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cwogofoto 31.08.2020 18:56

Full-Frame fokussieren?
 
Hallo liebe Forumnutzer,

mein Name ist Christian und ich bin neu hier. Foto-technisch gesehen würde ich mich als blutigen Anfänger bezeichnen. So lerne ich gerade das manuelle Fokussieren. Mehr schlecht als recht, wie man hier sieht:

Meine Frage, die mich schon lange beschäftigt ist die, ob man nur punktuell fokussieren kann, oder auch einen größeren Bereich scharf, bzw. gleich das ganze Foto scharf stellen kann? Verbreiterung des Fokusfeldes - dazu habe ich nichts gefunden bisher. Auf dem Foto hätte ich gerne die Chrysanthemen scharf gehabt und zwar alle.

Vielleicht ist noch wichtig, welches Equipment ich benutze: Kamera: Sony Alpha 6000, Objektive: Minolta MD 70-210mm f/4.0 und Minolta MD 50mm f/1.7.

Ich bin schier am verzweifeln, da die Lösung wahrscheinlich ganz simpel ist. Sicher könnt Ihr mir weiterhelfen. Ich bin für jeden Vorschlag dankbar - das Foto kann auch gerne in der Luft zerissen werden, solange ich etwas dabei lerne, ok!

Liebe Grüße, Christian

subjektiv 31.08.2020 19:02

Das Fokussieren bezieht sich im Prinzip immer nur auf einen bestimmten Abstand von der Bildebene. Man kann aber einen Bereich scheinbar scharf bekommen, indem man die Unschärfekreise vor und hinter dieser Ebene kleiner bekommt. Das erreicht man durch Abblenden des Objektives (wodurch man natürlich mehr Licht oder eine längere Belichtungszeit braucht, um die selbe Belichtung zu erreichen).

Sinnvollerweise setzt Du Dich dafür mal mit dem Begriff Schärfentiefe auseinander und schaust, was Du dazu so findest. Und dann am besten einfach gleich mal rumprobieren...

Zusammengefasst könnte man sagen, je größer der Abbildungsmaßstab und die Blende des Objektivs sind, um so kleiner wird die Schärfentiefe. Daraus lassen sich im Prinzip alle möglichen weiteren Aussagen ableiten.

Robert Auer 31.08.2020 19:50

@cwogofoto: Zunächst einmal herzlich willkommen hier im Forum!
Im Prinzip hat "subjektiv" ja deine Frage bereits beantwortet. Daher von mir nur noch ein paar Links zum Nachlesen:
https://www.markuswaeger.com/2011/04...feldsteuerung/
https://www.experto.de/praxistipps/r...ler-fokus.html
Besonders gering ist der Schärfen(tiefen)bereich bei nahen Motiven - und - im Makrobereich entscheidet letztendlich der Abbildungsmaßstab über die Schärfentiefe:
https://www.makro-treff.de/de/artike...tiefenschaerfe

Windbreaker 31.08.2020 19:57

Ich empfehle, zuerst einmal die Grundsätze der Fotografie zu studieren.
Daraus ergeben sich dann schnell die Zusammenhänge.

Fuexline 31.08.2020 20:14

Blende 8 hat alles scharf gemacht,

wie schon erwähnt Fotografie Grundlagen lernen

subjektiv 31.08.2020 20:16

Zitat:

Zitat von Robert Auer (Beitrag 2157548)
- im Makrobereich entscheidet letztendlich der Abbildungsmaßstab über die Schärfentiefe:
https://www.makro-treff.de/de/artike...tiefenschaerfe

Das gilt natürlich nicht nur für den Makrobereich, sondern trifft die Sache generell.
Im Makrobereich fällt es halt jedem auf, weil es da so deutlich zutage tritt.
Aber es bleibt im Prinzip immer nur Abbildungsmaßstab und Blende, sofern man nicht mit Tricks wie Verkippen der Schärfeebene arbeitet.
Andere Brennweiten, Sensorgrößen und Abstände laufen letztlich auch immer darauf hinaus...

minolta2175 31.08.2020 20:50

Hallo,
die Kamera ist eine APS-C Kamera, die Objektive sind auch an einer Vollformat verwendbar.
In der Anleitung der Konica ist auf der Seite 46 für ein 50mm 1,7 Objektiv eine Tabelle für die Tiefenschärfe.
Bei der Blende 1.7 und 2m Abstand ist nur der Bereich von 1.92m bis 2.08m scharf.

https://www.buhla.de/Foto/Konica/Anl...n/T4Manual.pdf

Man 01.09.2020 18:13

Zitat:

Zitat von cwogofoto (Beitrag 2157534)
...ob man nur punktuell fokussieren kann, oder auch einen größeren Bereich..hätte ich gerne die Chrysanthemen scharf gehabt und zwar alle. ...Kamera: Sony Alpha 6000, Objektive: Minolta MD 70-210mm f/4.0 und Minolta MD 50mm f/1.7....Lösung wahrscheinlich ganz simpel ist....bin für jeden Vorschlag dankbar...

Zusammenhänge sind schnell erklärt - die erhoffte "Simple Lösung" sehe ich nicht.

