Euren eigenen Entscheidungen weiter, beste Grüße von Stefan :top: |
Ich hab's auch und wurde per PN schonmal danach gefragt, konnte/wollte aber keine auch nur annähernd so ausführliche Einschätzung abgeben wie du. Also wer sich dafür interessiert, wird das sicher hilfreich finden, denn es gibt wirklich nicht soo viel dazu im Netz zu finden :top:
Ich habe es noch nicht so oft verwendet, bin mit dem Stativ bisher aber auch zufrieden - es wirkt real wesentlich wertiger als auf Produktbildern (da sieht es immer irgendwie nach Plastik aus). Es ist aber auch schwerer, als man bei der Größe erwarten würde. Der Knaller ist aber natürlich die ausgezogene Höhe in Verbindung mit dem mini Packmaß, dazu noch das clevere Auszugssystem - echt innovatives Teil. |
Drehklemmung und auch die Plastikanmutung der Abbildungen hatten mich bei diesem Modell damals abgeschreckt, nach dieser sehr ausführlichen und nachvollziehbaren Beschreibung (danke dafür!) sieht das anders aus, wobei ich inzwischen mit allen Stativen, die ich so brauche, versorgt bin.
Und dummerweise halten die ja ewig :-) Frank |
Danke für Euer erstes, positives Feedback - das freut mich natürlich!
Ich hab' mir gedacht, ich mache mir die Mühe, um auch Anderen einmal eine aussagekräftige Hilfe für eine Entscheidungsgrundlage zu geben. Ich habe auch ganz stark von vielen vielen Beschreibungen anderer Stative profitieren dürfen und war dankbar dafür! Gerade ist mir übrigens aufgefallen, daß ich einen weiteren, kleinen negativen Aspekt vergessen habe: Keines der Beine hat einen Schaumstoff-Mantel. Bei großer Kälte also am besten mit Handschuhen nutzen...oder selbst nachrüsten. Grüße von Stefan |
Danke für den Bericht, das Stativ kannte ich noch nicht. Hat Du es schon mit etwas schwereren Objektiven wie 70-400G oder 2,8/300 benutzt? Wenn ja, wie ist Dein Eindruck damit?
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Moin, moin,
Zitat:
Dat Ei |
Zitat:
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Danke! Das scheint ein wirklich interessantes Teil für das kleinere / kürzere Gepäck zu sein. Ich bin allerdings mit meinem Feisol derzeit schon ausreichend ausgerüstet.
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Ich war länger nicht mehr hier und möchte noch ergänzend berichten, wie sich da Velbon Rexi im Alltagsbetrieb so schlägt.
Das schwerste Objektiv, daß ich besitze ist das Tamron SP AF 70-200mm F/2,8 Di LD - das sind ca. 1,2 kg. Aus meiner Sicht nähert sich das auch schon langsam der Grenze, die das Rexi verträgt. Sicherlich packt es auch 2 oder 2,5 Kilo, aber man muss sich darüber im Klaren sein, daß das schon grenzwertig ist. Auf glattem Untergrund würden sich die dünnen Segmente schon etwas biegen. Da würde ich die dünnsten Rohre schon nicht mehr ausziehen und auch den zentralen Auszug unten lassen. So gesehen macht es auch Sinn, das kein Lasthaken verbaut wurde. Es brächte einem auch nichts, wenn man bei Wind einen 5 kg Rucksack an den Haken hängte und damit das Stativ überbelastete. Ich habe kürzlich in Norwegen am Fjord Nachtfotos bei 3/4 Vollmond mit dem obigen Tamron gemacht. Belichtungszeiten um die 30 - 50 Sekunden. Mit Spiegelvorauslösung und externem Auslöser war das Ergebnis wirklich gut und absolut scharf, obwohl ich das Stativ voll ausgezogen hatte und etwas Wind herrschte (vielleicht 4-5 Beaufort). Mein Bauchgefühl sagt mir aber, daß sehr schwere Objektive, über 2,5 kg, auf einem massiveren Stativ besser aufgehoben sind. Das sind die Grenzen des Anwendungszweckes, für den das Velbon konstruiert wurde. Dafür gewinne ich auch beste Trag- und Verstaubarkeit. Begeistert bin ich nach wie vor vom einfachen und unglaublich schnellen Handling. Die Dreh-Klemmung der Beine hat aber auch seine Tücken. Ich bin ziemlich kräftig und wenn ich die Klemmung richtig fest andrehe - nach dem Motto "viel hilft viel", dann kommt es schon mal vor, daß sich die Klemmung anschließend etwas gegen das Öffnen wehrt. Ich hatte das Gefühl, die Wandungen der dünnsten Rohre würden dabei vielleicht etwas tordiert. Aber man bekommt schnell ein Gefühl dafür, wie fest die Klemung angezogen werden muss, um jederzeit zu halten und sich dennoch anschließend problemlos lösen zu lassen. Wie sagte bereits mein Großvater immer: "Wo rohe Kräfte sinnlos walten..." (Ja, "Ei", ich weiss, es kommt von Schiller...) Noch ein Wort @ Dat Ei: Es ist ja sehr generös, daß Du uns an Deinem profunden Schulwissen teilhaben lässt! ;) Mir (und sicherlich auch den weitaus meisten anderen Fories) war durchaus bekannt, daß Rex mit König übersetzt werden muss... Umso ulkiger ist es doch, daß ein i angehängt wird. Wird aus dem Rex dann ein "kleiner König"? Ist das also eine Verniedlichungform? Muss man demnach das Produkt nicht ganz so ernst nehmen? Ist wahrscheinlich nur "japanisches Marketing"! :lol: Aber wie Du schon schreibst: das führt vom Thema weg und ist nur als spassige Randnotiz gedacht gewesen. Beste Grüße von Stefan |
Es gibt jetzt da meiner Meinung nach erste brauchbare Video-Review zu dem Stativ auf Youtube: http://www.youtube.com/watch?v=CrFyf_UdVLY
Ist natürlich nicht ganz unabhängig, wenn die die Stative kostenlos zur Verfügung gestellt bekommen, aber das einzige Video von brauchbarer Qualität, in dem man die Handhabung und Stabilität beurteilen kann. |
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