Erstmal die Erklärung.
Man kann immer nur auf eine bestimmte Entfernung scharf stellen.
Theoretisch sind alle Punkte, die sich in (genau) dieser Entfernung vom Objektiv aus gesehen befinden, scharf. (In der Realität ist das wegen der je nach Objektiv mehr oder weniger vorhandenen Bildfeldwölbung nicht so, das soll uns jetzt aber nicht weiter beschäftigen.)
Tatsächlich erscheint uns immer ein Entfernungsbereich scharf, z. B. alles, was zwischen 1,0 und 1,1 Meter entfernt ist.
Abhängig ist dieser Bereich, in dem uns Motive scharf erscheinen, von
der Sensorgröße der verwendeten Kamera (hier APS-C; je kleiner der Sensor, desto größer ist der Bereich), der Entfernung zum Motiv (je weiter das Motiv entfernt ist, desto größer. Bei Entfernungseinstellung unendlich wird z. B. alles ab 15 Meter bis 2km alles scharf abgebildet), der Brennweite (je kleiner die Brennweite, desta größer), der Blende (je kleiner die Blende = je größer die Blendenzahl, desto größer. Aber vorsicht: bei Blenden > ca. 11 (der Wert ist abhängig von Sensorgröße) wird das gesamte Bild wegen Beugung wieder etwas unscharf).
Es gibg reichlich Tiefenschärferechner im Internet, mit denen man die Zusammenhänge dargestellt bekommt.
Neben Unschärfe wegen zu geringer Schärfentiefe kann noch Verwackelung (Kamera bewegt sich während der Aufnahmne) oder Bewegungsunschärfe (Motiv bewegt sich während der Aufnahme) dazu kommen.
In vielen Fotokursen (Volkshochschule, Youtube, Bücher) werden diese Zusammenhänge erklärt - häng dich da mal rein.

Lösung:
das Einfachste ist, mit einem Smartphone zu fotografieren. Wegen der winzigen Sensoren und der geringen Brennweite ist die Schärfentife dort (nicht immer gewollt) riesig.
Das willst du aber nicht hören, da ja deine Kamera/Objektive verwendet werden sollen, dann:
- Brennweite sollte möglichst klein sein - bei dir also das 50er.
- Bewegungsunschärfe sind bei dem Motiv kaum zu erwarten - trotzdem auf Windstille achten
- Verwackelungen können leicht vorkommen und sind ebenso leicht zu vermeiden:
a) möglichst stabiles Stativ verwenden
b) Kamera oder Stativ während der Aufnahme nicht berühren = Fernauslöser (sollte bei der A6000 über Smartphone möglich sein) verwenden
- Blende auf 11 einstellen (die digitalen Aufnahmen kosten ja nichts - also auch mal 5,6; 8; 16 ausprobieren, vielleicht gefällt dir die Aufnahme damit besser)
- Enfernung über Sucherlupe innerhalb des gewünschten Schärfebereichs ungefähr auf 1/3 einstellen. Wenn du zwischen 0,60 cm und 0,90 cm alles scharf haben möchtest also auf 0,70 cm. Hintergrund: ungefähr 1/3tel vor und 2/3tel nach dem eingesten Entfernungspunkt endet die Schärfentiefe
- niedrige ISO (z. B. ISO 100) verwenden.
- Belichtungszeit entweder die Kamera einstellen lassen (Modus A) oder selbst (Modus M). Da die Kamera auf einem stabilen Stativ steht, sind auch lange Belichtungszeiten machbar.
- wenn du in JPG (statt RAW) aufnimmst und das Bild direkt (unbearbeitet) aus der Kamera verwenden möchtest: in der Kamera Schärfe und Kontrast auf höhere Werte einstellen. Noch besser wäre Aufnahme in RAW und schärfen erst in der Bildbearbeitung - das ist aber nicht ganz so einfach, wie es sich anhört.
Natürlich kannst du auch JPG-Bilder in einem Bildbearbeitungsprogramm nachträglich schärfen. Probiere die Varianten einfach mal aus.
- üben, üben, üben (und nicht ärgern - das hat noch nie bei jemandem auf Anhieb zu 100% funktioneirt - ich kenne jedenfalls keinen, der das von sich behauptet)

HikerandBiker 02.09.2020 11:16

Diesen Text sollte man kopieren und immer dann posten wenn mal wieder die Frage nach den unscharfen Fotos kommt. Hier sind meistens immer die Linsen schuld, der Frontfokus, der Backfokus, dann sind sie dezentriert. Selten erkennt jemand, dass er das Problem ist.
Dem Fragesteller könnte mit diesem Post geholfen sein wenn er das alles beherzigt.

cwogofoto 05.09.2020 16:42

Danke!
 
Ich danke allen, die hier auf meine verzweifelte Frage geantwortet haben. Ich versuche alles zu beherzigen. Die Idee von HikerAndBiker habe ich aufgegriffen und mir den Text von Man kopiert und für mich zum Üben gespeichert.

Ihr merkt, ich bin also dran am Thema und versuche das vielfach beschriebene Zusammenspiel für mich zu verinnerlichen. Vielleicht kommt ja dann auch demnächst etwas aus meiner Sicht Veröffentlichbares heraus, wenn das denn der Kritiker in mir zulässt.


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